«New York Times» schaut erstaunt auf die Schweiz
So lebt es sich als ewiger Mieter

Die Schweiz, ein Volk von Mietern. Das weckt die Neugier ausländischer Medien. Die «New York Times» hat sich unter die Schweizer Wohnbevölkerung gemischt. Und sieht die Schweiz als Vorreiterin.
Publiziert: 08.11.2023 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2023 um 20:56 Uhr
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Ein Volk von Mietern: In der Schweiz ist die Eigentumsquote sehr tief.
Foto: Keystone

Die Schweiz als Vorreiterin für den globalen Immobilienmarkt? Wohl kaum, würden die meisten denken – doch die renommierte «New York Times» denkt genau so. Und schickt extra einen Korrespondenten über den Atlantik, um über die Besonderheiten der Schweizer Immobilienlandschaft zu berichten.

Der Journalist reibt sich die Augen, als er von der tiefen Eigentumsquote hierzulande erfährt: rund 36 Prozent. «Das ist die tiefste Quote in der westlichen Welt. Deutlich tiefer als die durchschnittlichen 70 Prozent in der EU oder die 67 Prozent in den USA.»

Die «NYT» fragt sich, wie es möglich sei, dass in einem der reichsten Länder zwei Drittel der Bewohner Mieter sind. Kein Vergleich mit anderen Ländern, wo die lebenslangen Mieter klar in der Minderheit sind.

Junge Schweizer in guter Gesellschaft

Doch das könnte sich in den USA und anderorts bald ändern, schreibt die Zeitung. Denn in bevorzugten Wohngegenden wie an der kalifornischen Küste, in New York oder London, könnten sich gerade junge Menschen immer weniger Eigentum leisten.

Das gilt auch für viele Junge in der Schweiz. Wer sich bei den aktuellen Preisen noch Wohneigentum leisten kann, hat entweder geerbt, ist sehr wohlhabend oder verdient deutlich über dem Durchschnitt – selbst dann reicht es nur für die wenigsten.

«Ein Haus zu kaufen in der Schweiz, ist nicht für jedermann», sagt der thailändische Musiker Shiwat Chuencharoen, der als Student 2010 in die Schweiz gekommen ist. «Auch wenn man gut verdient und lebt, hier ist alles teuer.» Will heissen, es bleibt in der Schweiz zu wenig Geld übrig, um auf ein Haus zu sparen.

Blick in die «Nach-Eigentums-Gesellschaft»

Eine Erfahrung, die auch Philip Skiba in seiner Firma gemacht hat. Der Finanzanalyst beschäftigt 30 Leute, die alle über 100'000 Franken verdienen. Doch nur zwei hätten sich bislang Wohneigentum leisten können. Selbst Skiba leistet sich lieber eine 6000-Franken-Mietwohnung an der Zürcher Goldküste, unweit des Wohnsitzes der kürzlich verstorbenen Tina Turner (†83). Einfach, weil er noch kein geeignetes Objekt in Stadtnähe gefunden hat. «Zu mieten, ist im Moment die einzige Option für jemanden, der im urbanen Umfeld wohnen will.»

Die Schweiz, ein Volk von Mietern. Gemäss «NYT» ermöglicht unser Land einen interessanten Einblick in die «Nach-Eigentums-Gesellschaft», die sich auch in vielen anderen Ländern immer mehr ausbreitet. Begrenzter Platz und stetiges Bevölkerungswachstum sind bei weitem nicht nur ein Schweizer Problem. Der Mittelstand kann sich auch in vielen anderen Ländern kaum noch ein Haus oder eine Wohnung zum Kauf an attraktiver Wohnlage leisten. (koh)

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