Otto als Putzfrau. Mit einem Wischtuch wedelt Otto Waalkes wild in der Küche rum und sagt: «So, jetzt können meine Freundinnen vom Hygiene-Verein kommen.» Da dröhnt es aus dem Off: «Nein, das können sie nicht! Denn noch immer befindet sich in Ihrer Wohnung ein gefährlicher Bakterienherd.»
Verzweifelt fragt Otto: «Gibt es denn kein Mittel dagegen?» «Doch: Raus!», lautet die Antwort. Er geht raus und winkt durch das Küchenfester, während eine Werbemelodie säuselt: «Das neue Raus wirkt wirklich rein …»
Der Sketch aus den frühen 1980er-Jahren bringt unsere heutige Hygiene-Haltung auf den Punkt: Wir geben Millionen für Wasch- und Reinigungsmittel aus, stellen überall Desinfektionsmittel-Spender auf, stecken uns aber gemäss neuen Studien immer noch am häufigsten gegenseitig mit Infektionen an. Denn tatsächlich ist der Mensch, wie von Otto gezeigt, der grösste Bakterienherd. 500 Billionen bewohnen jeden von uns – fünf Mal mehr, als wir Körperzellen haben.
Jeder Mensch trägt zwei Kilogramm Bakterien mit sich rum
Das fällt ins Gewicht: Jeder Erwachsene trägt gegen zwei Kilogramm Bakterien mit sich rum. Lässt man die Wassermasse ausser Betracht, dann besteht ein Zehntel des Trockengewichts jedes Menschen aus diesen Kleinstlebewesen. Im Stuhl ist der Anteil der Bakterien naturgemäss noch höher – dort ist es ein Drittel. Rechnet man das auf ein Jahr hoch, so scheiden wir in dieser Zeit unser eigenes Körpergewicht an Bakterien aus – ein riesiger Haufen Dreck.
Angesichts dieser Zahlen haut jede Phobikerin, jeder Hypochonder auf den Putz und schreit: «Weg damit!» Aber Obacht: Nicht alle Bakterien sind Schmutz, viele dienen zum Schutz. Auf der Haut haben wir zum Beispiel welche, die dafür sorgen, dass keine gefährlichen Keime haften bleiben.
Die Frage ist also: Wo muss Hygiene beginnen, wie weit darf sie gehen und wo fängt Hysterie an? Einer, der das beantworten kann, ist der deutsche Mikrobiologe Markus Egert (47) von der Hochschule Furtwangen im süddeutschen Villingen-Schwenningen (siehe Interview-Box). 2018 veröffentlichte er beim Ullstein-Verlag den Bestseller «Ein Keim kommt selten allein».
Wie wäscht man sich die Hände richtig?
Rund 99,9 Prozent der Viren und Bakterien auf unseren Händen lassen sich durch korrektes Händewaschen eliminieren. Das klappt laut BAG durch die Kombination von Einseifen, Reiben, Abspülen und Trocknen. So geht's: Zunächst machen Sie die Hände unter fliessendem Wasser nass. Dann seifen Sie sie ein. Möglichst mit einer Flüssigseife. Reiben Sie die Hände aneinander, bis es schäumt. Seifen Sie auch die Handrücken ein. Waschen Sie zwischen den Fingern und auch die Handgelenke. Vergessen Sie nicht, auch unter den Fingernägeln zu waschen. Lassen sie Wasser über Ihre Hände laufen, bis kein Schaum mehr zu sehen ist. Dann sollten Sie Ihre Hände mit einem sauberen Handtuch abtrocknen.
Wann soll man sich die Hände waschen?
Die Hände sollten so oft wie möglich gewaschen werden. Auf jeden Fall aber, wenn man:
- Essen zubereitet
- isst
- gehustet, geniest, geschnäuzt hat
- nach Hause kommt
- öffentliche Verkehrsmittel genutzt hat
- Kranke besucht hat
- auf der Toilette war
- Kontakt mit Abfall hatte
Wie oft sollte man sich die Hände waschen?
Laut einer britischen Studie sollte man sich mindestens sechs bis zehnmal am Tag die Hände waschen, um das Risiko, sich mit Viren zu infizieren, zu minimieren.
Wie wäscht man sich die Hände richtig?
