Bargeld verliert als Zahlungsmittel an Bedeutung. Bezahlen ohne Nötli und Münzen ist bei den Schweizer Konsumenten nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Trend. Zwar ist Bargeld immer noch das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel an der Ladenkasse, wie aus einer Studie der EZB hervorgeht. Doch gemessen am Wert übertrafen Kartenzahlungen erstmals Noten und Münzen.
Die Corona-Pandemie habe den Trend zu elektronischen Zahlungsmitteln beschleunigt. Eine Mehrheit der Konsumenten bevorzuge nun elektronische Zahlungsmittel. Laut einem 15-Länder-Vergleich der Unternehmensberatung Strategy& bevorzugen nur noch 35 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Bargeld als Zahlungsmittel. Der Rest zahlt lieber per Karte oder App.
59 Prozent zahlen bar
Und im restlichen Europa? Der Studie zufolge wurden in diesem Jahr 59 Prozent der Transaktionen am Verkaufsort in bar abgewickelt. Vor drei Jahren waren es noch 72 Prozent. Noten und Münzen sind demnach weiterhin das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel in Geschäften – bei kleineren Summen. Die Mehrheit der Konsumenten (60 Prozent) hält es für wichtig, Bargeld als Zahlungsoption zu haben, um den Überblick über ihre Ausgaben zu behalten und ihre Privatsphäre zu schützen.
Grössere Beträge zahlen Konsumenten im Euroraum dagegen am häufigsten mit Karte. Der Anteil der Zahlungen mit Karten an den Transaktionen stieg im Vergleich zur letzten Befragung 2019 um 9 Prozentpunkte auf 34 Prozent, wobei Konsumenten vor allem auf kontaktlose Zahlungen setzen. Karten gelten als schneller und einfacher in der Handhabung.
Malta liegt vorne
Am grössten ist die Beliebtheit von Noten und Münzen in Malta. Gemessen an der Zahl der Transaktionen und dem Wert der Zahlungen dominieren dort immer noch Noten und Münzen. In Deutschland hat die Liebe der Menschen zum Bargeld als Zahlungsmittel nachgelassen, wie eine Studie der Deutschen Bundesbank ergab. Die Mehrheit der Bezahlvorgänge für Wareneinkäufe und Dienstleistungen wird dort mit Noten und Münzen beglichen. Doch gemessen am Umsatz liegt die Karte inzwischen vorn.
Mobiles Bezahlen zum Beispiel mit dem Handy gewinnt bei den Menschen im Euroraum der EZB zufolge zwar an Bedeutung. Der Anteil liegt aber bislang nur bei 3 Prozent der Transaktionen und bei 4 Prozent des Wertes. Der Anteil der Online-Käufe an allen täglichen Transaktionen im Euroraum stieg auf 17 Prozent gegenüber 6 Prozent im Jahr 2019.
Kommt der digitale Euro?
«Die EZB setzt sich dafür ein, dass die Konsumenten sowohl jetzt als auch in Zukunft frei wählen können, wie sie bezahlen wollen», versicherte Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. «Mit unserem Bekenntnis zum Bargeld und unserer laufenden Arbeit an einem digitalen Euro wollen wir sicherstellen, dass das Bezahlen mit öffentlichem Geld immer eine Option ist.»
In der Schweiz soll Bargeld übrigens bald nicht mehr zwingend angenommen werden müssen. Dieser Meinung ist zumindest der Bundesrat. Er hält eine Bargeldannahmepflicht für einen zu grossen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit und die Vertragsfreiheit.
Verschwinden von Bargeld vermeiden
Der Bundesrat verabschiedete bereits am 9. Dezember nämlich einen Bericht, den er im Auftrag des Parlaments verfasst hatte. Er ist zwar der Meinung, dass ein «weitgehendes Verschwinden» von Bargeld vermieden werden müsse, solange es keine gleichwertige bargeldlose Alternative gebe.
Dennoch will der Bundesrat wie heute den Haushalten und Unternehmen die Wahl lassen zwischen Bargeld und alternativen Zahlungsmitteln. Eine zwingende Bargeldannahmepflicht hält er weder für angemessen, noch für nötig.
«Bargeld wird noch lange bestehen»
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannte sich jedoch erst kürzlich wieder zum Bargeld. Trotz der Zunahme elektronischer Zahlungsmittel geht die SNB davon aus, dass Bargeld bei den Leuten beliebt bleibt. «Ich bin überzeugt, dass Bargeld noch lange bestehen wird», sagt SNB-Vizedirektor Martin Schlegel am Dienstag in einer Rede anlässlich des Forums für Finanzstabilität in Liechtenstein. (pbe/SDA)