Immer mehr GPS-Spoofing
Cyberattacken auf Flugzeuge häufen sich

GPS-Technologie wird zunehmend von Kriminellen missbraucht. Davon betroffen sind auch Fluggesellschaften. Russland wird für zahlreiche Angriffe verantwortlich gemacht.
Publiziert: 11.08.2024 um 17:39 Uhr
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Flugzeuge geraten vermehrt ins Visier von Cyberkriminalität.
Foto: Patrick Tomasso / Unsplash
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

GPS, kurz für «Global Positioning System», ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Und genau deshalb ist es ein attraktives Ziel für Cyberangriffe.

In den letzten Wochen soll es zu einem Anstieg der Fälle von «GPS Spoofing» um 400 Prozent gekommen sein, wie «Reuters» meldet. Das ist ein manipulativer Vorgang, bei dem falsche Informationen an einen GPS-Empfänger gesendet werden.

Besorgniserregend ist dabei, dass vermehrt Fluggesellschaften ins Visier geraten. Diese nutzen GPS-Dienste wie Autofahrer und Wanderern auch. Doch die Angriffe gelten neu nicht mehr der eigentlichen Positionierung der Flugzeuge, sondern den Zeitmessern.

Angriff auf die Zeitmessung

Was viele nicht wissen: GPS-Satelliten senden hochgenaue Zeitinformationen aus, die zur Synchronisation von Systemen genutzt werden. Letzteres bietet auch bei Fluggesellschaften Angriffsfläche.

Ken Munro von der britischen Cybersecurity-Firma Pen Test Partners erzählt von einem Fall, bei dem die Borduhren in einem Flugzeug «einer grossen westlichen Fluggesellschaft» infolge eines Spoofing plötzlich um Jahre vorgestellt wurden. Mit dem Resultat, dass das Flugzeug keinen Zugriff mehr auf seine verschlüsselten Kommunikationssysteme Zugriff hatte.

Laut Munro kann GPS-Spoofing nicht direkt zu einem Flugzeugabsturz führen. Es könne jedoch durchaus eine Ereigniskette in Gang setzen, die schlimme Konsequenzen hat.

Spoofing-Angriffe nehmen zu

Bereits im April hatte die finnische Finnair ihre Flüge in die estnische Stadt Tartu für einen Monat eingestellt. Weil es nur einen GPS-basierten Instrumentenanflug für Tartu gebe und in der Region häufig Störungen des GPS-Empfangs auftreten. Finnair machte für die Störungen Russland verantwortlich.

Das US-Unternehmen für Identitäts- und Zugriffsmanagement Okta geht davon aus, dass allein Russland bereits schätzungsweise 10'000 Spoofing-Angriffe inszeniert hat.

Es braucht nicht einmal viel Aufwand

Es ist relativ einfach, GPS-Signale zu blockieren oder zu überspielen. Dafür reichen teils schon handelsübliche und günstige Geräte, die teils sogar tragbar sind und sich theoretisch in ein Flugzeug mitnehmen lassen. Damit lassen sich von Satelliten übermittelte Signale gestört oder überlagert werden. Fortgeschrittenes Spoofing kann komplett falsche Daten generieren.

So lassen sich Standortdaten eines Telefons manipulieren, aber auch Warenflüsse zu falschen Zielen umleiten oder Flugzeuge und Schiffe vom Kurs abbringen. Aber auch Taxis nutzen GPS. Falschen Daten können zu teureren Routen führen. Achtung: Es sind auch Vorfälle aus Dating-Apps bekannt, bei denen mittels GPS Spoofing Opfer an falsche Standorte gelockt wurden.

Wer die Zeitangaben (die «GNSS Universal Time») ändern kann, könnte auch Kommunikationsnetze unterbrechen oder die Finanzmärkte stören.


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