Rund 99,9 Prozent der Viren und Bakterien auf unseren Händen lassen sich durch korrektes Händewaschen eliminieren. Das klappt laut BAG durch die Kombination von Einseifen, Reiben, Abspülen und Trocknen. So geht's: Zunächst machen Sie die Hände unter fliessendem Wasser nass. Dann seifen Sie sie ein. Möglichst mit einer Flüssigseife. Reiben Sie die Hände aneinander, bis es schäumt. Seifen Sie auch die Handrücken ein. Waschen Sie zwischen den Fingern und auch die Handgelenke. Vergessen Sie nicht, auch unter den Fingernägeln zu waschen. Lassen sie Wasser über Ihre Hände laufen, bis kein Schaum mehr zu sehen ist. Dann sollten Sie Ihre Hände mit einem sauberen Handtuch abtrocknen.
Wann soll man sich die Hände waschen?
Die Hände sollten so oft wie möglich gewaschen werden. Auf jeden Fall aber, wenn man:
- Essen zubereitet
- isst
- gehustet, geniest, geschnäuzt hat
- nach Hause kommt
- öffentliche Verkehrsmittel genutzt hat
- Kranke besucht hat
- auf der Toilette war
- Kontakt mit Abfall hatte
Wie oft sollte man sich die Hände waschen?
Laut einer britischen Studie sollte man sich mindestens sechs bis zehnmal am Tag die Hände waschen, um das Risiko, sich mit Viren zu infizieren, zu minimieren.
Hitzewelle führte in der Schweiz zu mehr Infektionen
«Antibiotika, Desinfektions- und Reinigungsmittel gehören zu den Segnungen der Zivilisation und haben unsere Lebenserwartung deutlich verlängert», schreibt Egert im Buch. «Doch ihr Einsatz muss mit Bedacht geschehen. Ansonsten kann der Schuss auf die Mikroben nach hinten losgehen.»
So steht übertriebene Hygiene im Verdacht, Allergien zu befördern. Und zu häufiger und falscher Einsatz von Antibiotika führt zu Resistenz der Bakterien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte unlängst eine Liste mit zwölf Killer-Keimen, gegen die gewisse Medikamente nicht mehr wirken – darunter Enterobakterien aus dem Darm und Salmonellen.
Herr Egert, was ist unhygienischer: eine schmuddelige Sitzbank im Tram oder ein niesender Sitznachbar?
Definitiv der niesende Sitznachbar. Jeder Mensch ist eine gigantische Keimschleuder. Zeitunglesen hilft gegen Angeniestwerden im öffentlichen Verkehr.
Ist der Haltegriff eines Einkaufswagens unhygienischer oder das Bargeld, mit dem man an der Kasse bezahlt?
Total egal. Beides sind Oberflächen mit geringem Keimgehalt. Gefährlicher ist der Mensch in der Schlange vor oder hinter mir, an der Kasse im Supermarkt oder beim Geldabheben am Automaten.
Und beim Geld: Sind Münzen oder Noten schlimmer?
Auch hier: total egal. In der Theorie wirken Metalle, wie etwa Kupfer, antimikrobiell. Dafür ist das Münzgeld aber auch rauer als ein Schein, sodass sich mehr Keime dort festhalten können.
Sind glatte Materialien generell hygienischer als raue Flächen?
Je rauer eine Fläche, desto besser können sich Verschmutzungen und damit auch Keime festhalten. Glas wie bei Touchscreens ist zum Beispiel sehr glatt, weswegen sich auf den meisten Handys nur wenige Keime tummeln.
Sollte man demzufolge auf raue Teppiche in Geschäften und Büros verzichten und stattdessen glatte Böden anbieten?
Wenn Teppiche regelmässig und professionell gereinigt werden, nicht. Denn sie sammeln Dreck und Staub auf und verhindern so eine Verteilung im ganzen Raum.
Heute wird – angeregt durch Fussballspieler – vermehrt auf den Strassenboden gespuckt. Wie unhygienisch ist das?
Natürlich enthält Spucke sehr viele Keime. Aber da mit dieser Spucke ja niemand mehr bewusst in Kontakt kommt, ist das eher ein ästhetisches Problem.
Jugendliche setzen sich gerne auf den Asphalt. Können sie so Keime auflesen?
Wenn man sich nicht gerade in einen Hundehaufen setzt, besteht beim Sitzen auf dem Boden keine besondere Infektionsgefahr. Die Kleidung wird ja hoffentlich regelmässig gewaschen.
Kann man mit Strassenschuhen Keime mit nach Hause tragen?
Natürlich. Aber auch das stellt kein besonderes Infektionsrisiko dar.
Ist es aus hygienischen Gründen also nicht angebracht, den Hausbesuch zu bitten, die Strassenschuhe auszuziehen?
