Muss Vas Narasimhan bald gehen?
Insider beklagen «Personenkult» beim Novartis-Chef

Der Aktienkurs von Novartis entwickelt sich enttäuschend, Kritik an Konzernchef Vas Narasimhan wächst. Insider beklagen einen Personenkult – und Investoren sind skeptisch, was künftige Innovationen angeht.
Publiziert: 26.12.2021 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2021 um 15:02 Uhr
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Gegen Novartis-Chef Vas Narasimhan regt sich intern zunehmend Widerstand.
Foto: Thomas Meier

Der Novartis-Chef Vas Narasimhan (45) wollte den Basler Pharmakonzern bei seinem Antritt an der Unternehmensspitze 2018 nichts weniger als revolutionieren. Sein Programm dazu nannte er «Unboss». Die althergebrachten strikten Hierarchien wollte er durch eine offene, agile und teamorientierte Unternehmensführung ersetzen.

Die Erwartungen an den jungen US-Amerikaner waren gross. Nun zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Narasimhan diese Erwartungen enttäuscht. Mehr noch: Wenn er den Investoren nicht bald Erfolge liefert, muss er seinen Posten im kommenden Jahr wohl räumen. Das geben ein Dutzend Unternehmenskenner anonym in der «NZZ am Sonntag» zu Protokoll.

«Vas Fatigue» unter den Angestellten

Sie sprechen von einem übermässigen «Personenkult» und davon, dass Narasimhans Omnipräsenz in den sozialen Medien zu einer «Vas Fatigue» unter den Angestellten führe. Der Chef höre sich gerne selber sprechen und wolle eine Berühmtheit sein, so die firmeninternen Kritiker weiter.

Die Novartis-Pipeline war ziemlich leer, als Narasimhan den Konzern übernahm. Weil der Patentschutz auf althergebrachten Novartis-Arzneien abläuft, fallen beim Basler Pharmakonzern in den kommenden Jahren Einnahmen im Milliardenbereich weg. Narasimhan sollte die Pipeline wieder füllen, indem er auf Einkaufstour geht und vielversprechende Unternehmen schluckt, etwa im Bereich der RNA-Technologie.

Novartis hat seit Narasimhans Antritt an der Spitze tatsächlich fünf Firmen für 25 Milliarden US-Dollar aufgekauft. Gebracht hat es bisher wenig: Bei vier der fünf Zukäufe gibt es Verzögerungen in der Entwicklung der neuen Arzneien oder Technologien. In der Novartis-Pipeline herrscht immer noch gähnende Leere. Novartis selber widerspricht. In der «NZZ am Sonntag» wird ein Unternehmenssprecher zitiert: «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung von Novartis sind aufgrund des starken Marktportfolios, der umfassenden Pipeline mit bis zu zwanzig vielversprechenden Produkten in Entwicklung und unseren zukunftsträchtigen Technologieplattformen vom kurz-, mittel- und langfristigen Wachstumspotenzial der Firma überzeugt.»

«Da muss noch etwas passieren»

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Die Investoren hingegen sind zurückhaltend. Die Novartis-Aktien haben seit Jahresbeginn 5 Prozent verloren. Die gesamte Pharmabranche hat im gleichen Zeitraum 20 Prozent zugelegt. Konkurrentin Roche ist am Markt doppelt so viel wert wie Novartis.

Jüngst hat Novartis die Beteiligung an der Konkurrentin Roche verkauft, daraus einen Milliardenerlös erzielt. Gross waren die Erwartungen, dass Novartis mit dem Geld aufregende Zukäufe tätigt. Stattdessen hat der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm gestartet, also in die eigenen Titel statt in fremde investiert. Für viele Marktbeobachter unverständlich. Michael Nawrath (58), Pharma-Analyst beim Zürcher Finanzdienstleister Octavian, sagte damals zu Blick: «Das ist enttäuschend. Wie dadurch mehr hauseigene Innovationen ermöglicht werden sollen, ist wenig nachvollziehbar!»

Auch der Pharma-Analyst Stefan Schneider (54) von der Bank Vontobel sagt in der «NZZ am Sonntag», dass die kommenden Jahre für die Zukunft von Vas Narasimhan an der Novartis-Spitze entscheidend seien: «Da muss noch etwas passieren.» (sfa)

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