Novartis-Aktionäre entscheiden heute
Das musst du über den Börsengang von Sandoz wissen

Die Aktien von Sandoz könnten bereits ab dem 4. Oktober an der Schweizer Börse gelistet sein. Dafür braucht es nur noch den Entscheid der Aktionärinnen und Aktionäre. Blick verrät dir, was du zum grossen Börsengang wissen musst.
Publiziert: 15.09.2023 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2023 um 08:31 Uhr
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Ist Sandoz bald ein eigenständiges Unternehmen an der Börse?
Foto: keystone-sda.ch
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Am Freitag ist es so weit: Die ausserordentliche Generalversammlung von Novartis steht bevor. Einziges Thema auf der Traktandenliste ist die Abspaltung der Generikasparte Sandoz in eine eigene Aktiengesellschaft. Die Aktionäre entscheiden damit über einen der grössten Börsengänge der letzten Jahre. Ab dem 4. Oktober könnten Sandoz-Aktien bereits an der Börse gehandelt werden. Die GV ist nur noch eine Formsache.

Seit 2018 ist bekannt, dass Novartis das Sorgenkind Sandoz um Chef Richard Saynor (56) in eine eigenständige Einheit ausgliedern will.

Was macht dem Pharmariesen Bauchschmerzen?

Novartis trimmt sich fit

Novartis wird durch die Abspaltung schlanker und kann sich so besser auf die übrigen Geschäftsbereiche konzentrieren. Der Kernbereich «Innovative Medicines» konzentriert sich auf die Herstellung und Vermarktung von patentgeschützten Medikamenten. Ein lukratives Geschäft – ganz im Gegenteil zur Generikasparte. Generika sind günstige Nachahmungen von Medikamenten – sie kosten weniger, die Margen sind tiefer.

Der Pharmariese sieht trotzdem Potenzial in Sandoz – schliesslich ist sie der drittgrösste Generikaproduzent weltweit. Die Hoffnung liegt in den sogenannten Biosimilars. Wie bei Generika handelt es sich dabei um Nachahmerprodukte. Diese werden biologisch hergestellt und sind nicht völlig identisch mit dem Original-Medikament, wie das bei Generika der Fall ist. 

So gross ist der Generikamarkt in der Schweiz

Der Umsatz mit Generika und Biosimilars lag in der Schweiz 2022 bei 1,02 Milliarden Franken – 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Generika machen dabei den weitaus grösseren Anteil aus. Im Gesundheitswesen wurden dank der Nachahmer-Medikamente 569 Millionen Franken eingespart.

Obwohl der Generikamarkt in der Schweiz wächst, lohnt sich das Geschäft mit den Nachahmerprodukten im Vergleich mit dem Ausland hierzulande kaum. Und das, obwohl Generika in der Schweiz fast doppelt so viel kosten wie in anderen Ländern.

Zahlreiche Sonderanforderungen für einen kleinen Markt machen das Geschäft für Anbieter unattraktiv, darum gibt es Medikamenten-Engpässe. Beispielsweise müssen Hersteller die Medikamente in jeder denkbaren Packungsgrösse und dreisprachig anbieten – das ist im Ausland oft nicht der Fall.

Hierzulande wird Sandoz nicht das grosse Geld machen. In den USA ist das Potenzial dagegen riesig. Bereits 2019 waren dort über 90 Prozent der verschriebenen Medikamente Generika. Auch in Europa sind Generika weiter verbreitet als hierzulande. In der Schweiz liegt der Anteil bei etwa 12 Prozent. Milena Kälin

Der Umsatz mit Generika und Biosimilars lag in der Schweiz 2022 bei 1,02 Milliarden Franken – 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Generika machen dabei den weitaus grösseren Anteil aus. Im Gesundheitswesen wurden dank der Nachahmer-Medikamente 569 Millionen Franken eingespart.

