Es ist ein kleines Blutbad, das die Aktionärinnen und Aktionäre nach Börsenöffnung anrichten: Die Aktie der Credit Suisse rasselte zuerst um 7,2 Prozent in den Keller auf einen Wert von zuerst 4,41 Franken. Etwas später gings weiter bachab. Die Verluste an der Börse weiteten sich auf ein Kursminus von über 15 Prozent aus.
Das ist aber immer noch weit entfernt vom Allzeittief: Dieses erreichte die CS-Aktie Anfang Monat mit 3,52 Franken. Seither hat sich der Kurs kräftig erholt.
Dennoch zeigt der Kurssturz: Die Anlegerinnen und Anleger gehen mit den von der CS präsentierten Umbauplänen hart ins Gericht. Die CS hatte besonders bei der Investmentbank einschneidende Massnahmen in Aussicht gestellt. Ein Teil des Geschäfts wird ausgelagert in die CS First Boston.
Die gehandelten Aktien-Volumen sind sehr hoch – bereits ist das eineinhalbfache eines durchschnittlichen Tagesvolumens umgesetzt.
Das sagen Analysten zum CS-Umbau
In ersten Kommentaren gibt es unterschiedliche Bewertungen. Mehrheitlich sind diese negativ.
Die Bank Vontobel schreibt: Die strategischen Massnahmen entsprächen im Grossen und Ganzen dem, was in den letzten Wochen in den Medien verbreitet worden sei, auch wenn einige Marktteilnehmer wohl mit deutlicheren Einschnitten bei der Investmentbank gerechnet hätten. Die CS begebe sich mit den angekündigten Massnahmen und Anpassungen nun auf einen langen und mühsamen Weg, um die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der verschiedenen Anspruchsgruppen zurückzugewinnen. Dabei dürfe sich das Management keine grösseren Fehltritte mehr leisten.
Die ZKB urteilt: Der Fokus bei der CS liege nun klar auf der strategischen Neuausrichtung. Diese gehe mit einem doch relativ starken Rückbau der Investmentbank einher. Trotz gewisser Umsetzungsrisiken und noch offener Fragen zur Finanzierung werte sie die Pläne aber positiv. Die Kapitalerhöhung sei zudem vom Markt antizipiert worden, glaubt der zuständige Analyst.
Die Investmentbank Jefferies: «Auf den ersten Blick ist der hohe Nettoverlust eine neue Überraschung. Auch die Kapitalerhöhung ist grösser, als wir erwartet hatten.» Es gebe für die Anlegerinnen und Anleger heute bei Credit Suisse eine Menge Neuigkeiten zu verdauen.
Goldman Sachs schreibt: Man sei etwas enttäuscht, dass die dann ab 2025 – also nach dem Umbau – angepeilte Rendite mit über 6 Prozent unter den Erwartungen liege. Vielleicht reflektiere dies aber auch einfach einen gewissen Grad an Vorsicht, meint der zuständige Analyst.
Kepler urteilt: Es scheine, dass die CS endlich den Stier bei den Hörnern packe und sich aktiv mit den Problemen ihres Geschäftsmodells auseinandersetze. «Die eingeleiteten Schritte scheinen richtig zu sein», so ein Kepler-Analyst.
Tausende von Jobs gehen flöten
Es gibt auch ein happiges Sparprogramm mit schmerzlichen Auswirkungen auf das Personal: Noch dieses Jahr werden 2700 Stellen abgebaut. Bis 2025 will die CS dann gar 9000 Jobs streichen, um die Kostenbasis zu senken. Ein Stellenabbau kommt bei Anlegerinnen und Anlegern für gewöhnlich gut an. In diesem Fall fehlt ihnen aber ganz offensichtlich das Vertrauen, dass die Arbeit mit der massiven Kostensenkung bei der CS getan ist.
Trotz der Auslagerung von Geschäftsbereichen und trotz des massiven Personalabbaus braucht die CS noch mehr frisches Geld und hat daher eine Kapitalerhöhung über 4 Milliarden Franken angekündigt. Unter anderem steigt die saudische Zentralbank mit 1,5 Milliarden bei der CS ein. Die Saudis werden damit einer der grössten Anteilseigner bei der Schweizer Grossbank.
Die Ankündigung zum massiven Umbau der Grossbank kam mit dem vierten massiven Quartalsverlust in Folge: Die CS hatte am Donnerstag ein Minus von über 4 Milliarden Franken vermelden müssen. Bei den Anlegern dürfte allerdings nicht der Milliarden-Verlust im Fokus stehen, sondern die Umbaupläne.