Die Bilder sind noch präsent: Das Frachterschiff Evergiven ist im Frühling wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen und hat den Suezkanal über Tage blockiert. Hunderte Frachtschiffe warteten im Roten Meer. Der Welthandel lag lahm. Genau dieselben Szenen spielen sich jetzt vor dem Hafen Yantian in China ab.
Zeitweise warteten da über 80 Schiffe seit Wochen darauf, be- oder entladen zu werden. Schuld ist nicht ein gekentertes Schiff, sondern ein Corona-Ausbruch in der Hafenstadt, nahe der Millionen-Metropole Shenzhen.
Behörden haben den Hafen geschlossen
Yantian ist der viertgrösste Containerhafen der Welt und liegt am Anfang der wichtigsten Handelsroute zwischen Asien und Europa. Ende Mai schlossen die Behörden den Hafen wegen neuer Corona-Fälle unter den Arbeitern. Eine Woche lang ging nichts mehr.
Inzwischen arbeiten sie beim Hafen wieder, allerdings noch nicht mit Volldampf. Der Stau löst sich nur schleppend auf. Ausweichmöglichkeiten fehlen. Der Welthandel gerät ins Stocken. Schon wieder!
Migros und Aldi merken es schon
Wirtschaftsexperten fürchten, dass der Stau vor Yantian die gerade wieder auflebende Weltkonjunktur abwürgen könnte. Gegenüber SRF sagt Handelsökonom Reto Föllmi aus St. Gallen: «Der Stau könnte eine noch grössere Krise verursachen, als die Blockade des Suezkanals.»
Bei den Schweizer Detailhändlern Migros und Aldi verzögern sich schon erste Lieferungen. Vor allem im Non-Food-Bereich. Bei der Migros könnten Velos, Haushaltsartikel oder Holzprodukte knapp werden, wie das Onlineportal «20 Minuten» schreibt. Coop und Lidl spürten dagegen noch keine Auswirkungen.