Obwohl der Generikamarkt in der Schweiz wächst, lohnt sich das Geschäft mit den Nachahmerprodukten im Vergleich mit dem Ausland hierzulande kaum. Und das, obwohl Generika in der Schweiz fast doppelt so viel kosten wie in anderen Ländern.

Zahlreiche Sonderanforderungen für einen kleinen Markt machen das Geschäft für Anbieter unattraktiv, darum gibt es Medikamenten-Engpässe. Beispielsweise müssen Hersteller die Medikamente in jeder denkbaren Packungsgrösse und dreisprachig anbieten – das ist im Ausland oft nicht der Fall.

Hierzulande wird Sandoz nicht das grosse Geld machen. In den USA ist das Potenzial dagegen riesig. Bereits 2019 waren dort über 90 Prozent der verschriebenen Medikamente Generika. Auch in Europa sind Generika weiter verbreitet als hierzulande. In der Schweiz liegt der Anteil bei etwa 12 Prozent. Milena Kälin

An der Börse soll die Abspaltung folgendermassen aussehen: Alle Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis erhalten für fünf Novartis-Aktien eine Sandoz-Aktie. Darüber müssen sie nun abstimmen. Das Gleiche gilt für die Hinterlegungsscheine – sogenannte ADRs – die in den USA gehandelt werden. Theoretisch ist Novartis dann fünfmal so gross wie Sandoz. 

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Die Realität wird anders aussehen: Vontobel-Analyst Stefan Schneider (56) schätzt, dass die Marktbewertung von Sandoz klar tiefer ausfallen wird. So sehen es auch andere Experten. Über den Wert einer Sandoz-Aktie bestimmt schlussendlich der Markt. 

Am Mittwoch hat die Schweizer Börse (SIX) bekannt gegeben: Sandoz kommt nicht in den SMI, den Index der 20 grössten Börsenunternehmen. Als Folge müssen alle SMI-Fonds ihre neuen Sandoz-Aktien verkaufen. Andererseits müssen Fonds, die breiter gefassten Indizes SLI und SMIM abbilden, die Sandoz-Aktien in ihr Portfolio aufnehmen. Am Anfang wird es viel Bewegung geben – bis sich dann ein stabiler Wert abzeichnen wird. Für die Novartis-Aktionäre ist die neue Sandoz-Aktie aber sowieso ein Geschenk, denn der Aktienwert des Basler Pharmariesens schrumpft kaum.

Starten Biosimilars durch?

Jetzt stellt sich die Frage, wie erfolgreich Sandoz sein wird. Auf eigenen Beinen stehen kann sie als einer der grössten Generikahersteller weltweit allemal. Sie machte im ersten Halbjahr einen Umsatz von 4,8 Milliarden Dollar – ein Plus von 5 Prozent. Die Ziele sind jedoch hoch: Sandoz erwartet für 2023 sowie mittelfristig ein Nettoumsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Die Kernbetriebsgewinn-Marge soll von 18 bis 19 Prozent in diesem Jahr, mittelfristig auf 24 bis 26 Prozent steigen.

Der Aktionärsvereinigung Actares sieht die Prognose von Sandoz als «sehr optimistisch» an. Denn der Generikamarkt ist – insbesondere in der Schweiz – nicht gerade lukrativ. 

Vontobel-Analyst Schneider kann schwer einschätzen, ob das Spin-off seine Ziele erreichen wird. Wichtiger als die Generika sind dabei die Biosimilars. «Es steht und fällt alles damit, ob die Biosimilars von Sandoz in den USA Erfolg haben», sagt er. Das Geschäft mit Biopharmazeutika ist in den USA erst seit kurzem ins Rollen gekommen. In Europa gibt es diese Medikamente bereits seit 2006. Von den vier Sandoz-Biosimilars, die in den USA auf den Markt kommen sollen, ist erst eines auf dem Markt – die restlichen drei sind noch nicht zugelassen. Von ihnen hängt nun alles ab. 

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