Wir lieben Kaffee! Über 1000 Tassen trinken Herr und Frau Schweizer im Jahr. Doch unser Kaffeekonsum ist schlecht fürs Klima. Kaum ein anderes Getränk hat einen höheren CO2-Fussabdruck. Das soll sich nun ändern. Der Nahrungsmittelriese Nestlé verspricht: Bis 2022 wird jede Tasse Nespresso-Kaffee CO2-neutral sein.
Der grüne Kaffee ist nur ein Teil der Klima-Offensive, die der Multi aus Vevey VD gerade fährt. Als erstes grosses börsenkotiertes Schweizer Unternehmen überhaupt hat Nestlé seine Aktionäre über einen Klima-Aktionsplan abstimmen lassen.
Bis 2025 will sein Konzern in einem ersten Schritt 3,2 Milliarden Franken in den Klimaschutz stecken. Bis 2050 soll Nestlé, das weltweit 1,3 Milliarden Produkte täglich verkauft, klimaneutral sein.
1,7 Millionen Tonnen Plastik
Mit dem Milliardenprogramm investiert Nestlé in erneuerbare Energien, die Logistik und Landwirtschaft. Es ist eine Flucht nach vorne für den Konzern, der jährlich 1,3 Millionen Tonnen Plastik produziert und von Umweltorganisationen immer wieder scharf kritisiert wird.
Konkret sollen nun 1,2 Milliarden Franken an die Bauern gehen. Wer klimafreundlich arbeitet – und zum Beispiel Kompost statt Kunstdünger einsetzt –, kriegt eine Prämie von Nestlé.
Kühe sollen weniger furzen
Auch die Milch soll grüner werden. Dafür will Nestlé seine Kühe länger leben lassen und ihnen gleichzeitig das Furzen austreiben. Wie das möglich ist? Laut Nestlé mit einer «geschickten Fütterungstechnik».
Das stärke die Verdauung der Kühe, was einen geringeren Methan-Ausstoss zur Folge habe. Zusammen mit der längeren Lebensdauer könne der durchschnittliche CO2-Ausstoss pro Liter Milch um 20 Prozent reduziert werden.
Nestlé geht vegan
Ein weiterer Pfeiler des Milliardenplans: klimafreundliche Produkte. Der Multi will in den kommenden Jahren gezielt in vegane Burger, Würste und Pouletstreifen investieren.
Der erste Schritt ist seit gestern getan: Nestlé-Präsident Paul Bulcke (66) hat seinen Klima-Plan den Aktionären schmackhaft gemacht. Dieser wurde an Generalversammlung mit 95 Prozent angenommen. «Ich bin sehr erfreut über die überaus klare Unterstützung», sagt Bulcke zu Blick. Ihm sei die Abstimmung wichtig gewesen. «Wir möchten, dass unsere Aktionäre ganz nahe bei der Umsetzung unserer Klimaziele dabei sind.»
Klimajugend schiesst gegen Nestlé
Doch nicht alle kaufen Bulcke die guten Klima-Absichten ab. «Nestlé betreibt mit seinem Programm Greenwashing», sagt Annika Lutzke (18) von der Zürcher Klimajugend. Erstens sei der Plan nicht ambitioniert genug. «Und zweitens verletzt Nestlé im Ausland weiterhin Menschenrechte. Die Ausbeutung von Mensch und Natur ist für uns das Gegenteil von klimagerecht», behauptet sie.
FDP-Ständerat Ruedi Noser (60) hat für die Kritik kein Verständnis. «Ich bin erschrocken über die Reaktionen zur Nestlé-Initiative», sagt er. «NGOs können wohl aus ideologischen Gründen nichts gut finden, was aus der Wirtschaft kommt.» Dabei zeige das Beispiel Nestlés eindrücklich, dass Firmen eigenständig richtig handeln können. «Ohne dass man sie immer mit neuen Regulierungen überzieht», so Noser.