«Man sollte ihn nicht direkt neben der Heizung aufstellen»
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Christbaumverkäufer Oettli:«Man sollte ihn nicht direkt neben der Heizung aufstellen»

«Noch grösser als s'Mami»
Schweizer Tannen gefragt wie nie – Hof von Bauer Oettli wird überrannt

Der Kauf eines Christbaums ist Familiensache. Die Kinder wollen ein grosses Wort mitreden, wie Blick beim Besuch bei Bauer Markus Oettli in Amriswil TG feststellt. Der Verkäufer setzt voll auf heimische Tannen und sagt, wie sie am besten gedeihen.
Publiziert: 14.12.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2024 um 08:10 Uhr
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Markus Oettli (36) ist hauptberuflich Tannenbaum-Anbauer.
Foto: Kim Niederhauser

Auf einen Blick

  • Schweizer Tannenbäume sind extrem gefragt
  • Oettlis Hof in Amriswil TG verkauft heimische Bäume
  • Nordmanntanne ist mit 90 Prozent Verkaufsanteil der beliebteste Weihnachtsbaum
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Nur einen Wunsch haben die Schwestern Adriana und Merida an ihren diesjährigen Christbaum: «Gross!», rufen sie wie aus einem Mund. «Noch grösser als s Mami», sagt Adriana und zeigt auf Mutter Stephanie Antoniazzi (40), die gerade die Auswahl an Tannenbäumen auf Oettlis Hof in Amriswil TG begutachtet. Die kleine Familie aus Lengwil-Oberhofen kauft bereits zum dritten Mal in Folge ihren Weihnachtsbaum bei Landwirt Markus Oettli (36). «Wegen der heimeligen Atmosphäre. Besonders der Streichelzoo ist für die Kinder ein tolles Erlebnis», so Mutter Stephanie. 

Nicht nur Gratisglühwein, Lichterketten und die grosse Holzkrippe am Eingang sorgen auf dem Oettli-Hof für Adventsstimmung. Auch die 200 bis 300 Christbäume verströmen einen Duft, der einen sofort an Weihnachten erinnert. Der Tannenbaumhandel ist der Hauptgeschäftszweig der Bauernfamilie – und das bereits seit 78 Jahren. Das Geschäft hat Markus Oettli von seinem Vater übernommen, als er 16 Jahre alt war. Seitdem führt der ehemalige Agronomiestudent den Betrieb mit viel Freude und Leidenschaft, wie er selbst sagt. 

Zwar hat Oettli auf seinem Hof selbst keine Tiere, zur Weihnachtszeit gibt es aber immer einen kleinen Streichelzoo.
Foto: Kim Niederhauser

Tannenbäume aus heimischer Produktion immer gefragter

«Der Verkauf läuft wunderbar. Wir sind sehr zufrieden», bilanziert er wenige Tage nach Eröffnung des Weihnachtsbaumverkaufs. Am Sonntag wurde der Betrieb gar «fast überrannt», es herrschte ein Kommen und Gehen. Fast zu gut? Die Frage stellt sich, weil heimische Tannen immer gefragter werden bei Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen.

Manche Produzenten können die Nachfrage bereits nicht mehr decken. Und sind deshalb auf Importbäume angewiesen. «Zu gut kann es nie laufen», lacht Oettli. Ausserdem sei er in der Branche vernetzt. Werden die Bäume bei ihm knapp, hilft ein anderer Produzent in der Nähe aus – und umgekehrt. «Auf unseren Hofplatz kommen ausschliesslich Schweizer Bäume», stellt der Landwirt klar. «Das ist uns wichtig, und daran werden wir auch festhalten.»

