Bei Swisscom haben gestern Mittag die Alarmglocken so richtig geläutet. Ein Cyber-Angriff legte die Server von Swisscom lahm, was zu Problemen bei Twint führte. Etliche Sandwiches und Espressos konnten nicht bezahlt werden. Die Attacke hatte auch zu Einschränkungen beim Mobile-Banking und Mobile-Payment geführt.
Auch wenn in viel kleinerem Ausmass lässt das Erinnerungen an den 19. Juli aufkommen. Ein fehlerhaftes Update der Firma Crowdstrike sorgte für die grösste IT-Panne der Geschichte. Weltweit stockte der Flugverkehr, auch Spitäler, Supermärkte, Banken, Energieversorger und Fernsehsender waren betroffen. Die Ereignisse lassen aufhorchen. Schränken uns IT-Probleme bald vermehrt im Leben ein? Blick hat bei einem Experten nachgefragt.
Die Welt wird immer vernetzter
Sandro Nafzger (39) ist CEO der Schweizer Cybersecurity-Firma Bug Bounty Switzerland. Er arbeitet mit ethischen Hackern zusammen, die Kunden mit gutem Willen angreifen. Das mag paradox klingen, doch hilft den Firmen, Sicherheitslücken zu schliessen und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Cyberattacken zu erhöhen. Auch Nafzger erkennt: «Es kam in letzter Zeit tatsächlich zu einigen grösseren IT-Pannen.» Er relativiert aber: «Grundsätzlich kommt es tagtäglich zu vielen Zwischenfällen. Meist sind davon nicht so viele Menschen betroffen, was diese für die Allgemeinheit weniger relevant machen.»
Kommt es also in Zukunft immer mehr zu Störungen, die die halbe Schweiz lahmlegen? «Unsere Welt wird immer wie digitaler, vernetzter und komplexer», erklärt der IT-Experte. «Damit steigt die Relevanz von IT-Systemen. Das macht uns zunehmend verletzlicher und kann auch vermehrt zu grösseren IT-Pannen führen.»
Zuverlässigere und sicherere Systeme
Das würde also heissen, dass unser Zug immer öfters auf dem Gleis stehenbleibt oder wir unseren Zmittag vermehrt nicht mit einer digitalen Zahlmethode bezahlen können. Sandro Nafzger malt den Teufel aber nicht an die Wand. «Die IT-Systeme werden immer zuverlässiger und sicherer. Zudem arbeiten viele intelligente Menschen an den Herausforderungen.» Das stimme den IT-Fachmann zuversichtlich für die Zukunft.
Komplett dunkle Aussichten sind das also nicht. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass es nur vereinzelt zu grossen Zwischenfällen kommt. Im Falle von Crowdstrike war die Notrufnummer 911 teilweise nicht mehr erreichbar. Kaum vorstellbar, was ein längerer Ausfall für Folgen gehabt hätte.