Ösi-Expansionschef über Offensive mit Ikea-Klon Mömax
«Wir sind aggressiv bei den Preisen»

Auf einer Fläche so gross wie ein Fussballfeld ist der erste Mömax-Ableger der Schweiz eröffnet. Im aargauischen Spreitenbach. Bis Ende 2021 sollen es bis zu 15 Filialen im ganzen Land sein. Nur eine Region bleibt aussen vor. Vorerst.
Publiziert: 05.08.2020 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2020 um 15:49 Uhr
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Meinrad Fleischmann (59): einst Chef der Pfister-Gruppe, jetzt Wegbereiter von Mömax.
Foto: Selina Berner
Interview: Marc Iseli

Heute Mittwoch eröffnen die ersten beiden Mömax-Filialen in Spreitenbach AG und Emmen LU. Das Format gehört zur XXXLutz-Gruppe und wurde einst als Antwort auf Ikea entwickelt. Wegbereiter für die Österreicher in der Schweiz war Meinrad Fleischmann (59). BLICK traf ihn bereits gestern.

Fleischmann war einst Chef von Möbel Pfister. Der Vorgänger von Matthias Baumann (47). Sein Herz schlägt für Möbel und Mode. Was war seine Rolle beim Pfister-Deal? Welche Rolle spielte er beim Kauf der sechs Interio-Standorte? Was sind die Pläne von Mömax in der Schweiz. Hier die Antworten.

Herr Fleischmann, wer sind Sie?
Meinrad Fleischmann: Ich bin verantwortlich für die Expansion der XXXLutz-Gruppe in der Schweiz und suche Standorte für die Gruppe. Jetzt primär für Mömax, aber auch für andere Formate von XXXLutz.

Früher waren Sie Chef von Möbel-Pfister, richtig?
Bis 2015, richtig,

Welche Rolle haben Sie beim Kauf von Pfister durch die Lutz-Gruppe gespielt?
Keine.

Das kann man fast nicht glauben.
Das war aber so. Ich war nur beim Interio-Deal stark involviert. Als die Lutz-Gruppe sechs Standorte von der Migros übernommen hat.

Wie lief das genau?
Seit letztem Frühsommer war klar, dass Migros Interio verkaufen will. Da war die Kontaktaufnahme logisch. Zumal ich bereits damals auf Standort-Suche war.

Exklusiv für Mömax?
Nicht nur, aber prioritär. Für Mömax brauchen wir eine Fläche von 5000 bis 6000 Quadratmetern. Für eine XXXLutz-Filiale ist das zu klein.

Wie gross ist die Fläche in Spreitenbach?
Gut 5000 Quadratmeter.

Wenn ich hier durchs Sortiment gehe, dann bleibt der Eindruck: Mömax ist ein Grossangriff auf Ikea.
Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Wir richten uns nicht an einem einzelnen Konkurrenten aus. Es wäre auch gefährlich, primär und ausschliesslich am Felsen Ikea zu rütteln. Wir haben eine eigenständige Positionierung im Bereich Preiseinstieg. Also im Kuchen, wo sich auch Ikea bewegt. Wo aber auch Lipo und Conforama sind.

Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Wir bieten im Preiseinstieg die bessere Qualität als die übrigen.

Trotzdem: Ikea hat Pax, Kallax, Stockholm. Mömax hat den Fleckerlteppich Julia, den Led-Strahler Fritz, die Vorratsdose Jochen. Das ist doch eine Kopie.
Das kommt etwas aus der Geschichte heraus. Anfangs der 00er-Jahr suchte die Lutz-Gruppe eine Antwort auf Ikea in Österreich. Daraus entstand Selbstbedienungskonzept, das seinerzeit stark an Ikea angelehnt war. Das ist richtig. Aber in der Zwischenzeit haben wir eine eigenständige Position erarbeitet. Wir arbeiten mit mehr Naturholz, sind teilweise spielerischer und dekorativer. Aber natürlich sind wir auch preisaggressiv. Wir haben ein Best-Price-Versprechen, das wir einlösen wollen.

Stört Sie der Vergleich mit Ikea?
Ein wenig. Wir haben grossen Respekt vor dem Mitbewerber. Uns ist klar: Etwas nachzumachen oder zu imitieren, das ist nicht der Weg, um erfolgreich zu sein.

