Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte an, wie sie am Donnerstag mitteilt. Der Leitzins beträgt somit 2,5 Prozent.
Dieses Jahr hat die EZB die Zinsen bereits mehrfach erhöht, um der stark steigenden Inflation entgegenzuwirken. Dies scheint Wirkung zu zeigen: In der Eurozone ist die Inflation von ihrem Rekordniveau aus im November auf zuletzt noch 10,0 Prozent gesunken.
Die EZB folgt mit ihrem Zinsschritt auf die Schweizerische Nationalbank (SNB). Diese hatte am Donnerstagmorgen die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Der Leitzins liegt in der Schweiz momentan bei 1,00 Prozent. Hierzulande ist auch die Inflation wesentlich tiefer. Die Teuerung verharrte zuletzt im November unverändert zum Vormonat bei 3,0 Prozent.
Die Euro-Währungshüter erhöhen im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation zum vierten Mal in Folge die Zinsen.
Zunächst steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 2,50 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Angesichts wachsender Sorgen um die Konjunktur fällt die Anhebung allerdings etwas geringer aus als die beiden vorangegangenen Zinsschritte.
EZB baut Anleihenbestände ab
Zugleich will die Notenbank den Umfang der in den vergangenen Jahren von den Euro-Notenbanken aufgekauften, milliardenschweren Anleihenbestände verringern.
Von März 2023 sollen Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden.
Den Erwerb frischer Wertpapiere hatte die EZB bereits zum 1. Juli 2022 eingestellt. Insgesamt steckte die Notenbank im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende November des laufenden Jahres mehr als 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Mit der nun beschlossenen Eindämmung der Geldflut sendet die EZB ein weiteres Signal in Richtung Inflationsbekämpfung.
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Von diesem Ziel sind die Währungshüter derzeit weit entfernt. Im November lag die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht.
Rezession «mild und von kurzer Dauer»
Höhere Zinsen verteuern Kredite, dies bremst die Nachfrage und kann hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Dies kann aber zugleich die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Krieges und einem massiven Anstieg der Energiepreise zu schaffen hat.
Nach jüngsten Ausführungen von EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane gehen die Euro-Währungshüter allerdings davon aus, dass eine mögliche Rezession «mild und von kurzer Dauer sein wird».
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung vom Donnerstag auf 2,00 Prozent. Sparer profitieren inzwischen von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld.
Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge. «Die hohe Inflation gleichen auch die besten Festgeldkonten nicht aus. Sie dienen aber immerhin als Schadensbegrenzung», heisst es in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift «Finanztest».
Nach längerem Zögern hatte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Es folgten zwei weitere historische Erhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed.