Dieser Manager nimmt kein Blatt vor den Mund. Akbar Al Baker, Chef der Golf-Airline Qatar Airways, teilt in diesen Wochen aus. Immer wieder ist der europäische Flugzeugbauer Airbus die Zielscheibe. Im Mai rechnete er öffentlich mit dem Airbus A380 – so brutal wie noch kein CEO einer grossen Airline vor ihm. «Der Kauf des A380 war der grösste Fehler, den wir je gemacht haben», sagte Al Baker damals.
Dann im Juni der zweite Akt im Streit des Scheichs und Airbus: Weil das Flugzeug für die Fussball-WM 2022 keine Sonderlackierung nach der Vorstellung von Al Baker erhalten hatte, drohte er: «Wir werden in diesem Jahr womöglich keine Flugzeuge mehr von Airbus annehmen.»
Jetzt folgt der dritte Teil – Al Baker lässt den Streit eskalieren.
A350 gegroundet
Qatar Airways hat vergangene Woche 13 seiner insgesamt 53 ausgelieferten A350-Jets medienwirksam gegroundet! Und das nicht alleine. Die Airline erteilte im Zusammenspiel mit der Flugsicherheitsbehörde Katars den modernen Grossraumflugzeugen ein Flugverbot. Damit nicht genug: Ausserdem werden zunächst keine weiteren der 76 bestellten, aber noch nicht ausgelieferten A350-Modelle übernommen.
Als Grund gibt die Airline, die wie die Flugbehörde ebenfalls dem Staat gehört, Sicherheitsbedenken an. Es geht um eine laut Qatar Airways zu schnelle Abnutzung der Oberfläche des Rumpfes unterhalb der Lackierung.
Inspektionen nicht nötig?
Aus dem Umfeld des Konzerns erfuhr das Luftfahrtmagazin «Aerotelegraph», dass zwar an einigen Oberflächen Schäden festgestellt wurden. Diese sollen aus Airbus-Sicht aber keine Auswirkungen auf die Lufttüchtigkeit haben. Inspektionen über die planmässigen Wartungsarbeiten hinaus sollen demnach nicht nötig sein.
Qatar-Chef Akbar Al-Baker fordert, «dass Airbus diese Angelegenheit mit der gebührenden Aufmerksamkeit behandelt», die Ursache findet und korrigiert.
Das Ganze ist ein gefährliches Machtspiel für Airbus. Qatar ist ein wichtiger Kunde und hält Anteile an weiteren Airlines. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Flugzeugbauer die Konsequenzen spüren wird. Airbus dürfte sich nun auch vermehrt auf kritische Nachfragen von anderen A350-Betreibern und womöglich auch anderen Regulierungsbehörden einstellen müssen. (nim)