Auf einen Blick
- Goldküsten-Paar schuldet Steuern und flüchtet nach Katar: Wohnung wird zwangsversteigert
- Unternehmer Julian M. täuschte Mitarbeiter und Geschäftspartner mit falschen Versprechungen
- Amtlicher Schätzwert der Wohnung beträgt 2,6 Millionen Franken
Unternehmer Julian M.* (45) lebte gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Frau Johanna M.* (53) ab 2020 in Meilen ZH – und fiel mit dubiosen Machenschaften auf. Der Österreicher hat Löhne und Aufträge nicht bezahlt und seine Mitarbeiter mit hohen Geldforderungen unter Druck gesetzt. Das Paar schuldet der Gemeinde 670'000 Franken an Steuern. Gemäss der Verfügung des Steueramts von Meilen, die im Amtsblatt veröffentlicht wurde, ist das Paar nach Katar ausgewandert. Und geschäftet munter weiter.
Jetzt wird die Wohnung an der Goldküste zwangsversteigert, berichtet die «Zürichsee-Zeitung». Die Parterre-Wohnung mit 3 Zimmern erstreckt sich über eine Fläche von 158 Quadratmetern, wie ein Inserat auf der Immo-Plattform Homegate zeigt. Sie hat Sicht auf den See, eine grosse Terrasse sowie zwei Parkplätze und wurde 2007 erbaut. Das Apartment liegt in einem noblen Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen in einer ruhigen Gegend in der steuergünstigen Goldküstengemeinde. Das sind der Argumente genug, dass das Objekt nicht lange auf dem Markt sein sollte.
Steuerschulden sind nur Spitze des Eisberges
Versteigert wird die edle Immobilie vom Betreibungs- und Konkursamt Meilen. Der amtliche Schätzwert beträgt 2,6 Millionen Franken. Allenfalls bekommt man den Wohnungsschlüssel auch zu einem günstigeren Preis. Denn: «Der Zuschlagspreis kann je nach Angebot an der Versteigerung auch darunter oder darüber liegen», heisst es in der Annonce. Mit dem Erlös werden die Steuerschulden von M. getilgt, dann kommen seine zahlreichen Gläubiger zum Zug.
Die Steuerschulden sind nämlich nur die Spitze des Eisbergs. Blick hat mit ehemaligen Mitarbeitern und Geschäftspartnern gesprochen. Auch bei Mitarbeitenden, Lieferanten und Geldgebern hat M. grossen Schaden angerichtet. Von der Schweiz aus wollte der Österreicher das Firmennetzwerk NCDH aufbauen. Auf dem Papier gab es einen Mischkonzern mit Food, Wein, Maschinenerstellung und ökologischer Unkrautvernichtung.
Gemäss dem Geschäftsbericht 2020 hatte die Firmengruppe über 1300 Mitarbeiter. «Tatsächlich waren es wohl zwischen 10 und 20», sagt ein ehemaliger Kadermitarbeiter. Auch der Umsatz von knapp 400 Millionen Franken im Bericht sei «erstunken und erlogen». Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass sie bereits ihre erste Lohnzahlung nicht pünktlich erhielten. Dazu gehört eine Frau, die ab April 2021 in der Food-Division der NCDH arbeitete. Das Ziel war es hier, Bäckereien zu übernehmen und eine Kaffeehauskette aufzubauen.
M. gründet weiter neue Firmen
Gemietet und eröffnet wurde nur ein Lokal in der Schweiz – der Tea-Room Runft in Interlaken BE. Er wurde vom Herbst 2021 bis Juni 2022 betrieben. Dann legten die Mitarbeiter ihre Arbeit nieder, weil sie keinen Lohn erhalten hatten. Nie eröffnet wurde dagegen ein Lokal an der Winterthurer Marktgasse mit geplantem 24-Stunden-Betrieb am Wochenende. «Es fehlten schlicht die nötigen finanziellen Mittel», sagt die Gastro-Expertin. Eine Firma wurde beauftragt, den Innenausbau zu planen. «Das fand zwar Anklang, wurde aber nicht bezahlt», sagt der betroffene ehemalige Geschäftspartner.
Immer wieder haben Firmen von M. Konkurs in den letzten Jahren gemacht. In Dubai scheint er sich aber gut eingelebt zu haben. Er gründet bereits wieder Firmen. Eine Gesellschaft handelt mit Unkrautbeseitigungsmaschinen und ist im Handelsregister des Kantons Thurgau eingetragen. M. sucht für das Unternehmen sogar Mitarbeiter, wie die «Zürichsee-Zeitung» schreibt. Und zwar einen Marketing-Manager und einen technischen Zeichner. Arbeitsort ist in den Niederlanden.