Millionenprojekt auch nach drei Jahren ohne Erfolg
Migros stellt Schweizer Mega-Fischzucht ein

Drei Jahre nach der grossen Eröffnung ist klar: Die nachhaltige Egli- und Felchenzucht der Migros in Birsfelden ist gescheitert. Spätestens Ende 2024 gibt es keinen Fisch aus dem heimischen Betrieb mehr. 17 Mitarbeitende verlieren ihren Job.
Publiziert: 02.10.2023 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 10:31 Uhr
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Keine Fischknusperli und Felchenfilets mehr aus Birsfelden: Die Migros zieht dem Grossbetrieb den Stecker.
Foto: PD
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Bloss drei Jahre ist es her, seit sich die Migros zur grössten Fischzüchterin der Schweiz machte: In Birsfelden BL züchtete die Migros-Tochter Micarna einheimische Egli und Felchen – im grossen Stil. Seither wurden in der Aquakultur-Anlage jährlich 240 Tonnen Fisch aufgezogen.

Jetzt zieht die Migros dem Millionenprojekt überraschend den Stecker! Bis im November 2024 soll der Standort Birsfelden geschlossen und damit die einheimische Fischzucht eingestellt werden. So bestätigt es das Unternehmen gegenüber Blick.

17 Mitarbeitende werden entlassen

Von der Standortschliessung seien acht Mitarbeitende in Birsfelden und neun Mitarbeitende in Deutschland betroffen, teilt die Migros mit. Die Micarna unterstütze die Mitarbeitenden in der Schweiz bei der Suche nach einer Anschlusslösung inner- oder ausserhalb der Migros-Gruppe. Zudem würde für die Aquakultur ein Käufer gesucht.

Der Grund für den Stellenabbau in Deutschland: Die Jungfische kommen aus einer Zucht im 800 Kilometer entfernten Kirschau (D). Erst danach werden die Fische drei bis vier Monate in Birsfelden gezüchtet, bis sie ihr Idealgewicht haben. 200 Gramm der Egli, 300 Gramm der Felchen. Das für die Aufzucht zuständige Unternehmen KM Seafood ist ebenfalls im Besitz der Micarna – und wird nun liquidiert.

Millioneninvestitionen für nachhaltige Felchen

Die Ambitionen waren gross: Mit dem Vorhaben wollte der orange Riese nationale und internationale Wildbestände schonen. Dazu konnte in der Aquakultur auf Antibiotika verzichtet werden. Fünf Jahre tüftelte die Migros dafür an den perfekten Lebensbedingungen für die Edelfische, die klassisch als Fischknusperli oder Felchenfilets auf den Schweizer Tellern landen. Damit wollte der Detailhändler ausgerechnet in einem schon damals gesättigten Markt durchstarten.

«Die Investitionssummen bewegen sich in der Höhe von mehreren Millionen Franken», erklärte der damalige Micarna-Seafood-Chef Martin Stalder (46) nach der Eröffnung des Betriebs. Dazu kam, dass auf teurem Industrieland gebaut werden musste. Während also das Unternehmen zu Beginn Verluste noch bewusst in Kauf nahm, sollte der Betrieb bis 2023 schwarze Zahlen schreiben.

Felchen zu teuer als Zuchtfisch

Das Ziel wurde verfehlt. «Trotz mehrjährigen Bemühungen gelang es nicht, Felchen gewinnbringend zu züchten», schreibt die Migros. Denn im Unterschied zum Egli zeigen sich diese überaus sensibel gegenüber menschlichen Eingriffen. Deshalb war es auch die erste Felchenzucht der Schweiz.

Die Schliessung der Aquakultur würde nun gestaffelt erfolgen, um die Tiere noch bestmöglich verwerten zu können. Die Fische befänden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und würden gemäss gesetzlichen Vorgaben ausgemästet. Daher werde Birsfelden per Ende November 2024 als letzter Standort geschlossen.

Welchen Anteil der Egli- und Felchennachfrage die Anlage in Birsfelden abdeckt und woher die Migros die danach frei werdende Fischmenge beziehen wird, beantwortete das Unternehmen nicht.

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