Der Chef des deutschen Impfstoffherstellers Biontech kritisierte im Interview mit dem «Handelsblatt» (Montagsausgabe), dass für die Impfkampagne im Herbst eine «international abgestimmte Strategie» fehle.
«Wir müssen früh genug wissen, an welche Variante – also zum Beispiel BA.2 oder BA.4/5 – wir die Corona-Impfstoffe anpassen und für die bevorstehende Infektionssaison produzieren sollen», sagt Ugur Sahin. Dabei könnten die Behörden sich an den eingespielten Mechanismen bei anderen Krankheiten orientieren.
«Es gibt ein etabliertes System, das wir von der Anpassung von Influenza-Impfstoffen kennen.» Grundsätzlich seien beim Coronavirus – ähnlich wie bei Grippe – immer wieder Auffrischungsimpfungen mit veränderten Vakzinen nötig, sagt Sahin.
BA.5-Variante schlägt in Afrika keine grossen Wellen
Lauter werden die Warnungen vor steigenden Corona-Infektionszahlen dennoch, eben wegen der neuen Untervariante BA.5 des Coronavirus. Hier gibt Sahin allerdings erst einmal Entwarnung. «In Afrika hat man gesehen, dass die BA.5-Welle nicht die Dynamik entfaltet hat, wie es sie bei der ursprünglichen Omikron-Variante gab.»
Die mRNA-Technologie, die sich bei Corona-Impfstoffen bewährt habe, sieht der Biontech-Chef auch als «eine der idealen Arzneimitteltechnologien für die Onkologie» an. Biontech habe rund 20 Onkologie-Programme in der Entwicklung. «Unser Ziel ist es, in den nächsten drei bis fünf Jahren die ersten Produkte in der Krebstherapie auf den Markt zu bringen.» (SDA/uro)