Mit der Übernahme der CS durch die UBS kommt es auch zur Machtkonzentration bei der Schweizer Börse SIX. Die neue UBS-Gruppe hält neu einen Anteil von mehr als einem Drittel am Dienstleister für die hiesige Finanzinfrastruktur und steigt damit zur mit Abstand grössten Aktionärin auf.
Vor der Übernahme der CS durch die UBS hielten die beiden Schweizer Grossbanken noch gemeinsam einen Anteil von 34,5 Prozent. Die UBS kann mit ihrem nun auf einen Schlag doppelt so grossen Anteil zwar keine Entscheide des SIX-Verwaltungsrats blockieren. Für einen Beschluss braucht es eine einfache Mehrheit der zehn Verwaltungsräte. Dennoch dürfte der zuvor schon grosse Einfluss der UBS weiter zunehmen, zumal sie jetzt zwei Verwaltungsräte hat.
Es ist bereits in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass die Meinungen mit Blick auf die Dienstleistungen der SIX stark auseinandergingen. Dies überrascht wenig, unterscheiden sich die Interessen der verschiedenen Institute am Schweizer Finanzplatz doch teilweise stark. Es ist eine sehr heterogene Mischung, unter anderem aus Grossbank, inlandorientierten Kantonalbanken und reinen Vermögensverwaltern.
Ermotti scheut keine Kritik
Der alte und neue UBS-Chef Sergio Ermotti (63) hatte bereits in seiner ersten Amtszeit einen grossen Einfluss auf die Strategie der Börse. Als nun einzige Grossbank am Finanzplatz und mit einem Anteil von über 30 Prozent an der Börsenbetreiberin könnte sich das jetzt noch verfestigen.
Ermotti hatte sich auch in der Vergangenheit nicht gescheut, allfälligem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Vor mehreren Jahren etwa hatte er das Geschäftsmodell der SIX scharf kritisiert und gedroht, man könnte sich nach Alternativen umsehen.
Daraufhin richtete sich die Börse 2018 neu aus. Sie verschlankte die Organisation und verkaufte das Kartengeschäft, das bis dato einen grossen Umsatzbeitrag ausmachte, sowie andere Geschäftsfelder. Erklärtes Ziel war es, innovativer und schneller zu werden und mehr Dienstleistungen für die Banken zu übernehmen – also jene Dienstleistungen, die die Finanzinstitute gut auslagern können.
Hohe Beteiligung noch nicht in Stein gemeisselt
Ob die neue Grossbankengruppe – aus UBS und CS – die hohe Beteiligung von über einem Drittel behalten will oder aber Anteile an andere Aktionäre veräussern wird, ist offen. Die UBS wollte sich dazu nicht äussern.
Allerdings lassen sich die Aktien nicht ohne weiteres übertragen: Es gibt einen Bindungsvertrag der SIX-Aktionäre, damit die Struktur der Besitzer langfristig stabil bleibt. Gemäss Statuten muss zudem der SIX-Verwaltungsrat jeder Änderung im Aktionariat zustimmen.
Verweigert werden kann die Übertragung etwa, wenn es sich beim Käufer nicht um eine Bank handelt oder er kein Handelsteilnehmer an der Schweizer Börse ist. Auch, wenn die Beteiligung den prozentualen Nutzungsanteil (Durchschnitt der letzten drei Jahresumsätze) um mehr als 10 Prozent übersteigt. An der Beteiligungsstruktur sowie an den Dienstleistungen ändere sich vorerst nichts, hiess es von der SIX auf Anfrage zu dem Thema. (SDA)