Darum gehts
Klappt die Verbindung zum Internet nicht, streikt auch Twint. Häufig passiert das im Zug, im Supermarkt, bei Bergbahnen. Im Zugrestaurant der SBB will kürzlich eine Beobachter-Leserin ihre Getränkebestellung mit Twint bezahlen. Es klappt nicht, die Verbindung ist offenbar schlecht. Die Zahlung kann nicht ausgelöst werden. Zur Kundin sagt die Bedienung im Speisewagen, solche Fehlbeträge würden von ihrem Lohn abgezogen.
Eine weitere Leserin berichtet von ähnlichen Problemen in der Zentralbahn auf dem Brünigpass. Auch sie will im Speisewagen mit Twint bezahlen. Das Abrechnungsgerät funktioniert nicht, hat offenbar keinen Empfang. Die Zahlung schlägt fehl. Ein Mitarbeiter der Zentralbahn bittet die Kundin verzweifelt, ihm den Betrag privat zu twinten. Er müsse diesen seinem Arbeitgeber sonst aus eigener Tasche erstatten.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Kein WLAN in Schweizer Zügen
Mitarbeiterinnen müssten für Fehlbeträge nicht privat aufkommen, erklärt eine SBB-Sprecherin dem Beobachter. Es sei auch nicht vorgesehen, dass Mitarbeitende über private Kanäle einkassieren sollten oder müssten. Darum könne man die genannten Fälle nicht bestätigen.
Zum Problem mit Zahlungen in Zügen heisst es von Seiten der SBB, es bestehe kein grundsätzliches Problem mit dem Netzempfang. Vereinzelt könne es vorkommen, dass die Onlineverbindung im Zug kurz unterbrochen sei, etwa in Tunnels.
Bei Twint kann das zum Problem werden. Denn im Gegensatz zu Google Pay oder Apple Pay braucht der Dienst eine ständige Onlineverbindung. In der Regel würden die digitalen Zahlungsmittel, auch Twint, aber ohne Probleme funktionieren, so die SBB-Sprecherin.
Sie verweist auf den «Connect»-Test, der seit Jahren bestätige, dass die Netzabdeckung im nationalen Fern- und Regionalverkehr gut sei. Darum verzichte man in der Schweiz auf WLAN im Zug.
Bargeld als Alternative
Allerdings räumen die SBB ein, dass es auf der Brünig-Strecke zu kurzen Ausfällen kommen könne, weil die Netzabdeckung stellenweise ungenügend sei. Davon könnten auch die Zahlterminals betroffen sein. Bei kurzen Ausfällen sei Bargeld die sicherste Variante. Wie viele Reisende allerdings heute noch Bargeld bei sich tragen, sei dahingestellt.
Probleme mit Twint, wenn die Netzabdeckung nicht optimal ist, sind allerdings nicht auf den Zug beschränkt. Sie treten auch an Bahnhöfen und in alten Gebäuden auf. Oder in unterirdischen Supermärkten, die oft in Funklöchern liegen. Supermärkte bieten Kunden zwar häufig Gratis-WLAN an. Doch um sich damit zu verbinden, braucht man häufig einen Code, der per SMS übermittelt wird. Im Funkloch – Fehlanzeige!
Eine Twint-Sprecherin sagt dem Beobachter, dass man aktuell keine generellen Probleme bei Zahlungsprozessen mit Twint feststelle. Es könne «in Einzelfällen zu einer gewissen Varianz in der Geschwindigkeit der Zahlungsabwicklung kommen».
Dies hänge von Faktoren wie dem Internetempfang, der technischen Infrastruktur des Händlers oder der Infrastruktur der Bank des Kunden ab. Der Zahlungsstatus werde von der Twint-App den Nutzenden stets deutlich kommuniziert. Händler sollten zudem sicherstellen, dass eine stabile Internetverbindung bestehe.
Kein Zugang zu NFC-Schnittstelle
Für Nutzende von iPhones liessen sich gewisse Probleme beheben, wenn Apple die NFC-Schnittstelle freigeben würde und Twint diese nutzen könnte. Denn diese braucht keine Internetverbindung und ist weniger anfällig für Störungen. NFC steht für «Near Field Communication» und ermöglicht die Übertragung von Daten zwischen Geräten, die sich nahe beieinander befinden. Apple blockiert diese Schnittstelle bislang für Bezahl-Apps von Dritten, um den eigenen Bezahldienst Apple Pay zu schützen.
Zuletzt sicherte Apple der EU-Kommission zu, die Technologie für Drittanbieter im Europäischen Wirtschaftsraum zu öffnen. Dies gilt aber nicht für die Schweiz. Damit ein fairer Wettbewerb möglich sei, müsste eine «vollständige, gleichberechtigte und gebührenfreie Öffnung der NFC-Schnittstelle für Drittanbieter in der Schweiz analog zur Öffnung im Europäischen Wirtschaftsraum erfolgen», erklärt Twint.