Nestlé-Präsident Paul Bulcke (69) soll schon seit längerer Zeit mit Mark Schneider (58) unzufrieden gewesen sein. Ab dem Herbst 2023 hat es zu kriseln begonnen. Letzte Woche kam es dann zum Eklat: Am Donnerstag zog der Verwaltungsrat die Reissleine. CEO Schneider muss gehen. Sofort. «Wir sind in diese Situation hineingewachsen», meldet sich Bulcke nun in der «NZZ am Sonntag» zu Wort. «Irgendwann waren wir an dem Punkt, an dem wir beide sagten: ‹Lass uns einen Entscheid fällen!›». Dieser Entscheid fiel zuungunsten des Deutschen aus.
Bulcke lässt durchblicken, dass nicht nur der Verwaltungsrat, sondern auch die Belegschaft des weltgrössten Lebensmittelherstellers mit dem prächtigen Firmensitz in Vevey VD am Ufer des Genfersees das Vertrauen in Schneider verloren hätten. Vertrauen, das der langjährige Nestlé-Manager und Schneider-Nachfolger Laurent Freixe (62) offenbar in Fülle geniesst.
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Tief blicken lässt Bulckes Charakterisierung des neuen CEOs Freixe. Im Interview hebt er dessen «Leidenschaft für unsere Marken, für das Marketing und für die Konsumenten» hervor. Seine «überzeugende strategische Richtung», die intern und extern verstanden werde. Seine Kenntnis der lokalen Märkte und seine Fähigkeiten, die Belegschaft für sich zu gewinnen und anzuspornen. «Eine hohe Priorität ist es, dass wir Marktanteile gewinnen», so der Schweiz-Belgier. «Dazu muss der neue Chef jetzt die Belegschaft anfeuern. Das wird Laurent schon gelingen.»
Wie lange kann sich Bulcke noch halten?
Freixe wird den Lebensmittelmulti unbefristet leiten. «Nein, er ist keine Übergangslösung», sagt Bulcke auf die Beförderung des bisherigen Lateinamerika-Chefs und dessen Alter angesprochen. Mit seinen 16 Jahren Erfahrung in der Konzernleitung sei er von der ersten Minute an einsatzfähig und voll verantwortlich.
Bei der Ankündigung des Chefwechsels hatte sich die Konzernspitze noch bedeckt zu den genauen Zielen des neuen Chefs gehalten. Freixe und Bulcke sagten in ersten Telefonaten mit Medien und Analysten, das Unternehmen werde sich voll auf seine Kernmarken und -produkte konzentrieren und auf organisches Wachstum setzen.
«Ob die beiden Herren im Grossvater-Alter junge Mütter und Väter für Babynahrung begeistern können?», fragt sich der «SonntagsBlick». «Stellt sich der Erfolg nicht bald ein, ist Bulcke der Nächste, der gehen muss.» Bulcke selbst, der seit 45 Jahren bei Nestlé ist und in zwei Wochen 70 Jahre alt wird, beabsichtigt laut «NZZ am Sonntag», so lange als für den Lebensmittelriesen tätig zu sein, wie er für diesen nützlich ist. «Wenn nicht, bin ich weg.»