Darum gehts
- Migros Zürich verzeichnet Rekordverlust von 222 Millionen Franken im Jahr 2024
- Kritik an Ex-Chef Jörg Blunschi wegen Tegut-Übernahme und hohen Verlusten
- Tegut muss bis Ende 2026 schwarze Zahlen schreiben oder wird abgestossen
2024 ist das schlechteste Jahr in der Geschichte der wichtigsten Genossenschaft des orangen Imperiums: Die Migros Zürich meldete kürzlich einen Megaverlust von 116,1 Millionen Franken. Es ist das vierte Verlustjahr in Folge. Und nun zeigt sich: Das Minus von 2024 ist noch viel grösser als ausgewiesen.
Bereits im Einzelabschluss ist von einem Verlust von 125 Millionen Franken die Rede. Gemäss einer Recherche der «SonntagsZeitung» beläuft sich der Gesamtverlust sogar auf total 222 Millionen Franken. Demnach senkte die Migros Zürich die Arbeitgeberreserve um 42 Millionen Franken. Und klassifizierte Leasingverträge im Wert von 9 Millionen um. Beide buchhalterischen Massnahmen reduzierten das Minus. Gleiches gilt für die Auflösung von stillen Reserven im Umfang von knapp 46 Millionen Franken, über die zuerst das Portal «Inside Paradeplatz» berichtete. Addiert man diese drei Zahlen zu den 125 Millionen Franken hinzu, steht unter dem Strich eben die Schnapszahl von 222 Millionen Franken.
Kritik am «roten Jörg»
Aufgrund der schlechten Zahlen kommt nun wieder Kritik am früheren Chef der Migros Zürich auf – an Jörg Blunschi (63), der die Zürcher Regionalgenossenschaft im Sommer 2024 verliess. Und im März auch seinen neuen Posten als Präsident der Migros Aare per sofort aufgab. Grund für die Kritik: Der «rote Jörg», so laut dem Bericht sein Spitzname, verantwortet das Desaster bei der deutschen Detailhandelstochter Tegut mit. Unter seiner Führung kaufte die Regionalgenossenschaft 2012 die kriselnde Supermarktkette mit Fokus auf Bio. Bisher war das Deutschland-Abenteuer ein teures. Gut 700 Millionen Franken hat die Migros Zürich laut der «SonntagsZeitung» mit Tegut in den Sand gesteckt.
Und die deutsche Supermarktkette bleibt für die Migros ein massives Klumpenrisiko: Tegut steht mit einer halben Milliarde Franken in den Büchern der Genossenschaft. Theoretisch wären die rund 500 Millionen Franken der maximale Bewertungsverlust, wenn das Unternehmen mit all seinen Werten verschenkt würde.
Es braucht eine schnelle Trendwende
Patrik Pörtig (45), seit vergangenem Sommer Chef der Migros Zürich, zeigte sich in einem Interview mit der «Handelszeitung» bezüglich Tegut durchaus optimistisch: «Das Unternehmen steckt nun mitten in der Sanierung. Wir trennen uns von 10 Prozent der insgesamt über 300 Läden und haben in den zentralen Diensten 120 Vollzeitstellen abgebaut. Das hat im ersten Quartal 2025 schon eine klare Wirkung gezeigt.» Und weiter: «Wir sehen bei Tegut eine deutliche Trendwende.»
Lange will Pörtig aber nicht mehr zuschauen, die Gnadenfrist läuft: Bis Ende 2026 muss Tegut schwarze Zahlen liefern. Sei das nicht der Fall, gebe es keine Zukunft für das Unternehmen in der Migros, sagte Patrik Pörtig schon mehrfach gegenüber den Medien.