Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» hat sie einst zur «Crypto Queen» gekürt. Jetzt macht Olga Feldmeier (44) ihrem Titel alle Ehre: Sie bringt das erste Schweizer Krypto-Unternehmen an die Börse. Smart Valor, ein Verwahrer und Wechseldienstleister für Kryptowährungen. Feldmeier hat das Unternehmen 2017 gegründet. Mittlerweile beschäftigt sie 50 Angestellte und will mit dem Börsengang 88 Millionen Franken aufnehmen.
«Uns geht es aber nicht ums Geld», stellt Feldmeier im Gespräch mit Blick klar. Die Investitionen in Blockchain-Unternehmen wie Smart Valor gehen so oder so durch die Decke. «Mit dem Börsengang wollen wir vielmehr zeigen, dass wir ein glaubwürdiges und transparentes Unternehmen sind.»
«Kritik am Krypto-Bereich ist berechtigt»
Der Krypto-Bereich gilt als undurchsichtig. Mit Kryptowährungen könne spielend einfach Geld gewaschen werden, so einer der Vorwürfe. «Die Kritik ist zum Teil berechtigt. Viele Unternehmen in unserer Branche agieren auf irgendwelchen Inseln», gibt Feldmeier zu und spielt damit auf Steueroasen wie etwa die Marshallinseln an. «Diese Firmen werfen auch auf uns einen Schatten. Daraus wollen wir nun hervortreten.»
Smart Valor versteht sich als Verwahrer und Wechseldienstleister für Kryptowährungen: Kunden können dort Bitcoin, Ether und andere Coins kaufen, umtauschen und verkaufen.
Wer an die Börse geht, muss strenge Richtlinien erfüllen. Smart Valor ist nicht nur das erste Schweizer Krypto-Unternehmen, dem das gelingt, sondern eines der ersten weltweit. An der US-Technologiebörse Nasdaq ist mit dem US-Krypto-Konzern Coinbase erst ein einziges anderes Blockchain-Unternehmen notiert. «Wir sehen uns als Vorbild für die ganze Branche», sagt Feldmeier stolz.
Hyperinflation in der Sowjetunion erlebt
Der Börsengang von Smart Valor erfolgt allerdings nicht am Nasdaq in den USA, sondern am Nasdaq First North in Schweden, einem alternativen Marktplatz der US-Technologiebörse. So oder so: «Smart Valor bleibt in der Schweiz, das ist Teil unserer DNA», stellt Feldmeier klar. Sie schwärmt, dass die hiesigen Voraussetzungen im Vergleich etwa zur EU «sehr progressiv» seien. Auch persönlich ist sie hier stark verwurzelt, lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Zentralschweiz.
Dass Feldmeier sich überhaupt mit Kryptowährungen beschäftigt, hat mit ihrer Lebensgeschichte zu tun. Aufgewachsen ist die heute 44-Jährige in einfachsten Verhältnissen in der damaligen Sowjetrepublik Ukraine. Ihre alleinerziehende Mutter war Pianistin, das Geld war knapp. Besonders mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der folgenden Hyperinflation des sowjetischen Rubels. Feldmeier verlor das Vertrauen in staatliche Währungen – zumindest, wenn die Staaten nicht demokratisch regiert sind.
Glocke kommt aus den USA
Dank eines Stipendiums konnte Olga Feldmeier Wirtschaft in München studieren – und legte eine regelrechte Tellerwäscherkarriere hin. 2010 kam sie in die Schweiz und arbeitete für die UBS. Später wechselte sie ins Silicon Valley, kam aber wenig später für die eigene Firmengründung zurück.
Dass Smart Valor nach gerade einmal fünf Jahren an die Börse geht, ist für Feldmeier eine «sehr grosse Errungenschaft». Entsprechend aufgeregt ist sie, am Donnerstag die traditionelle Glocke zum Börsengang zu läuten. «Der Nasdaq hat uns die Glocke extra mit dem Flugzeug nach Zürich geschickt!» Um 08.45 Uhr ist es so weit.