Die EU-Arzneimittelbehörde EMA macht am Montag den Weg frei für den Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax: Sie gibt grünes Licht und empfiehlt die Zulassung des Proteinimpfstoffs in der EU. Nach eingehender Bewertung sei der zuständige Ausschuss zu dem Ergebnis gekommen, dass «die EU-Kriterien zu Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität erfüllt werden», teilte die EMA mit.
Bald könnte das Impfmittel auch in der Schweiz zugelassen werden. Die Schweiz hat eine Million Dosen von Nuvaxovid vorbestellt – mit Option auf weitere fünf Millionen. Der Impfstoff ist in der Schweiz momentan jedoch noch nicht zugelassen. Es wurde auch noch kein Zulassungsantrag gestellt. Gemäss Unterlagen, die Blick vorliegen, rechnet der Bund derzeit damit, dass erste Dosen kommenden Februar in der Schweiz verfügbar sein werden.
Behörden hoffen, dass Nuvaxovid auch bisher nichtgeimpfte Menschen zum Piks bewegt, die Zweifel an den Technologien der übrigen Wirkstoffe haben. Bei dem Vakzin handelt es sich um einen Totimpfstoff, der für die Immunisierung abgetötete Bestandteile des neuartigen Coronavirus enthält.
Im Kühlschrank lagerbar
Bislang sind in der EU und der Schweiz nur Corona-Impfstoffe auf Grundlage anderer Methoden zugelassen: Die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie sowie die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson.
Novavax setzt hingegen auf die traditionelle Methode des Totimpfstoffs. Damit stösst das Mittel unter anderem bei Menschen auf Interesse, die Vorbehalte gegen eine Immunisierung mit mRNA-Vakzinen oder Vektorimpfstoffen haben. Novavax hatte im Juni mitgeteilt, sein Corona-Vakzin habe eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent.
Novavax verwendet für sein Vakzin das sogenannte Spike-Protein von Sars-CoV-2 und reproduziert dieses massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung damit Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Weil der Impfstoff sich – anders als beispielsweise das Biontech-Pfizer-Vakzin – bei Kühlschranktemperatur lagern lässt, gilt das Mittel auch als Hoffnungsträger für ärmere Länder.
Novavax plant Omikron-spezifisches Vakzin
Doch womöglich ist der Zeitpunkt der EU-Zulassung ungünstig. Die Covid-Mutante Omikron beginnt das Infektionsgeschehen mit ihrer rasenden Verdoppelungszeit zu dominieren. Gegen den ersten Alpha-Virusstamm war das Novavax-Mittel in Studien 90 Prozent wirksam. Die neueren Varianten Delta und jetzt Omikron wissen den Immunschutz von auch mRNA-Vakzinen zu umgehen.
«Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen», schrieb Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, kürzlich auf Twitter. Novavax gab kürzlich bekannt, im Januar mit der Herstellung eines Omikron-spezifischen Impfstoffs beginnen zu können. (kes/AFP/lha)