Moderna-Chef Stéphan Bancel verunsichert Börsen
Impfstoffe gegen Omikron «erheblich weniger wirksam»

Omikron bereitet dem Moderna-Chef Stéphan Bancel erhebliche Sorgen. Sein Impfstoff wird mit der Mutante wohl nicht fertig. Die Anpassung des Vakzins wird Monate dauern. Er schlägt als Alternative einen stärkeren Booster vor. Die Börsen reagieren mit Abschlägen.
Publiziert: 30.11.2021 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2021 um 21:39 Uhr
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Moderna-Chef Stéphan Bancel ist angesichts der Omikron-Variante pessimistisch. (Archivbild)
Foto: STEFAN BOHRER

Die Omikron-Variante wird für bestehende Covid-Impfstoffe wohl zum Problem. Davon geht Moderna-Chef Stéphan Bancel (49) aus. In einem Interview mit der «Financial Times» sagt Bancel zur Impfstoff-Wirksamkeit: «Ich denke, es wird ein erheblicher Rückgang sein. Ich weiss nur nicht, wie viel, weil wir die Daten abwarten müssen. Aber alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sagen: ‹Das ist gar nicht gut.›»

Zu schweren Verläufen hingegen äussert sich Bancel nicht. Möglich also, dass die vorliegenden Impfstoffe aufgrund der neuen Variante zwar weniger gut vor Ansteckungen schützen – aber immerhin noch vor schweren Verläufen.

Verantwortliche des Impfstoff-Herstellers Pfizer hatten sich Anfang der Woche noch deutlich optimistischer geäussert und gesagt, die bestehenden Impfstoffe würden wohl auch gegen Omikron schützen. Auch US-Präsident Joe Biden (79) meinte, Omikron sei «ein Grund zur Sorge, aber kein Grund zur Panik».

Impfstoff-Anpassung erst nächstes Jahr

Moderna-Chef Bancel hingegen betont nun, dass die Omikron-Variante insbesondere Mutationen am Spike-Protein aufweist. Genau auf dieses Protein zielen die Impfstoffe ab. Experten hätten nicht damit gerechnet, dass eine derart stark mutierte Variante bereits jetzt auftaucht, sagt Bancel der «Financial Times» – sondern erst in ein bis zwei Jahren.

Bancel kündigt nun an, dass die aktuelle Generation von Corona-Impfstoffen im nächsten Jahr wohl angepasst werden muss. Die Arbeiten für einen angepassten Impfstoff haben demnach bereits begonnen. Bancel dämpft aber die Erwartungen: «Moderna und Pfizer können nächste Woche keine Milliarde Dosen bereitstellen. Die Rechnung geht nicht auf.»

Die Produktion brauche mehr Zeit, so der Moderna-Boss. «Können wir mehrere Milliarden Dosen bis nächsten Sommer produzieren? Sicher.» Moderna werde demnach 2022 bis zu drei Milliarden Impfstoff-Dosen spezifisch für die neue Omikron-Variante bereitstellen.

Bancel betont aber auch, dass es riskant wäre, die gesamten Produktionskapazitäten nun einzig und allein auf Omikron auszurichten, während gleichzeitig auch noch andere Varianten kursieren. Bis ein angepasster Omikron-Impfstoff vorliegt, schlägt Bancel vor, älteren Menschen einen stärkeren Booster zu verabreichen.

Börsen auf Talfahrt

An den Börsen sorgen die Aussagen von Bancel am Dienstag weltweit für Verunsicherung. Der Schweizer Leitindex SMI fiel kurz nach der Eröffnung um rund 1 Prozent. Ebenso der Deutsche Aktienindex Dax. Auch die anderen Börsen in Europa und auch in Asien gingen mehrheitlich auf Talfahrt.

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Auch die Moderna-Aktie verliert im vorbörslichen Handel deutlich. «Das ist keine gute Nachricht», sagte Analyst Joseph Capruso von der Commonwealth Bank. «Und es kommt von jemandem, der es wissen muss.»

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Bancel wehrt sich im Interview mit der Financial Times auch gegen Vorwürfe, wonach Moderna die Entstehung neuer Virusvarianten mitverschuldet habe. Die schleppende Impfkampagne in Südafrika und anderen Entwicklungsländern befeuert die Entstehung neuer Varianten.

Das sei aber nicht das Versäumnis der Impfstoffhersteller, sondern der Industrieländer, sagte Bancel: «In den USA hatten wir keine andere Wahl, wir mussten 60 Prozent unserer Dosen an die US-Regierung abgeben. Das war kein Entscheid von Moderna, sondern von den US-Behörden.»

Die Omikron-Variante ist zuerst in Südafrika festgestellt worden. Sie hat sich in der Zwischenzeit in über ein Dutzend Länder verbreitet. Auch in der Schweiz liegt ein Verdachtsfall vor. Wissenschaftler befürchten, dass die Variante leichter übertragbar ist als Delta. Als Konsequenz haben viele Staaten Einreisesperren gegen Südafrika und andere Länder erlassen. Die BAG-Quarantäneliste finden Sie hier. (SDA/sfa)

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