Für Käuferinnen und Käufer gibt es gratis Glühwein und Punsch.
Foto: Kim Niederhauser

Ein Tannenbaumfeld befindet sich gleich oberhalb seines Hofes in Amriswil. Auf insgesamt sechs Hektar wachsen bei Oettli Bäumchen zu Bäumen heran. Die Nordmanntanne sei mit Abstand die beliebteste bei der Kundschaft. Sie macht 90 Prozent seines Verkaufs aus. Nicht nur im Thurgau, auch in der ganzen Schweiz ist dieser Nadelbaum ein Verkaufshit. Das jährliche Tannenbaumranking von IG Suisse Christbaum und Wald Schweiz zeigt: Rund 65 Prozent aller Schweizer Tannenbaumkäufer bevorzugen eine Nordmanntanne. Ihr Kostenpunkt: 60 bis 80 Franken.

Weihnachtsbäume in Zahlen

8 Jahre: So lange hegt und pflegt ein Weihnachtsbaum-Bauer einen Naturbaum mindestens, bevor er in den Verkauf geht.

2 Millionen: So viele Christbäume werden jährlich in der ganzen Schweiz verkauft.

50 Prozent: Jeder zweite Nadelbaum stammt aus heimischer Produktion, ausländische Tannen kommen vor allem aus Deutschland und Dänemark.

500 Betriebe: So viele Förstereien und Landwirte produzieren und verkaufen Weihnachtsbäume in der Schweiz.

600 Hektar: Die landwirtschaftliche Kulturfläche für den Weihnachtsbaum-Anbau entspricht einer Fläche von etwa 857 Fussballfeldern.

8 Jahre: So lange hegt und pflegt ein Weihnachtsbaum-Bauer einen Naturbaum mindestens, bevor er in den Verkauf geht.

2 Millionen: So viele Christbäume werden jährlich in der ganzen Schweiz verkauft.

50 Prozent: Jeder zweite Nadelbaum stammt aus heimischer Produktion, ausländische Tannen kommen vor allem aus Deutschland und Dänemark.

500 Betriebe: So viele Förstereien und Landwirte produzieren und verkaufen Weihnachtsbäume in der Schweiz.

600 Hektar: Die landwirtschaftliche Kulturfläche für den Weihnachtsbaum-Anbau entspricht einer Fläche von etwa 857 Fussballfeldern.

Neben Nordmanntannen gibt es bei Oettli auch Rottannen, Blaufichten oder Korktannen. Ein Experiment mit Coloradotannen brach er ab – «die wurden einfach nicht schön».

Oettli beim Ansägen eines Baumes für eine Kundin.
Foto: Kim Niederhauser

Christbaumpreise bleiben stabil

Die Preise für Schweizer Weihnachtsbäume dürften auch in diesem Jahr stabil bleiben, sagt Philipp Gut (63), Geschäftsführer des Branchenverbands IG Suisse Christbaum. Trotz des regnerischen Sommers sind heimische Produzenten nicht stark von einer erschwerten Ernte betroffen.

Auch für den Betrieb von Oettli war es ein «Christbaum-Jahr wie aus dem Bilderbuch». Die häufigsten Risiken, welche die Bäume unter dem Jahr beschädigen könnten – namentlich Spätfrost im Frühling und Hagel im Sommer – sind dieses Jahr ausgeblieben. Damit eine Tanne zudem erfolgreich in die Winterruhe geht, also ihren Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert, braucht es Frost im Herbst, bevor die Bäume geschnitten werden. Auch davon habe es diese Saison reichlich gegeben, freut sich Oettli. 

Bei Familie Antoniazzi wird dieses Jahr eine etwa 1,80 Meter grosse Nordmanntanne das Wohnzimmer schmücken. Somit liegt sie mit der getroffenen Auswahl voll im Trend der Mehrheit der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten. Trotz gestiegener Nachfrage und Umsatzwachstum verfolgt Oettli keine Expansionspläne. Der Fläche, die er aktuell habe, möchte er Sorge tragen, damit er Kundinnen wie Stephanie Antoniazzi mit Qualitätsbäumen zur Weihnachtszeit Freude bereiten kann.

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