Es kommt natürlich ein wenig darauf an, wo der Besuch zuvor war. War er zum Beispiel im Kuhstall, würde ich ihn die Schuhe ausziehen lassen.
Aber der Besuch könnte Fusspilz haben. Was ist schlimmer?
Patienten mit akutem Fusspilz sollten in einer Wohnung tatsächlich nicht barfuss herumlaufen, um eine Übertragung via Hautschuppen auf gesunde Füsse zu verhindern. Hier sollte man Schuhe oder zumindest Socken anlassen.
Herr Egert, was ist unhygienischer: eine schmuddelige Sitzbank im Tram oder ein niesender Sitznachbar?
Definitiv der niesende Sitznachbar. Jeder Mensch ist eine gigantische Keimschleuder. Zeitunglesen hilft gegen Angeniestwerden im öffentlichen Verkehr.
Ist der Haltegriff eines Einkaufswagens unhygienischer oder das Bargeld, mit dem man an der Kasse bezahlt?
Total egal. Beides sind Oberflächen mit geringem Keimgehalt. Gefährlicher ist der Mensch in der Schlange vor oder hinter mir, an der Kasse im Supermarkt oder beim Geldabheben am Automaten.
Und beim Geld: Sind Münzen oder Noten schlimmer?
Auch hier: total egal. In der Theorie wirken Metalle, wie etwa Kupfer, antimikrobiell. Dafür ist das Münzgeld aber auch rauer als ein Schein, sodass sich mehr Keime dort festhalten können.
Sind glatte Materialien generell hygienischer als raue Flächen?
Je rauer eine Fläche, desto besser können sich Verschmutzungen und damit auch Keime festhalten. Glas wie bei Touchscreens ist zum Beispiel sehr glatt, weswegen sich auf den meisten Handys nur wenige Keime tummeln.
Sollte man demzufolge auf raue Teppiche in Geschäften und Büros verzichten und stattdessen glatte Böden anbieten?
Wenn Teppiche regelmässig und professionell gereinigt werden, nicht. Denn sie sammeln Dreck und Staub auf und verhindern so eine Verteilung im ganzen Raum.
Heute wird – angeregt durch Fussballspieler – vermehrt auf den Strassenboden gespuckt. Wie unhygienisch ist das?
Natürlich enthält Spucke sehr viele Keime. Aber da mit dieser Spucke ja niemand mehr bewusst in Kontakt kommt, ist das eher ein ästhetisches Problem.
Jugendliche setzen sich gerne auf den Asphalt. Können sie so Keime auflesen?
Wenn man sich nicht gerade in einen Hundehaufen setzt, besteht beim Sitzen auf dem Boden keine besondere Infektionsgefahr. Die Kleidung wird ja hoffentlich regelmässig gewaschen.
Kann man mit Strassenschuhen Keime mit nach Hause tragen?
Natürlich. Aber auch das stellt kein besonderes Infektionsrisiko dar.
Ist es aus hygienischen Gründen also nicht angebracht, den Hausbesuch zu bitten, die Strassenschuhe auszuziehen?
Es kommt natürlich ein wenig darauf an, wo der Besuch zuvor war. War er zum Beispiel im Kuhstall, würde ich ihn die Schuhe ausziehen lassen.
Aber der Besuch könnte Fusspilz haben. Was ist schlimmer?
Patienten mit akutem Fusspilz sollten in einer Wohnung tatsächlich nicht barfuss herumlaufen, um eine Übertragung via Hautschuppen auf gesunde Füsse zu verhindern. Hier sollte man Schuhe oder zumindest Socken anlassen.
Wie sehr uns solche Keime gerade in der heissen Jahreszeit zusetzen, zeigt die letzte Woche vom Schweizerischen Tropen und Public Health Institut (Swiss TPH) in Basel veröffentlichte Studie über den «Einfluss von Hitzewellen auf die Anzahl Notfall-Spitaleintritte» in der Schweiz. Untersuchungszeitraum war der Hitzesommer 2015.
Wenig erstaunlich, nahm im besonders heissen Juli 2015 die Zahl der Notfall-Eintritte bei über 75-jährigen Personen um mehr als zehn Prozent zu. Überraschend die häufigste Ursache: Infektionen wie Darmerkrankungen durch Salmonellen oder bakteriell bedingte Lebensmittelvergiftungen.
