Gut ein Jahr ist es her, seit der Bundesrat die Zwangshochzeit von UBS und Credit Suisse (CS) orchestrierte. Seither sind immense Geldsummen von der Credit Suisse abgeflossen. Allein zwischen Oktober 2022 und Juni 2023 waren es 211 Milliarden Franken. Die Profiteure sind vorderhand die Kantonal- und Regionalbanken. Aber auch die deutschen Banken wollen einen Teil vom CS-Kundenportfolio.
Konkret: die Commerzbank und die Deutsche Bank. Erstere möchte im hiesigen Firmenkundengeschäft zulegen. Die Schweizer KMU sollen nicht zur UBS, sondern zur Commerzbank wechseln. «Wir wollen ein grosses Stück vom Kuchen», sagt Marc Steinkat (56), Chef von Commerzbank Schweiz, am Montag gegenüber den CH-Media-Zeitungen. «Wir sind jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich gewachsen und erwarten eine Beschleunigung.»
Vertrauen bei Schweizern ist gering
Traditionell haben es Auslandsbanken in der Schweiz schwer. Nur gerade 30 Prozent haben in einer Befragung des Industrieverbandes Swissmem angegeben, ausländischen Kreditinstitution zuzutrauen, die CS-Lücke zu füllen. Die Commerzbank machte in der Schweiz schwierige Zeiten durch, musste das 2014 aufgebaute Netz von sechs Niederlassungen auf den Standort Zürich konzentrieren.
«Wir haben viel gelernt, unser Geschäftsmodell geschärft, den Fokus stärker auf die Handelsfinanzierung gelegt und den Mehrwert der Commerzbank so besser von anderen Banken abgegrenzt», sagt Steinkat über seine Lehrjahre in der Schweiz. «Unsere Kunden ermutigen uns sehr, auch weiterhin in der Schweiz zu wachsen.»
Deutsche Bank: Fokus Zürich
Das sollte gelingen, denn die Commerzbank hat nach eigenen Angaben Kreditzusagen von Schweizer Firmenkunden in Höhe von 11 Milliarden Franken ausstehend. Ein beachtlicher Betrag, den die CS schmerzen dürfte.
Auch die Deutsche Bank bläst im Schweizer Firmenkundengeschäft zum Angriff. Das grösste Kreditinstitut Deutschlands möchte laut CH-Media-Zeitungen die Betreuung von mittelgrossen Schweizer Firmenkunden ab 500 Millionen Franken Umsatz demnächst von Frankfurt in die Schweiz verlagern. Bislang betreute die Deutsche Bank nur Schweizer Grossunternehmen vor Ort. (nim)