Der Winterthurer Industriekonzern Sulzer verlässt den russischen Markt nun doch. Der Verkaufsprozess beginne mit sofortiger Wirkung, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Ende März hatte Sulzer noch mitgeteilt, dass ein Grossteil des Geschäfts in Russland weiterlaufe, da Sulzer Produkte für kritische Infrastrukturen wie die Wasserversorgung oder die Stromversorgung liefere. Kurz darauf musste Sulzer wegen der Russland-Sanktionen aber einen Grossteil des Geschäfts in Russland runterfahren, da sowohl Ein- als auch Ausfuhren unmöglich gemacht wurden. CEO Frédéric Lalanne (59) liess in diesem Zusammenhang wissen, dass im Startquartal die Aufträge aus Russland um 80 Prozent eingebrochen waren.
Wer springt als Käufer ein?
Nun also der komplette Rückzug. Sulzer bedauert den Entscheid, wie das Unternehmen schreibt. Der Konzern war während Jahrzehnten in Russland tätig. Nach sorgfältiger Prüfung der möglichen Optionen sei man jedoch zum Schluss gekommen, dass dies die beste Lösung für alle Stakeholder ist.
«Es steht das ganze Sulzer-Geschäft in Russland zum Verkauf: unser lokales Servicegeschäft, das Chemtech-Geschäft und das Pumpen Sales-Office inklusive die dazugehörenden Serviceaktivitäten», erklärte ein Sulzer-Sprecher gegenüber AWP.
Betreffend eines möglichen Käufers seien alle Möglichkeiten offen. So könne es das lokale Management in Russland sein oder ein anderer privater Käufer, der mit dem «Sanktionsregime compliant» sei. Zu finanziellen Einzelheiten könne er sich aber nicht äussern, da diese stark von den Eckwerten des konkreten Verkaufs abhingen.
300 Angestellte in Russland betroffen
Was der Rückzug aus Russland für die 300 Sulzer-Mitarbeitenden vor Ort bedeutet, ist noch offen. Der Schweizer Industriekonzern sichert ihnen für den bevorstehenden Prozess «die bestmögliche Unterstützung» zu.
Insgesamt fällt das Russland-Geschäft bei Sulzer wenig ins Gewicht: Im vergangenen Jahr steuerte Russland 2,7 Prozent zum Umsatz bei.
Erst vor wenigen Tagen musste Sulzer die sofortige Schliessung seiner Niederlassungen in Polen verkünden, dies aufgrund von Anordnungen der polnischen Regierung. Sulzer will den Entscheid allerdings anfechten. Die polnischen Sanktionen betreffen laut Sulzer eigentlich den Hauptaktionär Viktor Vekselberg (65), sind aber auf die polnischen Sulzer-Gesellschaften ausgeweitet worden.
Sulzer beschäftigte in den beiden Niederlassungen in Polen 192 Mitarbeitende und erzielte einen Jahresumsatz von gut 21 Millionen Franken oder 0,6 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahr 2021. (SDA/sfa)