In El Salvador zu leben, ist ein Risiko. Nicht nur, weil das Land die höchste Kriminalitäts- und Mordrate weltweit aufweist, sondern auch wegen der Bitcoin-Strategie von Präsident Nayib Bukele (40).
Im September hat der «CEO von El Salvador», wie sich der Präsident auf Twitter nennt, im ganzen Land Bitcoins als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Das Angebot an Bitcoin-Geldautomaten wurde massiv ausgebaut und alle Unternehmen wurden aufgefordert, Bezahlungen mit der Kryptowährung zu akzeptieren.
Seit der Einführung sorgt zudem für Aufsehen, dass Bukele schon über 71 Millionen US-Dollar an Staatsgeldern in Bitcoins investiert hat. Erst am Freitag kaufte der Präsident für weitere 15 Millionen Dollar von dem Digitalgeld, wie er auf Twitter vermeldete.
Er braucht 17 Milliarden Dollar
Mittlerweile besitzt der 21'000 Quadratkilometer kleine Staat laut «Forbes» mindestens 1800 Bitcoins. Gekauft wurden alle vom Präsidenten, wie er sagt sogar mit seinem eigenen Handy. Bisher hat sich Bukeles Investition nicht ausgezahlt – im Gegenteil! Laut dem Businessportal «Bloomberg» sind El Salvadors Bitcoins aktuell weniger als 55 Millionen Dollar wert. Das bedeutet einen Verlust von 22 Prozent in vier Monaten.
Der Präsident, der früher als Werbefachmann arbeitete, macht sich darüber wenig Sorgen. Bukele hat mit El Salvador viel vor. Er will den Kleinstaat als internationale Krypto-Hochburg etablieren. Sogar eine Bitcoin-Stadt an der salvadorianischen Küste ist geplant, die als Krypto-Mining-Hotspot dienen soll. Damit bezeichnet man den Vorgang, wie man neue Einheiten einer Kryptowährung generieren kann. Salopp ausgedrückt kann man sagen, dass der Präsident neue Bitcoins «schürfen» will.
Die Bitcoin-City soll ein Krypto-Paradies werden: Es wird einzig eine zehnprozentige Mehrwertsteuer erhoben, und zudem sollen Blockchain-Investoren schneller eine Staatsbürgerschaft erhalten. Laut Präsident Bukele benötigt er für diesen Plan ungefähr 17 Milliarden Dollar. Eine horrende Summe, wenn man bedenkt, wie hoch verschuldet das Land ist.
Staatsbankrott droht
So weist El Salvador bereits eine Staatsverschuldung von über 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – insgesamt 23,3 Milliarden Dollar. Im Juli stufte das Risikomanagement-Unternehmen Moody's das Kreditrating des Landes auf Caa1 herab, was ein sehr hohes Kreditrisiko bedeutet.
Gleichzeitig ist El Salvador abhängig vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und streitet sich aktuell mit diesem um einen dringend benötigten Kredit über 1,3 Milliarden Dollar. Der IWF hatte die Regierung noch im Herbst vergeblich vor den Krypto-Experimenten gewarnt. El Salvador geht ein grosses Risiko ein, sollte der Kredit abgelehnt werden. Sollte zudem die Bitcoin-Talfahrt weitergehen, droht dem Land ein Staatsbankrott.