Die Genfer Firma Relief Therapeutics will die Notzulassung für ihr Corona-Medikament. Zusammen mit einem Produktionspartner ist ein entsprechender Antrag bei der US-Behörde FDA gestellt. Im Fokus ist der Wirkstoff Aviptadil.
Die Arznei ist bereits für den Einsatz bei anderen Krankheitsbildern zugelassen. Aviptadil steht unter anderem als Wirkstoff gegen erektile Dysfunktion zur Debatte.
Bislang ist nur eine einzige Arznei als Notfallmedikament im Kampf gegen Corona zugelassen: Remdesivir. Das antivirale Medikament hemmt die Vermehrung des Coronavirus. Die Ebola-Arznei des US-Konzerns Gilead wurde unter anderem von Donald Trumps (74) Berater Anthony Fauci (79) propagiert.
Behandlung auf Intensivstationen
In der medizinischen Praxis haben sich neben Remdesivir auch Gerinnungshemmer wie Heparin bewährt. Oder der Wirkstoff Dexamethason. Er verhindert eine Überreaktion des Immunsystems.
Kommen jetzt auch die Genfer zum Handkuss? Mit Aviptadil sollen Corona-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden, für die alle zugelassenen Behandlungsmethoden ausgeschöpft worden seien, heisst es im Zulassungsantrag.
Wissenschaftliche Basis ist eine Fall-Kontroll-Studie, in der die Krankheitsverläufe von Patienten verglichen wurden, die entweder mit Aviptadil oder der Standardtherapie behandelt worden seien, hiess es. Dabei habe die Behandlung mit dem Genfer Wirkstoff ein dreimal besseres Ergebnis hinsichtlich des Überlebens, der Erholung von Atemversagen sowie weiterer Parameter gezeigt.
Test am Kantonsspital Baselland
Die Behandlung habe aber auch seine Tücken: So sei in den Tests bei zwei mit Aviptadil behandelten Patienten eine Hypotonie – niedriger Blutdruck – beobachtet worden. Dies habe man aber erfolgreich mit Vasopressoren behandelt. Durchfall sei bei vier der 21 mit Aviptadil behandelten Patienten und bei drei der 30 Kontrollpatienten beobachtet worden.
Weitere Tests laufen. In der Schweiz will das Kantonsspital Baselland mit ersten klinischen Versuchen an Menschen beginnen. Verantwortlich ist der Lungenexperte Jörg Leuppi. Er ist Chefarzt und Teil der medizinischen Klinikleitung. 80 Personen sollen in die Studie involviert werden. (ise)