Vorsichtig wischt Dominique Schweizer (32) etwas Milchschaum von der Kaffeetasse, stellt sie auf einen Unterteller und schiebt den Cappuccino mit einem Lächeln über den Tresen. Unterdessen erzählt ihre Arbeitskollegin Zelda Mäder (25) von den Anfängen des Cafés, in dem die beiden seit der Eröffnung vergangenen Sommer tätig sind.
Schon als sie das kleine Lokal in der Altstadt von Schaffhausen gesehen habe, spürte sie: «Das kommt gut.» Sowieso habe sie schon immer von einem eigenen Café geträumt.
Inklusion ist hier wichtig
Im «Café mit Herz» wurden ihre Träume wahr. Hier werden nicht nur Kaffee und Kuchen serviert, es wird auch Inklusion gelebt. Das Café gehört zur Tanne Schaffhausen, einem gastronomischen Betrieb, der Menschen mit Behinderung beschäftigt. Und zwar auf Augenhöhe. Alle reden mit. «Jeder Mensch ist gut so, wie er ist, und soll seine Stärken entfalten dürfen. Mit der Tanne möchte ich diese Haltung in die Gesellschaft tragen», sagt Geschäftsführerin Claudine-Sachi Münger (43).
Etwas bewirken, mehr sein als bloss ein Unternehmen wollen auch andere. Im Green Corner in Aarau etwa verkauft Oxana (27) nicht nur Zimmerpflanzen und bedient Gäste im dazugehörigen Café. Ihr Lokal soll auch ein Begegnungsraum sein für Menschen, die von der Gesellschaft sonst vielfach ausgeschlossen werden. «Von der queeren Community über behinderte Menschen bis hin zu von Rassismus Betroffenen: Bei mir sollen alle kommen und sein, wie sie sind», sagt Oxana.
Lokale Künstlerinnen
Auch die Leserei in Zofingen AG ist mehr als eine Buchhandlung. Sie legt besonderes Augenmerk auf feministische Literatur, im Bereich Non-Books stehen vor allem Produkte von lokalen Künstlerinnen zum Verkauf. Für Geschäftsführerin Corina Friderich (27) ist es keine Frage, sich mit ihrer Buchhandlung für mehr Miteinander statt Gegeneinander einzusetzen: «Das ist eine Herzensangelegenheit.»
So hält es auch das Inklusionscafé in Schaffhausen. Seit kurzem erledigen die Angestellten ihre Arbeit dort ohne Betreuung. «Damit ist unser Café wohl der einzige Ort in der Schweiz, wo Menschen mit Handicap ganz auf sich allein gestellt arbeiten», sagt Inhaberin Claudine-Sachi Münger. «Das gibt ihnen die Möglichkeit, noch mehr zu wachsen. Und sie machen es super.»
Crowdfunding nach Pandemie
Am Anfang war es zwar ungewohnt, das Café allein zu betreiben, wie Dominique Schweizer sagt. «Aber ich lasse mich nicht stressen, mache einfach eins nach dem anderen. Und es ist ein schönes Gefühl, etwas zu leisten. Man kann stolz auf sich sein.»
Zelda Mäder ist nicht weniger begeistert: «Es ist toll, diese Erfahrung machen zu dürfen. Ich schätze es, mitbestimmen zu können.» Nur etwas wünschen sich die beiden sehnlichst: «Mehr Gäste!»
Heute startet das Café ein Crowdfunding, um die finanzielle Situation nach den schwierigen Monaten der Pandemie zu verbessern. Vor allem aber, damit der Wunsch der beiden Frauen bald in Erfüllung geht.