Migros und Coop unter Druck
Schweizer zahlen 100 Millionen zu viel für Bioprodukte

Eine neue Studie wirft den Detailhändlern vor, mit Bio-Gemüse eine weit grössere Marge zu erzielen als mit konventionellem Gemüse. Sie wehren sich gegen den Vorwurf.
Publiziert: 08.10.2023 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 12:49 Uhr
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Bioprodukte spülen den Detailhändlern viel Geld in die Kasse.
Foto: Keystone

Bioprodukte sind ein lukratives Produkt. Sie kosten bei Migros und Coop oft ungerechtfertigt viel mehr als konventionelle Produkte. Zu diesem Schluss kommt eine neue Analyse von Ökonomieprofessor Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Binswanger und sein Forscherteam haben besonders bei Kartoffeln, Eiern, Fleisch und Rüebli hohe Aufschläge festgestellt.

Seinen Schätzungen zufolge haben Schweizerinnen und Schweizer im vergangenen Jahr über 100 Millionen Franken zu viel bezahlt für Produkte in Bioqualität, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Binswanger und der von ihm mitgegründete Verein Faire Märkte Schweiz warnen, diese hohen Aufschläge würden die Wirtschaftlichkeit von Bioprodukten gefährden. Und zudem auch den ökologischen Wandel in der Landwirtschaft behindern.

Bio höchstens 20 Prozent teurer

Sie fordern Coop und Migros deshalb auf, ihre Preispolitik zu überdenken und den Bauern gerechte Preise zu zahlen. Binswanger verlangt, dass sie biologisch produzierte Waren nicht mehr als 20 Prozent teurer verkaufen als das entsprechende konventionelle Produkt. Seine Berechnungen ergeben: So hätten Schweizer nur schon für Biomilch, Biokartoffeln und Bioeier mehr als 50 Millionen Franken zu viel bezahlt. Nimmt man auch Produkte wie Rind- und Schweinefleisch, Käse oder Äpfel dazu, sind es über 100 Millionen.

Die Grossverteiler widersprechen. Man erziele keine höheren Margen mit Bio, beteuert die Migros. Coop sagt: dass man «unter dem Strich» nicht mehr mit Bio verdienen würde als mit konventionellen Produkten.

Bauern wollen höhere Produzentenpreise

Und die Bauern? Sie machen sich vor allem für bessere Produzentenpreise stark. «Detailhändler missbrauchen uns Schweizer Landwirte als Werbeträger, um die Kunden in die Filialen zu locken», sagt ein Landwirt zur «Sonntagszeitung». Dort würden sie eine «heile Heidi-Welt» vorzeigen – und zugleich die Bauern mit «mit existenzbedrohenden Produzentenpreisen drücken». (pbe)

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