Am Donnerstag, 3. Februar, fallen zwei wichtige Corona-Regeln: Schluss mit Homeoffice-Pflicht und Quarantäne. Der Bundesrat präsentierte zudem zwei Varianten für den vollständigen Ausstieg aus der Pandemie. Bei Variante eins werden bereits Mitte Februar alle Massnahmen wegfallen. Variante zwei sieht eine Aufhebung in Etappen vor.
Die Reaktionen der Wirtschaftsverbände fallen unterschiedlich aus. «Die relativ rasche Öffnung entspricht der aktuellen Corona-Situation und ist deshalb konsequent und richtig. Wir begrüssen es ausserdem, dass schon ein Signal für den nächsten Schritt gesendet wurde», sagt Roland Müller (58), Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Man werde nun die Mitglieder konsultieren und sich dann aller Voraussicht nach für die raschere Variante aussprechen. Dass die Isolationspflicht für Corona-Positive in jedem Fall bestehen bleibt, ist für Müller unbestritten.
Was sollen Arbeitnehmer tun, die weiterhin im Homeoffice bleiben wollen? «In den letzten Monaten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits Erfahrung gesammelt. Es hat sich gezeigt, dass man auch mit Homeoffice produktiv ist. Jetzt müssen die Firmen eigene Homeoffice-Regelungen erlassen», sagt der Direktor des Arbeitgeberverbands.
«Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben»
Wie die Arbeitgeber begrüsst auch der Dachverband Economiesuisse die Lockerungsschritte. Etwas anders sieht es der Gewerbeverband. Direktor Hans-Ulrich Bigler (63) ist mit den neuesten Entscheiden des Bundesrats nur halb zufrieden. «Wir begrüssen es natürlich, dass der Bundesrat auf unsere Forderungen eingeschwenkt ist und die Quarantäne und Homeoffice-Pflicht aufhebt.»
Etwas stösst Bigler aber sauer auf: «Das vorübergehende Festhalten an der Zertifikatspflicht ist zögerlich und mutlos.» Schliesslich hätten die letzten Wochen gezeigt, dass das Zertifikat nichts bringe.
Bigler hofft darauf, dass der Bundesrat per Mitte Februar auch alle anderen Corona-Massnahmen streicht. Im Gastgewerbe sowie in der Fitness- und in der Eventbranche gebe es nach wie vor viele Betriebe, die stark unter den Einschränkungen leiden würden. «Und dabei gehen oft die ganzen Zulieferer wie der Getränkehandel vergessen.» Mit den Einschränkungen fehle den Betrieben jede Planungssicherheit, hält er fest.
Dass die Schweiz bei einer vollständigen Aufhebung der Massnahmen bald wieder in Schwierigkeiten geraten könnte, zweifelt Bigler an. «Die Spitalbettenbelegung ist aktuell rückläufig. Damit fehlt jede Basis für die massiven Eingriffe in die Grundrechte. Diese Eingriffe darf man nicht mit dem Argument aufrechterhalten, dass sich die Situation womöglich wieder verschlimmern könnte.» Für Bigler gibt es nur einen Weg aus der Pandemie: «Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.»
Zu schnell oder zu langsam?
Während für den Arbeitgeberverband zu wenig schnell gelockert wird, hält der Arbeitnehmerverband Travailsuisse das Tempo für genau richtig. «Wir befürworten, dass schrittweise gelockert wird. Und wir sprechen uns für die langsamere, zweite Öffnungsvariante aus», sagt Adrian Wüthrich (42), Präsident von Travailsuisse.
Wüthrich betont ausserdem, dass die an die neuen Vorgaben angepassten Schutzkonzepte am Arbeitsplatz nach wie vor eingehalten werden sollen. «Derzeit sind viele Arbeitnehmende krank, und eine weitere Zunahme ist zu vermeiden», sagt Wüthrich. Wer sich nicht ganz gesund fühle, solle weiterhin unbedingt zu Hause bleiben.