Die Bershka-Kundin war schockiert: Sie wollte ein rückenfreies Kleid anprobieren, zog den BH aus und stand nur noch im Slip da. Dann entdeckte sie die Kamera über der Umkleidekabine. «So was ist doch nicht normal», fand sie.
Die Kundin hatte recht. Der Verband der Textildetailhändler, der Konsumentenschutz, der Datenschutzbeauftragte sagten im Blick unisono: Filmen in der Umkleidekabnie verletzt die Privatsphäre. Eine 360-Grad-Kamera, wie sie bei Bershka im Berner Wankdorf Center platziert war, ist ein No-Go.
Jetzt zeigt ein Augenschein vor Ort: Die Bershka-Filialleitung hat auf den Blick-Bericht reagiert. Die Verantwortlichen haben die Situation entschärft. Die Kamera kann das Geschehen in der Kabine nicht mehr erfassen. Denn die Sicht auf das Innere der Garderoben versperrt nun ein schwarzes Brett, das offenbar kürzlich an der Decke montiert wurde. Es ist knapp einen Meter lang und einen halben Meter hoch. Damit ist auch die Gefahr eines Missbrauchs des Bildmaterials gebannt.
Lange Schlangen vor der Bershka-Filiale
Der Mutterkonzern Inditex, zu dem auch Zara gehört, zeigte sich im Vorfeld gegenüber Blick zunächst abwehrend. Die Kamera filme nur den Bereich vor der Kasse und nicht die Umkleidekabinen, die dahinter platziert seien, liess ein Sprecher am Telefon verlauten.
Der Besuch bei Bershka im Wankdorf Center zeigt auch: Die Kamera-Episode schreckt die Shopperinnen und Shopper nicht ab. Die Kundschaft steht auf den Mix aus modernem Design, hartem Beat und schrillen Motiven. Kaum einer der Wartenden ist über 30 Jahre alt. Das Portemonnaie sitzt locker – auch in der Krise, trotz Kamera-Fauxpas.
Während andere Textilunternehmen ums Überleben kämpfen, boomt bei den Schweizer Ablegern von Inditex offenbar das Fashion-Business. Der spanische Gigant wächst, baut aus, sucht knapp zwei Dutzend Leute alleine via Linkedin, vornehmlich in den Regionen Bern, Zürich, Neuenburg und Lausanne VD. Bershka und Zara sind die Zugpferde.