Grösstes Minus seit 100 Jahren
SNB macht 95 Milliarden Verlust im ersten Halbjahr

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Halbjahr ein massives Minus eingefahren. Vor allem Kursverluste auf Aktien und Zinspapieren waren verantwortlich dafür.
Publiziert: 29.07.2022 um 07:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2022 um 08:35 Uhr
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Grund für den Verlust sind vor allem Kursverluste auf Aktien und Zinspapieren.
Foto: keystone-sda.ch

Die Märkte sind weltweit am Schwächeln. Dies hat auch Auswirkungen auf die Schweizer Nationalbank (SNB). Auf den hohen Reserven der SNB von aktuell gegen 1000 Milliarden Franken führen kleinste Bewegungen zu hohen Gewinnen oder Verlusten für die Nationalbank. Und aufgrund der Ukraine-Krise, Inflation und Rezessionsängsten sind die Aktienmärkte derzeit im Tiefgang. Im ersten Halbjahr hat die SNB deshalb einen Verlust von 95,2 Milliarden Franken zu verzeichnen, wie sie am Freitag mitteilte. Grund dafür sind vor allem Kursverluste auf Aktien und Zinspapieren.

Schon im ersten Quartal machte die SNB 32,8 Milliarden Minus. Nun kamen im zweiten Jahresviertel nochmals 62,4 Milliarden dazu. Ganz überraschend sind die Zahlen nicht - mit hohen Verlusten wurde gerechnet. Allerdings ist der Verlust noch etwas höher, als Ökonomen im Vorfeld geschätzt hatten. Es handelt sich auch um den grössten Verlust der SNB in ihrer über 100-jährigen Geschichte.

Auf den Fremdwährungspositionen machte die SNB einen Verlust von 97,4 Milliarden Franken im ersten Halbjahr, davon beliefen sich die wechselkursbedingten Verluste auf insgesamt 10,3 Mrd. Franken. Dafür verzeichnete der mengenmässig unveränderte Goldbestand einen Gewinn von 2,4 Milliarden Franken. Auf den Frankenpositionen erzielte die Notenbank ein kleines Plus von 35,1 Millionen Franken.

Ausschüttungen an Kantone

Was das Ergebnis für die Ausschüttungen der SNB an Bund und Kantone heisst, kann man denn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen, da diese allein abhängig vom Jahresergebnis bzw. einem Bilanzgewinn per Ende Jahr sind. Klar aber ist: Wenn es nicht zu einer deutlichen Erholung an den Finanzmärkten kommt, sind die Ausschüttungen an Bund und Kantone akut gefährdet.

Zwar beläuft sich die für die Zahlungen relevante Ausschüttungsreserve nach dem Jahresergebnis 2021 auf hohen 102 Milliarden Franken. Wenn sich die Finanzmärkte im zweiten Semester aber nicht deutlich erholen, sind diese bald aufgebraucht. Da die SNB gemäss den Ökonomen der UBS auch dieses Jahr zusätzliche Rückstellungen von gegen 10 Milliarden tätigen dürfte, müsste sie bereits bei einem Jahresverlust von etwa 93 Milliarden Franken auf Ausschüttungen an Bund und Kantone verzichten.

Von den Märkten abhängig

Die SNB betonte wie üblich, dass ihr Ergebnis überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen sind deshalb die Regel und Rückschlüsse vom Zwischenergebnis auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.

Im Gesamtjahr 2021 etwa erzielte die SNB zum Schluss einen Gewinn von über 26 Milliarden Franken, wobei das erste und das zweite Quartal positiv und das dritte und vierte Quartal negativ ausfielen. Im Jahr davor betrug der Gewinn gut 20 Milliarden. Es gibt aber auch Jahre mit hohen Verlusten, was jeweils vor allem mit einer schwachen Börsenentwicklung oder einem sehr starken Franken zu tun hat. 2018 oder 2015 etwa waren solche Jahre: Da mussten die hiesigen Währungshüter Verluste von knapp 15 Milliarden bzw. von über 23 Milliarden ausweisen.(lui/SDA)

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