Auf einen Blick
- Wohnen in alten Fabrikliegenschaften boomt, Lofts mit Industrie-Flair sind begehrt
- Ehemalige Spinnerei in Bauma ZH als Mehrfamilienhaus zum Verkauf angeboten
- Zehn Wohnungen mit 2208 Quadratmetern Gesamtfläche für 14,7 Millionen Franken
Wohnen in alten Fabrikliegenschaften liegt derzeit im Trend, Wohnungen in stillgelegten Stickereien oder Webereien boomen. Aufwendig ausgebaute Lofts mit Industrie-Flair kommen vor allem bei einer zahlungskräftigen Klientel, die der Stadt den Rücken zudreht, gut an. Besonders augenfällig wird dieser Aufschwung im Zürcher Tösstal. So wurde zum Beispiel die Baumwollspinnerei in Kollbrunn ZH in den vergangenen Jahren umgebaut.
Gekauft hat das imposante Bauwerk mit Baujahr 1855 die Immobilienfirma Swiss Property. Sie hat in der Spinnerei 35 Eigentumswohnungen gebaut. Die Apartments sind in unterschiedlichen Ausführungen zu haben. Es gibt Loft-, Eck-, Dach- und Gartenwohnungen sowie fünf Townhouses. Das kleinste Loft ist 75 Quadratmeter gross und wurde für 450'000 Franken verkauft. Der Dachwohnung mit 183 Quadratmetern Wohnfläche kostet 1,58 Millionen Franken und ist noch frei.
640'000 Franken Mietzinseinnahmen
Meist kaufen Investoren leerstehende Fabriken und bauen diese dann um. In Bauma ZH kommt nun aber eine bereits neu ausgebaute Liegenschaft auf den Markt. 2022 wurde das Hauptgebäude der ehemaligen Spinnerei Gujer kernsaniert. Zehn moderne, helle Wohnungen befinden sich heute in der 1850 gebauten Fabrik. Die Narva Group, ein Immobilienhändler aus Zürich, verkauft sie jetzt als Mehrfamilienhaus auf Homegate, wie der «Landbote» berichtet.
14,7 Millionen Franken sind für die kernsanierte Spinnerei ausgerufen. Dafür bekommt der Käufer zehn Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 2208 Quadratmetern. Sie sollen Jahr für Jahr 640'000 Franken in die Kasse des Investors spülen – ab sofort. Die Narva Group verspricht eine Rendite von 4,4 Prozent. Das Grundstück am Wissenbach – der Bach mündet später in die Töss – ist 6700 Quadratmeter gross.
Als «kluger Müller» Politkarriere gemacht
Betrieben wurde die Baumwollspinnerei einst von Heinrich Gujer (1801 bis 1868). Er begann als einfacher Müller, arbeitete sich dann bis zum Spinnereibesitzer hoch. Auch politisch war Gujer aktiv und als «kluger Müller» bekannt. Am Ustertag, an dem 10'000 Menschen die Gleichstellung von Stadt und Land verlangten, hielt er 1830 eine viel beachtete Rede, mit der er die Neuordnung des Kantons Zürich mit der neuen Verfassung einläutete. Er setzte sich für die Schule, die Neuorganisation der Verwaltung und den Ausbau der Eisenbahn ein.