«Die schnellere Verbreitung von Viren und Bakterien bei hohen Temperaturen scheint einen wichtigen Einfluss zu haben», sagt die Swiss-TPH-Wissenschaftlerin und Studienleiterin Martina Ragettli. Und sie kennt eine einfache Massnahme: Vermehrt auf Hygiene achten. Denn, wie Markus Egert sagt: «Infektionen durch Keime holt man sich am häufigsten durch Lebensmittel oder direkten Kontakt mit anderen Menschen.»
Beim direkten Kontakt ist vor allem ein Körperteil eine Dreckschleuder: die Hand. Die WHO rechnet vor, dass 80 Prozent aller Infektionskrankheiten von Hand zu Hand übertragen werden. Mitunter deshalb starben 2016 weltweit noch 1,4 Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen.
Sollte man also den Handschlag durch einen Begrüssungskuss ersetzen? «Händeschütteln ist Teil unserer Kultur», sagt Egert, «darauf sollte man nicht verzichten, schon gar nicht aus Angst vor Keimen.» Zudem kämen diese durch einen Kuss viel direkter in einen Menschen. «Von den Händen lassen sie sich durch Waschen immer noch gut entfernen», so Egert.
Frauen waschen Hände doppelt so häufig wie Männer
Gerade mit dem Händewaschen hapert es aber. Bei einer weltweiten Befragung des Marktforschungsportals WIN/Gallup International gaben 2015 durchschnittlich nur 63 Prozent an, sich nach dem Gang auf die Toilette die Hände zu waschen. Dabei zeigten sich grosse kulturelle Unterschiede: Während in Saudi-Arabien 97 Prozent angaben, sich die Hände zu waschen, waren es in China bloss 23 Prozent. Die Schweiz ist mit 73 Prozent im Mittelfeld.
Mit der Selbstdeklaration ist es allerdings so eine Sache. Ein paar Jahre zuvor machte die London School of Hygiene & Tropical Medicine eine Beobachtungsstudie an 200 000 Benutzerinnen und Benutzern von Toiletten auf britischen Autobahnraststätten. Erklärten sich in der WIN/Gallup-Studie 75 Prozent der Briten zu Händewaschern, so kam die London School zu einem differenzierteren und weniger schmeichelhaften Bild.
Ihr Resultat: 64 Prozent der Frauen, aber bloss 32 Prozent der Männer wuschen sich nach dem Besuch des WC die Hände. Markus Egert sagt denn auch entschieden: «Es waschen sich definitiv immer noch zu wenige Menschen nach dem Toilettengang die Hände.» Dabei belegen wissenschaftliche Untersuchungen: Die Hälfte aller Magen-Darm-Infektionen liesse sich durch simples Händewaschen verhindern. Was braucht es, damit diese Hygieneregel Anwendung findet? «Aufklärung von Kindesbeinen an mit Spass an der Sache», sagt Egert. «Händewaschen ist keine Rocket Science.»
Gemäss Forschern der Universität Regensburg (D) sind diese einfachen Punkte zu befolgen: Immer fliessendes Wasser und Seife verwenden – ohne Seife bringt es nichts; die Temperatur des Wassers ist hingegen egal; in öffentlichen Toiletten besser Flüssigseife anbieten wegen der Bakterienrückstände auf der Seife; die optimale Waschdauer beträgt 30 Sekunden; Fingerzwischenräume, Fingerspitzen und Handrücken nicht vergessen einzuseifen. Zum Schluss gut abspülen – und schon sind 99,9 Prozent der Bakterien und Keime weg.
Die Seife ist ein genialer Mittler zwischen Fett und Flüssigkeit. In jedem Seifenteilchen bindet sich das Schwänzchen mit Fett, das Köpfchen mit Flüssigkeit. Die Waschbewegung zerkleinert den Dreck in kleine Fetttröpfchen, eine Seifenschicht umhüllt die, worauf sie sich mit Wasser abwaschen lassen.
700 Mio. Franken Umsatz mit Wasch- und Reinigungsmitteln
Bereits vor 4500 Jahren erkannten die nahöstlichen Sumerer die besondere Eigenschaft von Pflanzenasche, die mit Ölen vermengt ist. Da sie vermutlich den reinigenden Effekt des alkalischen Gemischs noch nicht erkannten, verwendeten sie die Ur-Seife als Heilmittel. Wie sehr Wohlgeruch mit Wohlergehen verbunden ist, zeigte sich später bei den Griechen, die ihre Göttin der Gesundheit Hygieia nannten, woraus sich das Wort Hygiene ableitet.
