Goldküsten-Paar zieht Abzock-Masche in Dubai weiter
«Ich komme mir dumm vor, ich hätte es kommen sehen müssen»

Auch nach dem Umzug von Meilen ZH nach Dubai präsentiert sich Unternehmer Julian M.* weiterhin als Chef eines grossen Mischkonzerns. Blick konnte mit Personen aus Dubai sprechen, die vom Unternehmer am persischen Golf hinters Licht geführt wurden.
Publiziert: 31.05.2024 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2024 um 10:23 Uhr
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«Er hatte all diese grossen Pläne», sagt eine Person, die 2023 mehrere Monate in Dubai für Unternehmer Julian M.* (45) arbeitete.
Foto: zVg
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Daniel JungRedaktor News

Im letzten Oktober berichtete Blick über den Unternehmer Julian M.* (45) und seine Frau Johanna M.* (52), die ab 2020 in Meilen ZH lebten. In der Schweiz hinterliessen die beiden Österreicher enttäuschte Mitarbeiter, geprellte Zulieferer und Steuerschulden über 670'000 Franken.

Heute lebt das Unternehmerpaar in Dubai. Dort präsentiert sich Julian M. weiterhin als Chef eines grossen Mischkonzerns – der NCDH-Gruppe – mit Nahrungsmitteln, Wein, Maschinenerstellung und ökologischer Unkrautvernichtung. In Dubai hat M. die Firmen Framdita sowie Coomuno registrieren lassen.

Ob die Firmen am persischen Golf Umsatz machen, ist unklar. Klar ist jedoch, dass weiterhin grosse Pläne angekündigt werden – und es Probleme gibt bei der Umsetzung. Auch hier sollen Zuliefer-Firmen mit falschen Versprechen hingehalten worden sein.

«Er hatte all diese grossen Pläne»

Ein europäischer Expat lebt seit mehreren Jahren in Dubai. Die Person arbeitete im letzten Jahr einige Zeit für Julian M. «Er hatte all diese grossen Pläne», sagt sie. Es ging unter anderem darum, das Hauptquartier der NCDH-Gruppe von der Schweiz nach Dubai zu verlagern.

Auf dem Areal der Weltausstellung «Expo 2020» wollte der Unternehmer über 14’000 Quadratmeter für repräsentative Büroräumlichkeiten anmieten. Er schmiedete mit Architekten Pläne für die Umnutzung – letztlich kam es aber nicht zum Vertragsabschluss. Dennoch war der «Nachhaltigkeits-Distrikt» der Expo City Dubai jene Adresse, welche bis vor wenigen Tagen auf der Website der Firma Coomuno angegeben war.

«Er verweigerte mir die Login-Daten»

Was dem Expat am neuen Chef bald auffiel: «Er ist sehr verschwiegen mit seinen Unterlagen.» Julian M. erledigte die Buchhaltung persönlich und gewährte kaum Einblick in Geschäftszahlen. Auch auf dem eigenen Geschäftslaptop hatte die Person nur begrenzte Rechte und sagt: «Er gab mir jeweils einen entsperrten Computer, verweigerte mir aber die Login-Daten.»

Bei einem Gespräch mit einem Angestellten aus der Schweiz wurde die Person gefragt, ob M. tatsächlich schon 100 Mitarbeiter in Dubai habe – was nicht annähernd der Wahrheit entsprach. Spätestens da merkte sie, dass ihr Chef es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt. Später beobachtete die Person etwa, wie M. im Namen eines fiktiven Anwalts E-Mails verfasste.

Bezahlt wurde die Person in bar, obwohl das in Dubai unüblich ist. Schon bald erhielt sie ihren Lohn aber nicht mehr pünktlich. Auch nach der Kündigung fehlen ihr noch mehrere Tausend Franken Lohn.

«Ich habe nichts Gutes über ihn zu sagen»

Ein anderer europäischer Expat kündigte für eine Anstellung bei Julian M. seine vorherige Stelle in Dubai. Er sollte das Weingeschäft im Nahen Osten und Nordafrika aufbauen. Letztlich kam es aber nicht zum Vertragsabschluss. «Er verspricht viel und hält sich an nichts!», so der Mann.

Er hatte sich ab November 2023 mehrmals mit Julian M. getroffen und Strategien diskutiert. Kritisch sah der Wein-Experte dabei die Preise, welche M. mit seinem Wein erzielen wollte. «Er glaubt, dass er seinen Wein teurer verkaufen kann als alle anderen», sagt der Mann. Letztlich verfüge Julian M. aber weder über die nötigen Lizenzen für Alkoholhandel noch über eine Logistik, um Wein von Europa an den persischen Golf zu bringen.

«Ich habe nichts Gutes über ihn zu sagen», so der Expat, «aber ich komme mir dumm vor, denn ich hätte es kommen sehen müssen.» Weil er seinen früheren Job schon gekündigt hatte, verlor er beinahe auch sein Visum für Dubai.

17 Gläubiger in Vorarlberg

Schäden hat Julian M. auch in seinem Heimatland Österreich hinterlassen: Im letzten Dezember berichtete «Vorarlberg Online» über die Firmenpleite einer Firma aus Bregenz: Die AV Wine GmbH mit Geschäftsführer Julian M., ebenfalls Teil des NCDH-Netzwerks, schlitterte dort 2020 mit 970’000 Euro an Forderungen in den Konkurs. Betroffen waren hier 17 Gläubiger. Im Artikel heisst es: «Schulden in dieser Höhe bei einem kleinen No-Name-Unternehmen, das als Geschäftszweig die Führung eines Weingutes und den Handel mit Weinen angibt, machen neugierig auf die Hintergründe.»

In Zürich wiederum hat das Konkursgericht des Bezirksgerichts Zürich per 15. März 2024 den Konkurs über die NCDH Group AG eröffnet – und gleichzeitig das Verfahren mangels Aktiven eingestellt. Auch die Gemeinde Meilen wartet sieben Monate später weiterhin auf ihr Steuergeld.

Blick hat Julian M. mit den Vorwürfen konfrontiert. Der Österreicher wollte dazu aber nicht Stellung nehmen.

* Namen geändert

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