Mehr verkauft als in den USA
Schweizer fahren voll auf Fett-weg-Spritzen ab

Der Hype um die Abnehmspritzen ist in der Schweiz besonders gross. Hierzulande kommen sie relativ gesehen häufiger zum Einsatz als in Deutschland und den USA, wie eine Studie zeigt. Das sind die Gründe dafür.
Publiziert: 16.07.2024 um 13:32 Uhr
|
Aktualisiert: 16.07.2024 um 16:28 Uhr
1/5
Laut einer Studie ist in der Schweiz der Pro-Kopf-Einsatz von Abnehmspritzen höher als in Kanada, Deutschland und den USA.
Foto: IMAGO/NTB
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Die Abnehmspritzen sind gerade der Mega-Hype der Pharmabranche. Mit ihnen verdienen die Konzerne gutes Geld. Denn immer mehr übergewichtige Menschen lassen mit den Fett-weg-Spritzen die zu vielen Pfunde auf den Rippen purzeln – auch hierzulande. Und bei der hiesigen Bevölkerung ist die einfache Abnehm-Methode per Spritze besonders beliebt, wie der «Tages-Anzeiger» mit Verweis auf eine Studie berichtet.

Demnach hat die Schweiz einen höheren Pro-Kopf-Einsatz von auf dem Markt erhältlichen Abnehmspritzen als Kanada, Deutschland und gar die USA, so der Befund eines Forschungsteams von der Universität Zürich.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Dieses Ergebnis erstaunt aus mehreren Gründen. Erstens leiden Schweizerinnen und Schweizer weniger an Übergewicht und Fettleibigkeit als Bewohnerinnen und Bewohner der drei erwähnten Ländern. In den USA etwa ist fast die Hälfte der Menschen adipös, hierzulande sind es zwischen 11 und 13 Prozent der Erwachsenen.

Zweitens war die Schweiz jenes der vier Länder, das die Abnehmspritzen als Letztes zuliess. Und drittens werden die Präparate insbesondere in den USA offensiv beworben, auch als Lifestyle-Produkt für nur leicht Übergewichtige. Hier hingegen ist der Zugang zu den Fett-weg-Spritzen stark eingeschränkt. 

Krankenkassen tragen Kosten in Millionenhöhe

In der Schweiz tragen die Krankenkassen die Kosten für die zwei besonders wirksamen Mittel Saxenda und Wegovy. Ein Rezept bekommen jedoch nur Personen mit starkem oder sehr starkem Übergewicht. Diese müssen sich auch verpflichten, zusätzlich eine Diät einzuhalten und Sport zu treiben. 

Dass die Grundversicherung die Behandlungskosten übernimmt, ist wohl aber genau der Hauptgrund, weshalb die Abnehmspritzen hierzulande vergleichsweise oft zum Einsatz kommen. Zudem sind die Preise in der Schweiz laut dem «Tages-Anzeiger» am tiefsten. Der im Bericht erwähnte Vergleich: Bei Saxenda kommen hier jährliche Behandlungskosten von rund 2000 Franken für eine Person zusammen. In den USA kosten Saxenda und Wegovy hingegen über 12'000 Dollar im Jahr – also das Sechsfache.

300 Millionen pro Jahr

Trotzdem rechnen die Krankenkassen mit einer starken Mehrbelastung. Der Branchenverband Santésuisse schätzt die zusätzlichen Kosten wegen der Abnehmspritzen auf 300 Millionen Franken pro Jahr. Alleine für die CSS, die grösste Schweizer Grundversichererin, geht CEO Philomena Colatrella (56) davon aus, dass im nächsten Jahr Kosten von über 50 Millionen Franken durch den Appetitzügler Wegovy entstehen, wie sie in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagte.

Ob im Gegenzug andere Therapiekosten sinken, wisse man noch nicht. Noch nicht klar seien auch die Langzeitfolgen. «Was wir beobachten, ist eine sehr starke Mengenausweitung», sagt Colatrella. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.