Die Römer mit ihrer ausgeprägten Badekultur waren dann die Ersten, die Seife für die Körperhygiene brauchten. Doch bereits im Mittelalter kam das Reinigungsmittel in Verruf, weil man dem Irrglauben erlag, Seifen und Wasser übertrügen die Pest. So nahmen Mief und Müll zu, was wiederum Ratten und deren Pestflöhe vermehren liess.
Allmählich löste in der Hygiene-Diskussion Ekel religiöse Regeln ab – im 17. Jahrhundert begann in französischen Städten wie Marseille und Lyon die industrielle Seifenproduktion, im 19. Jahrhundert bauten New Yorker und Londoner Wasserleitungen und unterirdische Kanalisationssysteme für ihre Ballungsräume.
Auch wenn diese Hygienemassnahmen die Gesundheit der Weltbevölkerung wesentlich beförderte, müssen heute noch 1,5 Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser leben und 2,5 Milliarden ohne elementare sanitäre Einrichtungen. Andererseits betrug der Umsatz mit Wasch- und Reinigungsmitteln 2018 alleine in der Schweiz 700 Millionen Franken. Bei denen der Schimmelpilz, bei uns der Putzfimmel, dort der Dreck, hier der Tick.
Im Zürcher Tram sind Sitze hygienischer als Scheiben
In der Schweiz gehen Psychiater davon aus, dass zwei bis drei Prozent der Bevölkerung an einer Zwangsstörung leiden, wobei Putz- und Waschzwang die häufigste Art ist. Doch die Hygiene-Hysterie scheint seit ein paar Jahren die breite Masse gepackt zu haben: Vor dem Bürogebäude, im Fitnesscenter oder auf dem WC – überall stehen mahnend Desinfektionsmittel-Spender herum.
«Im Krankenhaus oder im Umgang mit akut Kranken sind Desinfektionsmittel ein Segen», sagt Mikrobiologie-Professor Egert, doch sonst erachtet er den Einsatz als wenig sinnvoll. «Es gibt keine Studie, die gezeigt hat, dass Desinfektionsmittel ausserhalb des klinischen Bereichs die Volksgesundheit positiv beeinflussen.» Vielmehr stehe der unkritische und oftmals falsche, weil zu kurze und verdünnte Einsatz im Verdacht, Antibiotikaresistenzen zu fördern – Alexander Flemings (1881–1955) bahnbrechende Entdeckung des Antibiotikums Penicillin aus dem Jahr 1928 verliert allmählich ihre Wirkung.
Die Menschen kämpfen nicht nur mit den falschen Mitteln gegen Mikroben, sie orten sie auch am falschen Ort. So zeigte eine Untersuchung in Zürcher Trams von 2014, dass die meisten Mikroben nicht auf vermeintlich schmutzigen Sitzen haften, sondern im feuchtwarmen Umfeld der klaren Scheiben – dort, wo Passagiere gerne ihren Kopf anlehnen und so in den Haaren Bakterien mit nach Hause tragen.
Zu Hause ist auch nicht alles sauber, was blitzblank aussieht. Wer zum Beispiel ein Poulet in der Küchenspüle auftaut und dort anschliessend Salat wäscht, setzt sich einem grossen Salmonellen-Risiko aus. Ein Kolumnist brachte es einmal auf den Punkt: Wenn Ausserirdische Mikroben mit blossem Auge erkennen könnten und auf die Erde kämen, würden sie aus der WC-Schüssel trinken und in der Küchenspüle ihr Geschäft verrichten.
Neben der Spüle ist in der Küche der Kühlschrank ein Schmutzherd. «Ein bis zwei Mal im Monat sollte man ihn mit Ausnahme des Eisfachs auswischen», sagt Egert. «Er ist hygienisch gesehen tatsächlich viel wichtiger als die Toilette.» Dazu empfiehlt der Fachmann Allzweckreiniger, Mittel für Glas und Essig gegen Kalk. «Zur Kontrolle von Keimen zu Hause reichen Hausmittel völlig aus: Sonnenlicht, Hitze, Kälte, Säure, Lauge.»
Wichtig dabei: Den Putzschwamm alle zwei Wochen auswechseln. Denn in Laboruntersuchungen fand Egert in länger benutzten Schwämmen 54 Milliarden Keime pro Kubikzentimeter. Somit könnte es ein Schwammwürfel von bloss 21 Zentimetern Kantenlänge mit der Bakterienzahl eines ganzen Menschen aufnehmen. Also halten Sie es mit Otto: Raus!
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch