Klaus-Michael Kühne ist mit seinen 85 Jahren nicht mehr der Jüngste, doch nun legt er einen veritablen Sprint hin und überrundet gleich mehrere Wirtschaftsmagnaten: Kühne gilt laut dem US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» mit einem Vermögen von schätzungsweise 39,1 Milliarden US-Dollar neu als reichster Schweizer. Umgerechnet hält er gut 35 Milliarden Schweizer Franken.
Laut «Forbes» habe Kühne sein Vermögen allein letztes Jahr um zwei Milliarden gesteigert, im Vorjahr ging es sogar um elf Milliarden nach oben. «Forbes» führt ihn neu auf Rang 29 der weltweit Reichsten.
Er überholt Roche und Chanel
Dem Pass nach ist Klaus-Michael Kühne zwar Deutscher, doch wohnhaft ist der gebürtige Hamburger seit Jahren im Steuerparadies Schindellegi SZ. Er besitzt auch Häuser in Lenzerheide GR, Mallorca (Spanien) und Hamburg. Noch im Herbst führte ihn die «Bilanz» in ihrer Liste der 300 reichsten Schweizer auf Rang vier mit einem geschätzten Vermögen von 23,5 Milliarden Franken.
Nun überholt Klaus-Michael Kühne sowohl die Roche-Erben Hoffmann, Oeri und Duschmale (Vermögen laut Bilanz: 30,5 Milliarden, Rang 3 in der «Bilanz»-Liste) als auch Chanel-Besitzer Gérard Wertheimer (73) (Vermögen laut «Bilanz»: 38,5 Milliarden).
Allein an die Gebrüder Kamprad, Erben des Möbelriesen Ikea (Vermögen laut Bilanz: 45,5 Milliarden, Rang 1 in der «Bilanz»-Liste), kommt Kühne mit seinen 35 Milliarden nicht heran. Allerdings teilt sich das Ikea-Vermögen auf 3 Brüder auf, weshalb «Forbes» die drei deutlich weiter hinten in der Reichsten-Liste führt als die «Bilanz».
Logistiker, Fussball-Fan, Hotelier
Klaus-Michael Kühne ist Mehrheitseigentümer und Ehrenpräsident des Logistikunternehmens Kühne + Nagel. Sein Grossvater gründete den Konzern ursprünglich in Deutschland, seit den 70er-Jahren befindet sich der Hauptsitz des Logistikriesen in der Schweiz. Kühne + Nagel machte vor und während des Zweiten Weltkriegs gemeinsame Sache mit dem NS-Regime, was dem Konzern bis heute Kritik einbringt, denn die Verstrickung mit den Nazis wurde nie richtig aufgearbeitet.
Das tut dem Profit des Unternehmens ganz offensichtlich keinen Abbruch. Die Logistik-Branche erlebte in der Corona-Pandemie einen Boom, Stichwort Lieferkettenprobleme. Klaus-Michael Kühne profitiert davon gleich doppelt, neben dem familieneigenen Konzern gehören ihm auch 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd.
Seit letztem Jahr hält er ausserdem 17,5 Prozent an Lufthansa, was ihn zum grössten Anteilseigner bei der Fluggesellschaft macht. Die Aviatikbranche profitiert nach dem Ende der Corona-Pandemie von kräftigen Nachholeffekten.
Neben diesen profitorientierten Investments gönnt sich Kühne aber auch eine leidenschaftlichere – und kostspielige – Beteiligung: Er ist Minderheitsaktionär am deutschen Fussballteam Hamburger Sport-Verein (HSV) in der 2. Bundesliga. «Mir liegt der Verein enorm am Herzen, ich bin von Kindesbeinen an ein Fan und schaue jedes Spiel im Fernsehen», sagte er einmal in einem Interview mit der «Handelszeitung».
Auch im Tourismussektor ist der Investor aktiv: Auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca liess er ein 600 Jahre altes Schloss zu einem Luxushotel umgestalten. Er investierte laut eigenen Angaben fast 38 Millionen Euro in das Projekt und bezeichnet die Hotellerie als sein Hobby. In Hamburg baute er für 100 Millionen Euro vor einigen Jahren das Luxushotel The Fontenay.
Vermögen geht dereinst an Stiftung
Klaus-Michael Kühne ist ein Einzelkind und hat keine Nachkommen. Bereits heute ist vorgesehen, dass sein Milliardenvermögen nach seinem Tod in eine gemeinnützige Stiftung übergehen wird.
Trotz ordentlichem Vermögenszuwachs, und auch wenn er sich in der Schweiz an die Spitze der Reichsten setzt: In Deutschland muss Klaus-Michael Kühne sich einem anderen Unternehmer geschlagen geben. Dieter Schwarz (83), Eigentümer der grössten Detailhandels-Gruppe Europas, der Schwarz-Gruppe, zu der unter anderem Kaufland und Lidl gehören, hat gemäss Forbes 42,9 Milliarden US-Dollar und klassiert sich damit knapp vor Kühne in der Rangliste.