Neue Internet-Allianz von Sunrise und Salt
Gibts nun tiefere Internet-Preise und Glasfaser für alle?

Grosser Zusammenschluss im Glasfasermarkt: Sunrise und Salt wollen zusammen weitere 1,5 Millionen Schweizer Haushalte ans schnelle Internet anschliessen. Die Kunden dürfte die neue Swisscom-Konkurrenz freuen.
Publiziert: 19.05.2020 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 17:50 Uhr
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Sunrise und Salt wollen gemeinsam ein Glasfasernetz bauen.
Foto: keystone-sda.ch
Lorenz Keller

Lediglich ein Drittel der Schweizer Haushalte hat heute Anschluss ans Glasfasernetz – und damit Zugang zu richtig schnellem Internet. Eine neue Allianz von Sunrise und Salt will das ändern.

Die beiden Kontrahenten, Nummer 2 und 4 im Schweizer Telekommarkt, spannen zusammen. Mit der neuen Firma namens Swiss Open Fiber wollen sie dem Branchenprimus Swisscom einheizen – und die Preise vom Himmel holen.

Der Plan der Sunrise-Salt-Connection: 1,5 Millionen zusätzliche Haushalte sollen in den nächsten fünf bis sieben Jahren ans Glasfasernetz angeschlossen werden – eine Verdoppelung im Vergleich zu heute. Dafür greifen die beiden Telekomunternehmen tief in die Taschen.

3 Milliarden Franken fliessen in den Ausbau

Pascal Grieder (42), CEO von Salt, bestätigt bei der Vorstellung der neuen Kooperation: «Wir investieren drei Milliarden Franken in den Ausbau, damit die Schweiz in Europa beim Glasfaser ganz vorne mithalten kann.»

Mit im Boot ist kein Unbekannter: Marc Furrer (68). Der ehemalige Präsident der Eidgenössischen Kommunikationskommission (Comcom) ist neuer Verwaltungsratspräsident von Swiss Open Fiber. Furrer: «Es braucht eine Konkurrenz zu Swisscom, sonst gibt es ein faktisches Monopol beim Glasfasernetz.»

Pikant: Furrer machte sich als Comcom-Präsident stets für eine Zusammenlegung der Mobilfunknetze von Sunrise und Salt stark. Nun ist ebendieser Furrer Präsident des neuen gemeinsamen Glasfaserunternehmens.

Furrer verspricht Zugang für alle

Bisher war die Swisscom der Treiber beim Infrastruktur-Ausbau – zusammen mit einigen Stadtwerken und Elektrizitätsgesellschaften. Nun kommt also ein dritter grosser Player dazu. Und der gibt sich betont offen. «Auch andere Anbieter als Sunrise und Salt erhalten über Swiss Open Fiber Glasfaser-Zugang zu den Haushalten – und das zu fairen Preisen», verspricht Experte Marc Furrer.

Mit Swiss Fibre Net, dem Zusammenschluss der Energieversorger, gibts bereits eine Zusammenarbeit.

Sogar die Konkurrenz freut sich

Und auch die direkte Konkurrenz von Sunrise und Salt im Internet-Geschäft freut sich. Internetanbieter Init7 etwa sagt: «Offener Markt statt Protektion à la Swisscom.» Der Anbieter gibt zu verstehen, dass man zwar aus finanziellen Gründen nicht zum Start bei Swiss Open Fiber dabei sein könne – aber in Zukunft auch die Angebote über die Plattform anbieten wolle.

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Sogar Swisscom selber zeigt sich «offen» für Gespräche mit der Sunrise-Salt-Firma. «Wir haben seit kurzem Kenntnis von den Plänen und prüfen wie in der Vergangenheit Möglichkeiten zur Kooperation», sagt ein Sprecher.

Tatsächlich sollen über die Glasfaser-Infrastruktur von Swiss Open Fiber nicht nur die Hauptmieter Salt und Sunrise Internet-Produkte anbieten, sondern das Netz soll auch für alle anderen Anbieter offen sein.

Günstigere Preise nicht für alle Haushalte

«Die Konsumenten sollen von günstigeren Preisen profitieren», verspricht der Verwaltungsratspräsident von Swiss Open Fiber. Die von BLICK angefragten Telekom-Experten sind skeptisch. «Der Ausbau der Infrastruktur kostet viel Geld. Nur wegen der Kooperation werden die Preise jetzt nicht sinken», sagt Ralf Beyeler von Moneyland.

Und Jean-Claude Frick von Comparis ergänzt: «Die schon erhältlichen Glasfaserangebote sind sehr attraktiv und teilweise regelrechte Preisbrecher.» Und da liegt auch der grosse Vorteil für die Konsumenten. «Dort, wo aktuell kein Glasfaserangebot besteht, sind die Preise für schnelles Internet höher», sagt Frick. Sprich: Wer neu Glasfaser bekommt, darf sich über tiefere Abo-Preise freuen.

Vor allem in den Agglomerationen dürften viele Haushalte nun schneller zu einem Glasfaseranschluss kommen, weil der neue Anbieter genau dort den Ausbau vorantreiben will. «Wenn Swisscom und die Kabelnetzbetreiber wie UPC auf der letzten Meile Konkurrenz bekommen, könnten dort die Preise sinken», sagt Frick. Und auch Ralf Beyeler betont: «Wenn die Kunden nun eine echte Auswahl aus den Angeboten vieler Provider haben, ist dies ein grosser Vorteil.»

Sunrise-CEO verklagte eben erst Swisscom

Was aber wohl nicht passieren wird: dass an einem Ort zwei Glasfaser-Anbieter parallel die Häuser anschliessen. Der neue Anbieter scheint sich zumindest vorerst auf die Regionen zu konzentrieren, die bisher noch glasfaserfrei sind.

Das neue Unternehmen wurde zwar von den zwei Telekommunikationsfirmen gegründet und vorerst auch finanziert. Es soll aber ein grosser Finanzpartner dazustossen. «Das Ziel ist, dass Sunrise und Salt nur noch eine Minderheitsbeteiligung haben», sagt Sunrise-CEO André Krause (50).

Letzterer sorgte in der vergangenen Woche für Schlagzeilen. Erst ein paar Monate bei Sunrise als Chef tätig, verklagte er die Swisscom wegen Marktmissbrauch in einem alten Fall auf 350 Millionen Franken (BLICK berichtete).


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