Der Abgang von Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (52) hat Insider nicht überrascht. Bei der Migros knirscht es im Gebälk. Schon seit dem Sommer wurde offenbar am Chefstuhl von Zumbrunnen gesägt.
Das hat auch damit zu tun, dass beim orangen Riesen nur die Nebengeschäfte – also etwa die Migros Bank, der Reiseveranstalter Hotelplan oder die Migrol-Tankstellen – wirklich florieren. Das Geschäft mit den Supermärkten dagegen floppt, die Umsätze im Kerngeschäft schrumpfen. Angesichts der hohen Teuerung dürfte sich die Lage im kommenden Jahr noch verschärfen, da die Konsumentinnen den Franken eher zweimal umdrehen werden.
Effizienzprogramm in Planung
Das Problem: Im Detailhandel sind die Margen tief, die Fixkosten mit Personal, Miete oder Logistik hoch. Sinken die Umsätze, rutscht die Bilanz schnell ins Minus. Wirklich gut läuft das Geschäft mit den Supermärkten gemäss «SonntagsZeitung» nur noch in den Genossenschaften Ostschweiz und Luzern. Die anderen acht Regionen schreiben in diesem Bereich bereits rote Zahlen oder stehen kurz davor.
Wer auch immer die Nachfolge von Zumbrunnen antreten wird, er oder sie steht vor einer Herkulesaufgabe. Die Struktur mit den zehn sehr eigenständigen Genossenschaften ist historisch gewachsen, aber veraltet. Alle Versuche, etwa den Einkauf oder die Logistik zu zentralisieren und effizienter zu gestalten, sind gescheitert. Zudem sind die Regionen in der Sortimentsbewirtschaftung relativ frei – das schafft zu wenig Synergien. Immerhin: Ein Effizienzprogramm sei bereits in Planung, schreibt die «NZZ am Sonntag».
Jetzt muss die Präsidentin ran
Das grosse Problem: Von den Regionalfürsten will keiner Macht abgeben. Der Zusammenschluss zu wenigen Grossgenossenschaften zum Beispiel würde die meisten von ihnen ihr Amt und ihre Pfründe kosten. Hier kommt nun Migros-Präsidentin Ursula Nold (53) ins Spiel. Sie muss mit dem Neuen zusammen in den Ring steigen, um die Macht der Regionalfürsten zu brechen. Und ihm dabei helfen, die Supermärkte wieder auf Vordermann zu bringen. Ob sie dazu bereit sein wird, ist allerdings offen – denn bei diesem Machtkampf gibt es viel zu verlieren. Zumbrunnen musste gehen, weil er sich gegen die Regionalfürsten nicht durchsetzen konnte.