Nach fünf Jahren Forschung
Das Schweizer Start-up Planted lanciert sein erstes veganes Steak

Seit der Gründung 2019 hat das Foodtech Planted schon einige fleischfreie Produkte auf den Markt gebracht. Jetzt wartet das Jungunternehmen mit einer Neuheit auf: ein pflanzliches Fake-Steak. Die Fleischorganisation Proviande ist nur halbgar begeistert.
Publiziert: 12.03.2024 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2024 um 09:18 Uhr
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Das Planted-Steak auf pflanzlicher Basis, hier servierbereit im Zürcher Restaurant Gartenhof.
Foto: Planted Foods
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Andreas Güntert
Handelszeitung

Chicken und Bratwurst, Kebap und Schnitzel: Das Schweizer Startup Planted hat in seiner noch jungen Firmengeschichte schon einige fleischfreie Produkte lanciert. Doch noch nie habe das Jungunternehmen aus Kemptthal ZH so viel Zeit investiert wie in sein jüngstes veganes Gericht, sagt Planted-Co-Gründer Christoph Jenny (38): «Das Steak ist so etwas wie der heilige Gral. Seit der Gründung von Planted im Jahr 2019 haben wir daran gearbeitet.»

Nun kommt das Fake-Steak, ein pflanzliches Œuvre aus Sojaprotein, Rapsöl, Bohnen- und Reismehl auf den Markt. Zunächst in einigen gehobenen Restaurants wie etwa dem Zürcher «Gartenhof» oder der Stadtzürcher Institution «Kronenhalle», in den kommenden Monaten soll es dann auch im nationalen und internationalen Handel erhältlich sein.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Steakproduktion als Plattform für weitere grosse Fleischstücke

Mit dem Steak will das Foodtech Planted, das aktuell auf dem zweiten Rang der hundert heissesten Schweizer Startups steht, nicht nur in die karnivorische Prestigekategorie vorstossen. Das Know-how für das hochstehende Gericht soll auch dazu dienen, weiter in den Bereich anspruchsvollerer Fleischstücke vorzustossen, sagt Jenny: «Ein neuer Prozess erlaubt es uns, auf unserer ‹Whole-Muscle›-Plattform auch grössere Stücke herzustellen. Nach dem Steak könnten also beispielsweise Schinken oder Plätzli oder Roastbeef folgen.»

Bisher ist bei dem Unternehmen, das keine Absatz- oder Umsatzzahlen nennen will, weiterhin das Ursprungsprodukt Chicken der Bestseller. Mit der Lancierung des Steaks strebt das Schweizer Startup unter anderem an, den Kreis der Konsumentinnen und Konsumenten zu vergrössern. Jenny, der bei Planted die Bereiche Finanzen, Branding und Human Resources verantwortet, will quasi einen zusätzlichen Köder auslegen, um «neue Kundinnen und Kunden in unsere Kategorie der fleischlosen Proteingerichte zu bringen».

Das Pricing für das neue Prestigeobjekt ist dabei noch nicht finalisiert. Die Preise im Handel würden von den jeweiligen Retailern selber festgelegt, sagt Jenny. In der Gastronomie aber stehen erste Fixpreise. In der Zürcher «Kronenhalle» etwa steht das Planted-Steak mit Sanddorn, Nudeln und Gemüse für 52 Franken auf der Karte.

Metzger halten still, Proviande nur halbgar begeistert

Fleischersatzprodukte haben das Potenzial, die tatsächliche Fleischwirtschaft zu verärgern. Oft wird moniert, dass die Fake-Fleisch-Produzenten mit Begrifflichkeiten hantierten, die fälschlicherweise einen tierischen Bezug herstellten. Der Planted-Co-Gründer geht das auch im Falle des neuen Steaks entspannt an: «Bisher hat noch kein Metzger protestiert.»

Etwas anders sieht man das bei Proviande. Die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft sei bestenfalls halbgar begeistert von der jüngsten Planted-Innovation, sagt eine Proviande-Sprecherin. Sie zitiert ein Schreiben des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), in welchem «unmissverständlich formuliert» sei, dass beispielsweise die Bezeichnung «planted.chicken» nicht erlaubt sei und es sich dabei um Täuschung des Konsumenten, der Konsumentin handle.

Wörtlich stehe dort: «Die Nennung der Tierart wie zum Beispiel ‹Rind›, ‹Kalb› oder ‹Thunfisch› ist nicht erlaubt, auch wenn diese mit einem Hinweis auf die pflanzliche Herkunft ergänzt wird. Somit sind Bezeichnungen wie veganes Rinderfilet, vegetarischer Thunfisch oder Kalbswurst auf Sojabasis nicht zulässig.»

Wer will schon ein «hoch verarbeitetes Erbsenproteinplätzchen»?

Proviande störe sich an der Bezeichnung, «da es sich dabei um eine Täuschung des Konsumenten und der Konsumentin handelt». Komplett auf die Barrikaden will man bei Proviande aber offenbar nicht steigen: «Gleichzeitig ist es wie gesagt eine interessante Wertschätzung des Naturprodukts Fleisch, dass man sogar dessen Substitute so benennt, weil sich dies am Ende anscheinend besser verkauft als die ehrlichere Bezeichnung ‹hoch verarbeitetes Erbsenproteinplätzchen›.»

Steak für Planted dringender als neue Produktionsanlage im Ausland

Wie wichtig das Steakprojekt für Planted ist, zeigt nur schon die Tatsache, dass dafür ein anderes grosses Vorhaben offenbar verschoben wurde. 2022 nannte Planted-Co-Gründer Pascal Bieri (38) im Interview mit der «Handelszeitung» das Ziel, neben Kemptthal im Ausland eine zweite Produktionsanlage hochzuziehen: «2023 soll es losgehen» sagte Bieri damals, «sicher irgendwo in Europa. Das Ziel ist, dort zu produzieren, wo unsere Kundschaft ist, das ist auch nachhaltiger.»

Doch bisher hat man dieses Projekt nicht umgesetzt. Aus einem einfachen Grund, sagt Jenny heute: «Eine zweite Anlage ist weiterhin ein Thema bei uns, doch in letzter Zeit haben wir all unsere Ressourcen in die Entwicklung des Steaks gesteckt.»

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