Wer an der Spitze der Zürcher Kantonalbank (ZKB) steht, muss offenbar gross und hager sein. Das traf auf Ex-CEO Martin Scholl (60) zu, das gilt auch für seinen Nachfolger Urs Baumann (55). Das wäre es schon fast an Parallelen, einzig das Rekordergebnis teilen sich die beiden noch: Scholl hinterlässt Baumann eine grundsolide Bank, die ZKB erzielte im letzten Jahr erstmals einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Franken.
Baumann verantwortet das Geschäft seit dem 1. September. An seinem ersten Arbeitstag liess er sich in einer in den ZKB-Farben bemalten S-Bahn durch den Kanton chauffieren, besuchte Filialen, wollte spüren, wie die Basis tickt. Das Wort «ich» kommt ihm nur selten über die Lippen, lieber spricht er von «wir», der Bank oder dem Team – rückt seinen Anteil am Milliardengewinn in den Hintergrund: «Martin Scholl und das ganze Team haben einen Superjob gemacht. Ich durfte eine hervorragend positionierte Bank übernehmen.»
Entwickeln aus Leidenschaft
Auch wenn er das wohl kaum als Fingerzeig auf die arg gebeutelte Nachbarin Credit Suisse meint, schiebt Baumann nach: «Es ist ein Privileg, dass wir keine Baustellen habe.» Bei der ZKB haben sich viele CS-Kunden gemeldet, Konten und Bankverbindungen eröffnet. In den nächsten Monaten dürften noch einige Gelder von der CS zur grössten Kantonalbank fliessen.
Statt über das Leid der anderen spricht der Harley-Davidson-Fahrer im Gespräch mit Blick lieber über seine Pläne mit der ZKB: «Mir gefällt es, Unternehmen weiterzuentwickeln. Bei der ZKB habe ich eine tolle Gelegenheit, diese Leidenschaft auszuleben.» Dabei setzt Baumann unter anderem auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Als Bank könne man gerade im Kampf gegen den Klimawandel einiges bewirken, ist er überzeugt. Bevor er zur ZKB wechselte, war Baumann Mitgründer und Chef der Blue Earth Group, hat also viel Erfahrung mit ökologischen Investitionen.
Der braun gebrannte, athletische ZKB-Chef ist gerne auch sportlich unterwegs, erholt sich am Wochenende in der Natur, fährt Velo oder steht auf die Ski. Und plant im Sommer, mit einigen Kollegen aus der Bank schon mal per Stand-up-Paddle zur Arbeit zu fahren.