Die USA haben ein Problem mit der Inflation. Sie ist zu hoch. Die Güter sind zu teuer, die Löhne steigen. So ist es schwierig, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Lohn-Preis-Spirale nennt man das im Fachjargon.
Nun erhöht die US-Notenbank Fed die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte. «Das ist eine aussergewöhnlich starke Erhöhung», sagt Thomas Stucki (59), Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank, zu Blick. Es sei ein klares Zeichen an die Finanzmärkte: «Wir tun unser Möglichstes, um die Inflation zu bekämpfen.»
Es ist schon das zweite Mal in Folge, dass die Notenbank den Leitzins gleich um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Insgesamt ist es gar die vierte Leitzinserhöhung in diesem Jahr. Die Leitzinsen liegen nach der jüngsten Erhöhung in der Spanne zwischen 2,25 bis 2,5 Prozent.
Die Zinserhöhung werden Amerikanerinnen und Amerikaner konkret spüren. Denn: Hypotheken und Kreditkartenzinsen werden ebenfalls anziehen. «So wird die Wirtschaft geschwächt», sagt Stucki. Doch würgt man so die Wirtschaft nicht sogar ab? «Der Schritt ist eine Gratwanderung», sagt er. Zumal man erst in einem Jahr oder noch später wisse, ob die Massnahmen greifen.
US-Arbeitsmarkt gehts gut
Man dürfe aber nicht vergessen: «Dem US-Arbeitsmarkt geht es gut. Es gibt viele offene Jobs», so Stucki. Was zur Folge habe, dass die Löhne steigen. «Das ist zwar schön für den einzelnen Angestellten, aber ein Problem für die Wirtschaft und die Zentralbank.»
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Der Entscheid gebe der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mehr Spielraum, die Zinsen ebenfalls zu erhöhen. «Sozusagen im Schatten der Fed.» Er rechnet aber weder in der Schweiz noch in der Eurozone mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte. Sondern mit 0,25 oder 0,5 Prozentpunkten im September. «Schliesslich haben wir eine tiefere Inflation als die USA.»