Netstal baut alte Maschinen um
Glarner PET-Firma produziert jetzt Röhrchen für Coronatests

Das Glarner Unternehmen setzt wegen der Coronakrise auf den Medizin-Bereich: Ihre Maschinen sollen nun vermehrt Corona-Test-Material aus Kunststoff herstellen.
Publiziert: 19.05.2020 um 11:32 Uhr
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Eigentlich denkt man bei dem Traditionshaus Netstal in Näfels, das seit letzten Sommer Krauss Maffei High Performance AG heisst, an die Produktion von PET-Flaschen.
Foto: Starlinger
Franziska Scheven

Eigentlich denkt man bei dem Traditionswerk Netstal aus dem Kanton Glarus an die Produktion von PET-Flaschen und Lebensmittelverpackungen. Wegen Corona passt sich das Unternehmen der neuen Nachfrage an: Nun sollen die Spritzgiessmaschinen vermehrt dünne Plastikröhrchen und anderen Plastikartikel für Corona-Tests herstellen.

«Wir sind schon länger im Medizin-Bereich tätig,» so der Sprecher Michael Birchler gegenüber der Zeitung Südostschweiz. Es sei aber nicht die grösste Sparte des Unternehmens, sagt er weiter. Bisher liege der Umsatzanteil bei rund 25 Prozent. Das kann sich in Zukunft vielleicht ändern.

Corona-Nachfrage wächst

Netstal in Näfels, das seit letzten Sommer Krauss Maffei High Performance AG heisst, ist mit seiner Anpassung der Produktionsprioritäten nicht allein. Seit Corona denken viele Unternehmen um. Maschinenbauer produzieren Masken, Supermärkte verkaufen Desinfektionsmittel und Mundschutz.

Die Nachfrage nach medizinische Produkten rund um Corona steigt. Hunderte von Millionen dieser Produkte werden nun mit Netstal-Maschinen produziert. Das Besondere: Viele der dafür genutzten Maschinen sind Occasionen. Sie werden für den neuen Nutzen extra umgebaut.

Aus alt wird neu

«Wir haben eine baugleiche gebrauchte Maschine von einem anderen Kunden zurückgekauft und sie umgebaut», sagt Birchler. Für die neuen Maschinen ist es besonders wichtig, dass sie im sogenannten Reinraum funktionieren. Im Reinraum werden möglichst wenig Partikel in die Umgebungsluft abgeben – eine Voraussetzung bei der Produktion von medizinischem Material. Dafür braucht es zusätzliche Abdeckungen, Verkapselungen und eine andere Lackierungen.

Der Umbau einer alten Maschine für den neuen Zweck erfolge schneller, als eine Neue zu bauen, so Birchler. Einem Kunden, der Kunststoffartikel für Coronatests herstellen will, hat Netstal eine alte Maschine innerhalb von 30 Tagen umgebaut und geliefert. Für die Branche sei das schon fast «Lichtgeschwindigkeit», so Birchler. Für die Herstellung einer neuen Maschine würde man mit Monaten rechnen müssen.

Ein ganzes Team für die Netstal-Occasionen

Die Idee sei nicht neu: Von den insgesamt 400 Angestellten kümmerte sich bereits vor Corona ein Team nur darum, alte Maschinen wieder zurückzukaufen und umzubauen. Ungewöhnlich sei aber, dass die Maschinen nun teilweise einen neuen Zweck erfüllen.

Die Firma Net Krauss Maffei High Performance AG ist als Netstal 1916 im gleichnamigen Ort als Giesserei, Maschinen- und Apparatebauer gegründet worden. Letzten Sommer wurde sie umbenannt. Der Münchner Eigentümer kaufte die Firma bereits 1991 und wollte den Namen nun anpassen.

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