Sechs Mömax-Filialen sind für dieses Jahr geplant. Was folgt 2021: nochmals ein halbes Dutzend Filialen – oder mehr?
Es gibt kein fixes Ziel. Sicher ist aber: Wir wollen in der deutschen und der französischen Schweiz flächendeckend vorhanden sein.

Ticino bleibt Mömax-frei?
Vorerst.

Das hat nichts mit Corona zu tun?
(Lacht) Nein. Mit dem Potenzial des Tessins. Das sind rund 350'000 Einwohner von mehr als 8,6 Millionen. Für das Tessin müssten wir in der Gruppe eine zusätzliche Sprache einführen. Das ist wahrscheinlich schwierig und wenn überhaupt ein Thema, wenn die Lombardei erschlossen werden sollte. Der Fokus liegt also auf der Deutschschweiz und der Romandie. Über den Daumen gepeilt sind das dann Ende 2021 hoffentlich 12 bis 15 Standorte.

Nochmals bis zu zehn neue Filialen: Wo werden die sein? Wer verkauft?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es wird weiterhin Konkurrenten geben, die schliessen. Es gibt auch Projekte, die am Entstehen sind. Ich habe auch eine Wunschliste für Standorte.

Wer ist ganz oben?
Genf, Raum Lausanne, Wallis und Freiburg sind die Favoriten für die Westschweiz. In der Deutschschweiz ist es der Raum vom linken Zürichseeufer bis nach Chur, vielleicht auch noch Winterthur.

Das ist personalintensiv.
Ja, wir beschäftigen jetzt zwischen 220 und 230 Personen. Knapp 200 haben wir von Interio übernommen. Wir haben seinerzeit allen ein Angebot gemacht – zu vergleichbaren Konditionen. 90 Prozent haben das Angebot angenommen. Und wir haben noch zusätzliche Mitarbeitende rekrutiert. Und es werden mehr werden.

Können Sie uns eine Zahl nennen?
Wenn es alles nach Plan läuft, werden wir schon in wenigen Jahren zwischen 600 und 700 Leute beschäftigen.

Das ist ein grosser Hosenlupf. Und das zur Corona-Zeit.
Das Virus hat uns zum Teil auch etwas geholfen. Die Leute waren acht Wochen zu Hause. Sie hatten Zeit, neue Pläne zu machen und haben entdeckt, welche Möbel neu gekauft werden sollen. Seit der Wiedereröffnung verzeichnen die hiesigen Möbelhäuser einen regelrechten Run. Auch im Sommer.

Was zieht am besten: Küchenware? Sofas?
Grosse Tische sind beliebt. Weil wir eine grosse Tischkultur in der Schweiz haben. Wir essen gemeinsam, diskutieren am Tisch, trinken Kaffee zusammen.

Ikea macht mit Klein-Accessoires das grosse Geschäft. Die Leute kaufen einen Stuhl – und dazu 30 andere kleine Sachen, die sie dann in die blaue Tasche packen, die bei Mömax türkis-grün ist. Wie siehts bei Ihnen aus?
Ähnlich. Aber in der Tendenz ist der Möbel-Anteil bedeutender. Wir sind breiter und tiefer im Sortiment als Ikea, die wahrscheinlich einen hohen Anteil mit ein paar Rennern machen wie zum Beispiel Pax und Billy.

Sie stecken in einem Verdrängungswettbewerb?
Ja, auf jeden Fall. Aber es ist ein günstiger Zeitpunkt aktuell. Wir hatten zehn sehr schwierige Jahre im Schweizer Markt, ausgelöst durch die Euro-Krise und den Einkaufstourismus. Die Endpreise mussten 20 Prozent runter. Dadurch sind recht viele Anbieter vom Markt verschwunden, nicht nur Interio. Es ist vieles in Bewegung, Livique hat sich eben erst nach oben abgesetzt ins teurere Segment. In dieser Zeit, wo so viel Bewegung ist, hat es ein Newcomer einfacher, Marktanteile zu erobern.

Können Sie eine Zahl auf den Schweizer Möbelmarkt setzen?
Es waren mal knapp 4 Milliarden Franken. Jetzt wohl noch 3,2 Milliarden.

Wie viel will die Lutz-Gruppe haben?
Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich kann nur für Mömax sprechen.

Wie viel will Mömax haben?
Einen bedeutenden Anteil.

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