Er ist der berüchtigste Airline-Manager der Welt: Akbar Al Baker (60), Chef der Golf-Fluglinie Qatar Airways. Wer seinen Stolz verletzt, der kriegt seinen Ärger zu spüren. Das weiss Airbus nur zu gut. Der europäische Flugzeugbauer steht seit Monaten in der Schusslinie von Al Baker.
Erst bezeichnete er den Kauf des Superjumbos A380 von Airbus provokativ als «den grössten Fehler, den wir je gemacht haben». Wenige Wochen danach liess er medienwirksam mehrere A350-Jets grounden. Nur um wenig später ein lokales Landeverbot gegen eben diesen Flugzeugtyp in Katar durchzusetzen.
Ausgelöst wurde Al Bakers Zorn durch Lackschäden: Laut Angaben von Qatar Airways betreffen diese über 50 Flugzeuge des Typs A350 und sollen sogar ein Sicherheitsrisiko darstellen. Die Airline hatte deswegen im Dezember gegen Airbus eine Klage eingereicht – und fordert 550 Millionen Franken Schadenersatz. Ein Gericht in London wird im April darüber entscheiden.
Chef provoziert mit Video
Nun eskaliert der Streit zwischen Airbus und Qatar Airways vollends. Am vergangenen Donnerstag stornierte der Flugzeugbauer kurzerhand einen 6-Milliarden-Dollar-Auftrag. Man werde die 50 Kurz- und Mittelstrecken-Maschinen des Typs A321neo nicht an das Unternehmen von Al Baker ausliefern, liess das Unternehmen verlauten.
Das liess der Qatar-Chef, der seit 24 Jahren an der Spitze der Airline steht, nicht auf sich sitzen. Qatar Airways schoss am Wochenende zurück, veröffentlichte auf dem firmeneigenen Youtube-Kanal ein zweiminütiges Video, um den Vorwurf der Lackschäden zu untermauern. In den tonlosen Aufnahmen sind Nahaufnahmen von A350-Jets zu sehen. Eine Hand mit einem Handschuh zeigt dabei vor, wie leicht der Lack abzubrechen ist.
Airbus selbst bestreitet nicht, dass sich der Lack nach einer gewissen Zeit ablöst. Der Flugzeugbauer hat eigenen Angaben zufolge den Behörden alle relevanten Informationen zur Verfügung gestellt und ist zu dem Schluss gekommen, dass kein Risiko für die Lufttüchtigkeit besteht. Auch die europäische Luftfahrtbehörde teilt diese Ansicht.
Gefährlicher Poker
Brancheninsider sprechen von einem gefährlichen Flugzeugpoker – für beide Seiten. Einerseits dürfte ein Wechsel von der A320-Familie zur Konkurrenz Boeing 737 Max eine kostspielige Angelegenheit für Al Baker sein. Denn der amerikanische Konzern müsste Qatar keine wesentlichen Rabatte gewähren, weil es keinen anderen Mitbewerber geben würde.
Andererseits müsste Airbus weitere finanzielle Konsequenzen fürchten. Al Baker ist in der Branche bestens vernetzt und hat beispielsweise mit der katarischen Regierung Eurofighter-Kampfjets bestellt, an denen Airbus auch beteiligt ist.
Keine Flugzeuge für die Fussball-WM?
Wie es im Flugzeugpoker weitergeht, ist derzeit völlig offen. Airbus will im April vor Gericht Insidern zufolge argumentieren, dass die Airline die katarische Luftfahrtbehörde beim Entscheid, die A350-Jets zu grounden, beeinflusst habe.
Al Baker muss sich derweil ernsthafte Gedanken machen, wie er den Flugbetrieb aufrechterhalten kann. Die Qatar-Flotte könnte schon bald an ihre Grenzen stossen, wenn die A350-Maschinen weiter am Boden bleiben müssen. Spätestens Ende November braucht die Airline sämtliche Kapazitäten, um das erwartete Passagieraufkommen für die Fussball-Weltmeisterschaft meistern zu können. Ansonsten droht nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein erheblicher Image-Schaden.