«Ich hoffe, dass meine Eltern ihr Geld verprassen»
2:03
So erbt die Schweiz:«Ich hoffe, dass meine Eltern ihr Geld verprassen»

Milliarden-Erbe der Boomer-Eltern
Millennials steigen zur reichsten Generation der Geschichte auf

In der Schweiz wächst eine Generation potenter Erben heran: die Millennials. Allerdings werden längst nicht alle von der grössten Erbmasse in der Geschichte profitieren.
Publiziert: 01.06.2024 um 00:26 Uhr
1/7
Die Boomer treten ab und hinterlassen der nächste Generation sehr viel Geld.
Foto: Getty Images
RMS_Portrait_AUTOR_928.JPG
Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

90 Milliarden Franken wurden im letzten Jahr – geschätzt – in der Schweiz verschenkt oder vererbt. Und es ist davon auszugehen, dass diese Summe weiter steigen wird, allerdings nicht ewig: «Wir bewegen uns möglicherweise auf einen Peak der Erbschaftssummen zu», sagt Roland Hofmann (55), der zusammen mit seiner Kollegin Michaela Tanner (40) eine grosse Studie übers Erben in der Schweiz verfasst hat.

Seine Begründung für den enormen Erbschaftsberg: «Lange Zeiten wirtschaftlicher Boomphasen, grosszügig ausgebaute Vorsorgesysteme und wegen tiefer Zinsen stark steigende Eigenheimpreise haben es der Elterngeneration ermöglicht, Vermögen anzuhäufen.» 

Die Elterngeneration: Das sind die Babyboomer, die zwischen 1946 und 1964 auf die Welt kamen. Von dieser Generation verabschieden sich nun die Letzten in die Pension, viele andere haben ihr Vermögen oder ihre Firma bereits an ihre Kinder verteilt.

Erben dominieren Ranking

Die Kinder: Das sind vor allem die zwischen 1983 und 1994 geborenen Millennials. Sie haben gute Chancen, in vielen Industrieländern und auch in der Schweiz zur reichsten Generation in der Geschichte aufzusteigen. 

Das schlägt sich unter anderem im aktuellen «Bilanz»-Ranking der reichsten «100 unter 40» nieder. Hier schwingen die Erben oben aus. Sie gehören zu den Reichsten unter den jungen Erfolgreichen. Diese Erben können das von den Eltern und Grosseltern aufgebaute Vermögen weiter vermehren. 

Der grosse Vorteil der Millennials: «In der Schweiz werden die Familien immer kleiner. Das heisst, die Millennials müssen ein allfälliges Erbe mit weniger Geschwistern teilen», sagt Isabel Martinez (38) von der KOF-Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Das bedeutet mehr Erbe pro Kind, aber auch weniger Erbstreitigkeiten, weniger Diskussionen darüber, wer dem Vater oder – weniger häufig – der Mutter im familieneigenen Unternehmen nachfolgt. 

Längst nicht alle profitieren

Die Nachfolge ist ein wichtiger Faktor beim Vererben: Grob geschätzt, verteilt sich das Erbvolumen in der Schweiz auf Firmenanteile, Immobilien, Bargeld und Wertschriften. 

Allerdings, die wenigsten dürfen auf diesen Geldsegen hoffen: «Die Geburt ist ein Lotteriespiel, nicht alle haben reiche Eltern – also werden auch bei weitem nicht alle Millennials viel Geld erben», so Martinez. Und Hofmann ergänzt: «Mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer erben grundsätzlich nichts oder bloss geringfügige Summen.» 

Konkret: Nur etwa 10 Prozent der Erben können mit substanziellen Summen rechnen – und selbst unter diesen Reichen sind die grossen Vermögen sehr ungleich verteilt. Weil die Börsen boomen und die Immobilienpreise in den Ballungsgebieten nicht einbrechen, sondern immer noch leicht ansteigen, haben die Millennials insgesamt tatsächlich gute Chancen, die reichste Generation zu werden. 

Und das vielleicht auch bleiben. Denn schon die zwischen 1995 und 2010 geborene Gen Z, kann nicht mehr mit so einem grossen Geldsegen rechnen. «Jüngeren Generationen wird es künftig möglicherweise schwerer fallen, Vermögen aufzubauen», erklärt Hofmann. «Die Gründe dafür sind die Herausforderungen der Altersvorsorge, die steigende Steuer- und Abgabenlast und die generell wirtschaftlich schwierigere Situation.» 


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.