Neue Zahlen zeigen: Verbrecher wären viertgrösste Firma Italiens
Wie die Mafia Italiens Wirtschaft unterwandert

Eine Studie zeigt: 150'000 Firmen in Italien sind von der Mafia unterwandert. Vor allem im Süden des Landes regiert die organisierte Kriminalität auch in der legalen Wirtschaft. Das sind die Zahlen.
Publiziert: 16.12.2024 um 14:31 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2024 um 15:07 Uhr
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Die Mafia steht nicht mehr so im Fokus, wie auch schon. Doch Morde wie hier in Neapel bleiben an der Tagesordnung, und die organisierte Kriminalität beherrscht weiterhin Teile der italienischen Wirtschaft.
Foto: Imago

Auf einen Blick

  • Italienische Mafia floriert weiter mit mindestens 40 Milliarden Euro Jahresumsatz
  • Mafia wäre viertgrösstes Unternehmen Italiens, in der Schweiz vor Migros und Coop
  • 150'000 italienische Firmen stehen unter Verdacht der Mafia-Kontrolle oder -Beeinflussung
  • Vor allem im Süden des Landes ist die Mafia tief in der Wirtschaft verankert
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Obwohl die italienische Mafia heute nicht mehr so stark im Fokus der Öffentlichkeit steht, floriert sie weiter. Nach einer Studie des Handwerkerverbands CGIA erwirtschaftet das organisierte Verbrechen in Italien mindestens 40 Milliarden Euro im Jahr (37 Milliarden Franken).

Zum Vergleich: Wäre die Mafia eine Firma anstatt mehrere kriminelle Gruppen, stünde sie in Italien auf dem vierten Platz der grössten Unternehmen. Nur die Energiereisen Eni, Enel und GSE machen mehr Umsatz. In der Schweiz läge die Mafia vor Migros und Coop, den grössten Detailhändlern.

150'000 Firmen mit Mafiaverbindung

Dabei dürften die 40 Milliarden Euro sogar noch zu niedrig angesetzt sein. Die tatsächlichen Gewinne aus der Unterwanderung der legalen Wirtschaft liessen sich kaum beziffern, heisst es in der Studie. Laut Daten der Finanzaufsicht FIU stehen mindestens 150'000 italienische Firmen unter Verdacht, von der Mafia kontrolliert oder beeinflusst zu werden.

Zu den wichtigsten Einnahmequellen des organisierten Verbrechens gehören Drogenhandel, Prostitution, Immobiliengeschäfte und die Erpressung von Schutzgeldern von Unternehmen. Besonders im Fadenkreuz stehen dabei die italienischen Firmen.

Neapel bleibt Hochburg der Mafia

Trotz jahrzehntelanger Bekämpfung scheint die organisierte Kriminalität weiterhin fest im wirtschaftlichen Gefüge des Landes verankert. Besonders betroffen sind die grossen Städte: In Neapel zum Beispiel stehen 18'500 Firmen im Einflussbereich der Camorra, der dortigen Mafia. In Rom haben etwas mehr als 16'700 «Mafiageruch» und in Mailand 15'650.

Doch auch kleinere Städte wie Caserta mit 5873 Unternehmen, Brescia mit 4043, Palermo mit 4016, Salerno mit 3862, Bari mit 3358 und Catania mit 3291 sind Hochburgen der Mafia. Der Süden des Stiefels mit der ’Ndrangheta und die Insel Sizilien mit der Cosa Nostra sind damit weiterhin Mafiahochburgen.

Doch auch im Norden sind die Mafiosi aktiv: Como an der Schweizer Grenze hat über 700 mit der Mafia verbundene Firmen.

Illegale Abfallentsorgung und öffentliche Aufträge

Unter den Aktivitäten der Verbrechersyndikate in Italien sei die Erpressung die einträglichste, die Opfer dieses Verbrechens sind fast ausschliesslich Unternehmer, heisst es in der Studie.

Dazu kommt: Unternehmen mit mafiösen Verbindungen sind häufig in Bereichen anzutreffen, in denen es zu Gewalt, Fälschungen, Schwarzarbeit und Umweltvergehen kommt. Dazu gehören etwa illegale Abfallentsorgung und öffentliche Aufträge.

’Ndrangheta als globales Unternehmen

International dürften die Einnahmen der italienischen Mafiaorganisationen noch viel grösser sein: Allein die ’Ndrangheta soll global 50 Milliarden Euro umsetzen. Sie kontrolliert weitgehend den Handel mit Kokain in Europa.

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