Der US-Pharmamulti Merck will noch dieses Jahr das erste Covid-Medikament auf den Markt bringen. Studienergebnisse mit dem Therapeutikum Molnupiravir sind ermutigend. Das Medikament soll das Risiko von Spitalaufenthalten oder Todesfällen um etwa die Hälfte reduzieren. Im Wettlauf mit anderen Pharmakonzernen wie Pfizer und Roche, die ebenfalls an Coronavirus-Tabletten forschen, hat Merck die Nase vorn.
Wie ein Report aufzeigt, der letzte Woche von der Harvard School of Public Health und dem King's College Spital in London veröffentlicht wurde, kostet die Herstellung von einem Molnupiravir-Generikum 17,74 Dollar pro Therapie. Dies, während Merck der US-Bundesregierung laut Berichten mehr als 700 Dollar für eine fünftägige Molnupiravir-Kur in Rechnung stellt. Netto entspricht dies einem vierzigfachen Preisaufschlag.
712 Dollar sind der Betrag, den die US-Behörden im Juni für eine Molnupiravir-Therapie vorab bezahlten: 1,2 Milliarden US-Dollar über die Durchführung von 1,7 Millionen medikamentösen Behandlungen, sobald Molnupiravir von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) als Notfallmedikament zugelassen ist. Das macht rund 44 Cents pro Tablette. 40 Stück müssen für eine fünftägige Kur eingenommen werden. Patienten haben für ein Vielfaches davon aufzukommen. Obschon öffentliche Gelder die Entwicklung des Medikaments mitfinanzierten. Die US-Regierung hat den Entwicklern 29 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, wie die US-Nachrichtenseite «The Intercept» berichtet.
Hoher Profit
Entwickelt wurde das Medikament vom US-Biotechunternehmen Ridgeback Biotherapeutics. Merck erwarb die exklusiven Rechte für Herstellung, Vertrieb und Verkauf weltweit. «Wenn man den generischen Preis betrachtet, der zwischen 15 und 20 Dollar pro Behandlung liegt, ist der Preis von 700 Dollar absolut unverschämt», sagte Leena Menghaney von Ärzte ohne Grenzen dem Newsportal RT. «Pharmakonzerne müssen davon absehen, aus der Pandemie Profit zu schlagen.»
Auch die Hersteller von Impfstoffen gegen das Coronavirus erfreuen sich hoher Renditen. Pharmariese Moderna, dessen Vakzin weltweit als der beste Schutz gegen Covid-19 gilt, liefert sein Präparat dabei fast ausschliesslich an reiche Länder. Moderna lasse ärmere Länder warten und erziele dabei Milliardengewinne, berichtet die «New York Times». Laut dem Investigationsnetzwerk «Somo» verlagert Moderna seine Gewinne dabei in den US-Bundesstaat Delaware, der als Steueroase gilt, sowie in die Schweiz. (kes)