Auf einen Blick
In der Branche geht schon länger die Angst um, chinesische Autos könnten im grossen Stil den hiesigen Markt entern. 2024 trat BYD als offizieller Partner der Uefa Euro 2024 auf und signalisierte damit: Wir kommen nach Europa. Nun steht nach langem Hickhack der Start in der Schweiz unmittelbar bevor.
Der grösste Elektroautohersteller in China ist aktuell daran, einen luxuriösen Flagship-Store in der Nähe der exklusiven Zürcher Bahnhofstrasse einzurichten. Dabei richtet BYD mit grosser Kelle an. An der Uraniastrasse 31, einen Steinwurf vom Jelmoli-Gebäude entfernt, ist ein Showroom geplant, der über zwei Stockwerke gehen soll, mit modernstem Design und Interieur und einer Galerie im ersten Stock, von der aus die Modelle beäugt werden können.
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Vergangenes Jahr verkündete BYD am Autosalon in Genf, die Emil Frey Gruppe als Vertriebspartnerin für den Schweizer Markt auserkoren zu haben. Ende Juli hiess es noch bei Emil Frey, die Zusammenarbeit solle «stufenweise» entwickelt werden. Nun bestätigt man auf Anfrage der «Handelszeitung» bei Emil Frey, dass es «trotz anfänglicher konkreter Gespräche nie zu einer Vertriebsvereinbarung zwischen BYD und der Emil Frey AG in der Schweiz kam».
Starkes Wachstum in Österreich, schwach in Deutschland
Emil Frey hat indes Ersatz gefunden. Der grösste Autohändler Europas ist seit kurzem Importeur des chinesischen Elektroautoherstellers Leapmotor. Dieser ist aber ein vergleichsweise kleiner Fisch unter den chinesischen Elektroautoherstellern. Im Juli erst haben die Chinesen das 400’000. Fahrzeug seit der Firmengründung 2015 ausgeliefert.
BYD dagegen ist weltweit nach Tesla die Nummer zwei bei den E-Autos. Als Vertriebspartnerin in der Schweiz hat BYD nun die China Harmony Auto auserkoren. Diese ist eine der grossen Autohändlerinnen in China, die zahlreiche Marken in ihrem Angebot hat, wie zum Beispiel Rolls-Royce, Bentley, Ferrari, BMW, Lexus und Jaguar.
In Österreich indes hat das Unternehmen einen beeindruckenden Start hingelegt, mit einem Wachstum von mehr als 400 Prozent bei den Neuzulassungen im Jahr 2024. Mit einem Marktanteil von 8,3 Prozent bei den rein elektrischen Fahrzeugen hat BYD in Österreich inzwischen die Top Three erreicht und sogar Tesla überholt.
In Deutschland hingegen läuft das Geschäft mehr schlecht als recht. Die Verkaufszahlen des chinesischen Herstellers lagen im vergangenen Jahr bei 2891 Elektroautos, das entspricht einem Marktanteil von nur 0,1 Prozent. Trotz diesem schwachen Ergebnis hat sich BYD in Deutschland hohe Ziele gesetzt: Schon in diesem Jahr will das Unternehmen 50’000 Autos in Deutschland verkaufen.
Zürcher Bahnhofstrasse mutiert zur Automeile
BYD hat einen grossen Vorteil. Das Unternehmen produziert die Wagen in seinem Heimatland weit billiger, als es die Konkurrenz in Europa tun kann. Deswegen hat die EU im vergangenen Jahr Strafzölle von 27 Prozent gegen E-Autos aus China in Kraft gesetzt.
Um diese zu umgehen, hat BYD vergangenen Juli bekannt gegeben, für 1 Milliarde Dollar ein Autowerk in der Türkei bauen zu wollen. Zudem ist ein Werk in Ungarn geplant. Allein das geplante Werk in der Türkei soll eine Kapazität von 150’000 Autos pro Jahr haben. Dank einer Fertigung in Europa – die Türkei ist über ein Zollabkommen mit der EU verbunden – können Hersteller wie BYD die von der EU verhängten Schutzzölle umgehen.
Die Zürcher Bahnhofstrasse indes wird immer mehr zur Automeile. Im ehemaligen Manor-Warenhaus hat sich die US-Marke Cadillac mit einem Showroom mit 600 Quadratmetern Fläche eingemietet. Und seit dem Jahr 2021 ist der koreanische Hersteller Genesis, Tochter von Hyundai, mit einem Showroom mit 2000 Quadratmetern Fläche in der Zürcher Innenstadt präsent. Tesla ist schon länger ein paar Meter weiter an der Pelikanstrasse vertreten.
Die neue Devise der Autohersteller: Raus aus den muffigen Industriegebieten, rein in die hippen Innenstädte, wo die junge, urbane und kaufkräftige Kundschaft ist. Mit BYD zieht nun ein weiterer Player an der Luxusmeile ein. Die Eröffnung des Showrooms ist im März oder April geplant, wie zu hören ist.