Diese Zahl schenkt ein: 800 Millionen Franken. So viel Umsatz verlieren mittelständische Ladenbetreiber, wenn es nun zu einem abrupten Lockdown kommen sollte. Wöchentlich! Ohne Berücksichtigung der Lebensmittelverkäufe. Diese düstere Schätzung macht der grösste Detailhandelsverband der Schweiz.
«Ein erneuter Lockdown, gleich welcher Dauer, hätte für die Branche und ihre Mitarbeiter katastrophale Folgen», warnt Dagmar Jenni (52), Direktorin der Swiss Retail Federation.
«Und je näher ein Lockdown zu Weihnachten hin fallen würde, umso höher wären die Ausfälle», sagt Jenni BLICK weiter. Denn in den kommenden Wochen, insbesondere jene von Ende November bis Ende Dezember, machen zahlreiche Läden der Branche bis zu 50 Prozent ihres Jahresumsatzes. Jenni spricht von Entlassungen und Konkursen als direkte Folgen eines Lockdowns, sei er auch noch so kurz.
Hunderttausende Angestellte zittern
Bangen deshalb bei den rund 310'000 mittelständischen Detailhandelsangestellten. Auch, weil durch einen Shutdown die Onlineshops wieder mit Bestellungen überschwemmt würden. Jenni spricht von «logistischen Engpässen», «Lieferverzögerungen» und der nötigen Bereitstellung neuer Zwischenlager – eine finanzielle Zusatzbelastung.
Laut ihr gibt es keinen Grund für einen temporären Lockdown des Detailhandels. Sie spricht von gut greifenden und eingespielten Schutzkonzepten. «Der Detailhandel hat sich nie als Ansteckungsherd erwiesen.» Statt massiver Eingriffe in die Wirtschaftstätigkeit regt sie den Ausbau des Contract Tracing an. Homeoffice und die Beschränkung von Versammlungen würden zudem helfen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Handelsverband warnt ebenfalls
Auch der Handelsverband Swiss warnt in dieser Woche vor einem Mini-Lockdown. Dieser sei keine Option für den Handel. Auch er sieht im Detailhandel keinen Ansteckungsherd für das Coronavirus.
Gemäss Konjunkturstelle KOF der ETH Zürich geht die Mobilität der Schweizerinnen und Schweizer seit Oktober wieder zurück. Noch seien sie allerdings mobiler als während der ersten Corona-Welle im Frühjahr. Auf die Einkäufe scheine die verschärfte Pandemiesituation noch keinen Einfluss zu haben.
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KOF-Direktor mit Milliarden-Schätzung
KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm (51) berät die Corona-Taskforce des Bundesrates in Wirtschaftsfragen. «Ein dreiwöchiger Lockdown kostet die Wirtschaft sicher einige Milliarden Franken», sagte er diese Woche im BLICK.
Drei Wochen? Bislang war noch von einem möglichen Mini-Lockdown von zwei Wochen die Rede. «Wir haben schon im Frühling gesehen, dass drei Wochen Lockdown nicht gereicht haben», dämpft der Konjunkturforscher die Erwartungen.