Lieferengpässe und Preiskampf
Bei Migros und Co. herrscht Aromat-Notstand

Im Detailhandel wird das Aromat knapp. Hersteller Knorr räumt Lieferengpässe ein. Bei der Migros sind die Aromat-Regale sogar ganz leer. Der Grund hier: ein Preiskampf mit dem Hersteller. Wo es die beliebte Streuwürze noch gibt.
Publiziert: 30.01.2023 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2023 um 13:59 Uhr
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Steht in zahlreichen Schweizer Haushalten: Die Traditionsgewürzmischung Aromat.
Foto: Siggi Bucher
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Freunde oder Verwandte, die ihre Mahlzeit mit Aromat nachwürzen, hat jeder – ganz egal, was auf den Tisch kommt. Der Schweizer Gewürzklassiker gehört für viele einfach dazu. Aromat gehört zur Schweiz wie Lindt-Schoggi, Emmentaler-Käse und das Matterhorn.

Aromat-Fans müssen jetzt stark sein: In immer mehr Regalen von Discountern und Detailhändlern fehlt das Traditionsgewürz. Migros-Kunden müssen derzeit sogar ganz auf Aromat verzichten, wie Blick-Recherchen zeigen.

Aldi Suisse führt die Aromat-Knappheit auf Lieferverzögerungen zurück. Deshalb könne das Traditionsgewürz von Knorr in gewissen Filialen vorübergehend ausgehen.

Machtkampf mit Migros

Der Hersteller räumt auf Anfrage ein, dass «da oder dort Lücken in den Regalen entstanden sind». In den letzten Wochen sei Aromat jedoch im grössten Teil des Schweizer Detailhandels verfügbar gewesen, schreibt die Medienstelle von Unilever, dem britischen Eigentümer des Nahrungsmittelproduzenten Knorr. Spätestens nächste Woche sollten die Lücken wieder vollständig geschlossen sein. Nicht so bei der Migros. «Dieser Artikel ist derzeit nicht verfügbar», prangt in den Filialen auf einem Hinweisschild am Aromat-Regal.

Hinter den Lücken im Sortiment beim orangen Riesen steckt ein ganz anderer Grund: Zwischen der Migros und dem Hersteller herrscht dicke Luft. Sie können sich beim Abnahmepreis nicht einigen. «Tatsächlich stehen wir derzeit in Verhandlungen mit dem Lieferanten», begründet ein Sprecher die leeren Regale.

Original in diesem Jahr besonders gefragt

Migros hat seine Restbestände verkauft und das Gewürz vorübergehend aus dem Sortiment genommen. «Wir sind überzeugt, mit dem Lieferanten schon bald eine gute Lösung für unsere Kundinnen und Kunden finden zu können», teilt die Migros weiter mit. Bis dahin stehe den Kunden mit der Eigenmarke Mirador eine gute Alternative zur Verfügung. Aldi Suisse verweist bei Engpässen ebenfalls auf die Eigenmarke.

Bei Coop und Lidl Schweiz sind die gelben Streudosen mit dem roten Knorrli-Motiv derzeit gut erhältlich, wie die beiden Unternehmen mitteilen. Sie scheinen von den Lieferengpässen nicht betroffen zu sein. «Die Regale werden laufend aufgefüllt», so ein Sprecher von Coop. Selbiges gelte auch für die Eigenmarken, heisst es bei Lidl.

Das Original ist in diesem Jahr aber besonders gefragt. «Aromat erfreut sich auch und vor allem zum 70. Geburtstag grosser Beliebtheit», heisst es vonseiten der Knorr-Besitzerin Unilever. Verkaufszahlen gibt der Konzern schon länger nicht mehr bekannt.

Prise Schweiz in der Dose

Die deutsche Firma Knorr vertreibt die gelbe Streuwürze bereits seit 1953. Trotzdem betrachten viele Schweizerinnen und Schweizer Aromat als nationale Errungenschaft. Und tatsächlich steckt eine Prise Schweiz in der Büchse. Schliesslich hat ein Schweizer die Erfolgsformel erfunden.

Walter Obrist wechselte 1945 im Alter von knapp 30 Jahren in die Schweizer Produktionsstätte von Knorr in Thayngen SH. Der ehemalige Küchenchef hatte ein Händchen für die Entwicklung von neuen Produkten. Nach monatelangen Reisen entwickelte er 1952 die geheime Aromat-Rezeptur: Hefe-Extrakt, Weizenglutamat, Pflanzenfett, Gemüse, Gewürze und Salz. Aus dem Mischverhältnis macht der Hersteller ein Geheimnis.

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